"Was?! Du kennst das nicht? Sekunde, ich such' dir das mal raus." Und schon öffnet sich die Plattenkiste. Wer kennt diesen Moment nicht? Man redet über Musik und auf einmal fällt ein Name – egal ob von einem Song, einem Künstler oder einem Album – mit dem man nicht so recht etwas anzufangen weiß. Und plötzlich hagelt es Lobpreisungen, Hasstiraden oder Anekdoten. Gerade dann, wenn der Gesprächspartner ins Schwärmen verfällt und offen zeigt, dass ihm das Thema wichtig ist, bittet man nicht allzu selten um eine Kostprobe. Die Musik setzt ein und es beginnt, was der Person so sehr am Herzen zu liegen scheint. In diesem Fall – was uns so sehr am Herzen liegt: Ein Auszug aus der Musik, mit der wir etwas verbinden, die wir feiern, die uns berührt. Ein Griff in unsere Plattenkiste eben.
Das Album von Ali As und MoTrip musste seit der Veröffentlichung ganz schön federn lassen. Kritiker:innen, YouTube-Kommentare und einzelne Rapper waren sich über die Qualität von "Mohamed Ali" einig. "Ich frohlockte, als euer Album floppte", rappt etwa Harry Quintana auf "Nein" süffisant über die Platte. Auch wenn ich selbst oft an dem Niveau des Gesamtwerks zweifle, habe ich trotzdem immer wieder Spaß an dem Album. Das liegt an einzelnen, richtig guten Songs – unter anderem an "Beatles".
In guter alter Rapper:innenmanier stellen sich MoTrip und Ali As auf dem Song in den Vordergrund und thematisieren den selbsternannten Legendenstatus, Modemarken und Sportwagen. Das ist zwar nicht tiefgründig, aber die Rapper haben sichtlich Freude beim Flexen. Besonders der oft deepe und raptechnisch komplexe MoTrip bricht aus seiner Rolle aus und man hört ihm deutlich an, dass er Spaß an der Sache hat. Bei schlechter Laune oder beim Sport ist diese inhaltliche Standardkost genau das Richtige. Den nötigen Antrieb dabei erschafft auch der Flow des Duos: Statt klassisch jeweils 16 Zeilen zu rappen und sich die Hook zu teilen, wechseln sich Ali As und MoTrip Zeile für Zeile oder Doppelreim für Doppelreim ab, sorgen so für Energie und ergänzen sich perfekt als Tag-Team. Zusammen mit der hochqualitativen Produktion von Miksu und Deats ist der Song voller Dynamik, die mich zuverlässig aus auftretenden Motivationstiefs zieht.
Auch wenn MoTrip und Ali As auf Albumlänge Schwächen haben, holt mich zumindest "Beatles" komplett ab. Kein geistreicher, aber unterhaltsamer und energiegeladener Rap. Und das Beste: Wer noch Bock hat, findet auf dem gesamten Album genug Tracks, mit denen man ähnlich Spaß haben kann.
(Jakob Zimmermann)