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Adventskalender

Who sampled who? – Türchen #15: "Easy" von Cro

Samples gel­ten seit jeher als ele­men­ta­rer Bestand­teil der HipHop-​Kultur. In unse­rem Advents­ka­len­der bli­cken wir hin­ter die Fas­sa­de von 24 deut­schen Rap­tracks und decken ihre Samples mit der dazu­ge­hö­ri­gen Geschich­te auf. Heu­te: Wel­ches Sam­ple ver­birgt sich hin­ter "Easy" von Cro?

Schon seit die HipHop-​Kultur noch in den Kin­der­schu­hen steck­te, sind Samples ein essen­zi­el­ler Teil von ihr. Von alten Klas­si­kern bis hin zu aktu­el­len Chart­hits las­sen sich in unzäh­li­gen Songs Ele­men­te aus bereits exis­tie­ren­den Wer­ken fin­den. Wem erging es noch nicht so, dass er beim Musik­hö­ren über einen bekann­ten Sound gestol­pert ist und sich dar­auf­hin den Kopf über des­sen Her­kunft zer­bro­chen hat? Oft beginnt damit eine span­nen­de Suche nach der Ori­gi­nal­auf­nah­me quer durch die Musik­his­to­rie. Aus die­sem Grund stel­len wir uns in unse­rem dies­jäh­ri­gen Advents­ka­len­der die Fra­ge "Who sam­pled who?" und öff­nen täg­lich ein neu­es Tür­chen: Wir prä­sen­tie­ren Euch 24 ver­schie­de­ne deut­sche Rap­songs und betrach­ten die Samples, wel­che sich dar­in verbergen.

 

 

Wer sich mit den ers­ten Releases von Cro aus­ein­an­der­ge­setzt hat, der weiß, dass Sam­pling zu die­sem Zeit­punkt ein fes­ter Bestand­teil sei­ner Musik war. Er bedien­te sich bei inter­na­tio­na­len Grö­ßen wie Vam­pi­re Weekend, Iggy Pop oder auch Bob­by Hebb. Letz­te­rer ver­öf­fent­lich­te in den 60er Jah­ren mit "Sun­ny" eine Soul­num­mer, die vie­le Cover­ver­sio­nen und Neu­auf­la­gen her­vor­brach­te und unter ande­rem durch einen Wer­be­spot für Raf­fae­lo bekannt ist. Auf Grund­la­ge die­ses Songs pro­du­zier­te Cro den Beat für einen sei­ner bekann­tes­ten Hits: "Easy".

Der Auf­bau ist schnell erklärt: Die ers­ten Tak­te von "Sun­ny" bil­den einen Loop aus vier Bars, der sich durch den kom­plet­ten Track zieht. Der Song steht und fällt aber erst mit dem ein­ge­setz­ten Vocal-​Chop "Easy", der sich immer auf die vor­he­ri­gen Zei­len des Rap­pers bezieht und die­se ver­voll­stän­digt. Dadurch ent­ste­hen eini­ge unter­halt­sa­me Wort­spie­le, bei denen man zum Teil mehr­mals hin­hö­ren muss, um sie zu ver­ste­hen. Unter ande­rem dann, wenn Cro die Flucht ergreift und "Runa­way wie Kany- … easy" singt. Der Track gip­felt schließ­lich in einer Anspie­lung auf den ver­stor­be­nen Bob­by Hebb: Der Stutt­gar­ter Rap­per greift die Hook­li­ne des Ori­gi­nals auf und besingt auf sei­ne eige­ne Art eine gewis­se "Sun­ny". Wäh­rend Bob­by Hebb mit sei­nem Song die Lie­be zu besag­ter Frau aus­drückt, ist Cro in sei­ner Inter­pre­ta­ti­on froh dar­über, dass sie end­lich weg ist. Die­ser Song löst ein gewis­ses Gefühl von Unbe­schwert­heit aus – und wenn man sich die Kom­men­ta­re unter dem Musik­vi­deo zum Song anschaut, wird schnell klar, dass es eini­gen so geht.

Kuri­os an der gan­zen Geschich­te ist, dass Cro mit sei­nem Hit kaum Geld ver­dient hat. Der Groß­teil der Ein­nah­men lan­det bei der Wit­we des ver­stor­be­nen Bob­by Hebb. Unterm Strich dürf­te der finan­zi­el­le Aspekt für Cro in die­sem Fall aber kei­ne gro­ße Rol­le spie­len, da die­ser Track ihm damals vie­le Türen öff­ne­te und zum Durch­bruch verhalf.

(Moritz Frie­den­berg)
(Gra­fik von Dani­el Fersch)