Schon seit die HipHop-Kultur noch in den Kinderschuhen steckte, sind Samples ein essenzieller Teil von ihr. Von alten Klassikern bis hin zu aktuellen Charthits lassen sich in unzähligen Songs Elemente aus bereits existierenden Werken finden. Wem erging es noch nicht so, dass er beim Musikhören über einen bekannten Sound gestolpert ist und sich daraufhin den Kopf über dessen Herkunft zerbrochen hat? Oft beginnt damit eine spannende Suche nach der Originalaufnahme quer durch die Musikhistorie. Aus diesem Grund stellen wir uns in unserem diesjährigen Adventskalender die Frage "Who sampled who?" und öffnen täglich ein neues Türchen: Wir präsentieren Euch 24 verschiedene deutsche Rapsongs und betrachten die Samples, welche sich darin verbergen.
Erinnerungskultur ist zentraler Bestandteil vieler Gesellschaften. Insbesondere im historischen Kontext Deutschlands ist sie von maßgeblicher Wichtigkeit. Zwischen 1941 und 1945 wurden bis zu 6,3 Millionen Jüd:innen durch den Nationalsozialismus ermordet. Sowohl für Opfer als auch Hinterbliebene begann der Künstler Gunter Demnig 1992, Stolpersteine in den Boden vor den Häusern derjenigen einzulassen, die während des NS-Regimes verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Von ebendiesen Mahnmalen handelt Trettmanns Track "Stolpersteine", der 2019 veröffentlicht wurde, um Geschehenes unvergessen zu halten.
Fast demütig erklingt zu Beginn des Songs eine Klaviermelodie, die dem Pianisten und Produzenten Nils Frahm zuzuschreiben ist. Sein Steckenpferd: die Kombination aus Neo-Klassik und minimalistischen Elektroklängen, die ihm bereits einige Berühmtheit in der deutschen Musikszene beschert hat. Das Sample trägt den Namen "The Roughest Trade". "Rough" – ein Adjektiv, welches das Leid der Betroffenen zwar in Worte fassen, es aber nicht annähernd beschreiben kann, und ein Titel, der so passend ist wie die "Stolpersteine" im Kopfsteinpflaster. Gerade deshalb ist es wichtig, die Erinnerungskultur zu wahren und Geschehenes ständig zu reflektieren, damit die Vergangenheit sich nicht wiederholt. Dabei sollen die mittlerweile in 26 Ländern vorzufindenden Stolpersteine helfen. Das ständige Ziehen von Parallelen zwischen heute und damals gelingt Tretti und verdeutlicht, wie wenig Aufarbeitung geleistet wurde, um rechte Bewegungen aufzudecken und ihnen bestmöglich entgegenzuwirken.
"Stolpersteine" trifft den Nerv der Zeit – vielleicht sogar mehr denn je. Rechtsextreme Akteur:innen sind, auch aufgrund ihrer penetranten Standhaftigkeit, eine der größten Bedrohungen der heutigen Zeit. Trettmann fasst dies treffend zusammen: "Der Schoß noch fruchtbar, aus dem das kroch." Es gilt nach wie vor, rechtem Terror keinen Platz zu verschaffen. Jeden Tag.
(Armina Takvorijan)
(Grafik von Daniel Fersch)