Schon seit die HipHop-Kultur noch in den Kinderschuhen steckte, sind Samples ein essenzieller Teil von ihr. Von alten Klassikern bis hin zu aktuellen Charthits lassen sich in unzähligen Songs Elemente aus bereits existierenden Werken finden. Wem erging es noch nicht so, dass er beim Musikhören über einen bekannten Sound gestolpert ist und sich daraufhin den Kopf über dessen Herkunft zerbrochen hat? Oft beginnt damit eine spannende Suche nach der Originalaufnahme quer durch die Musikhistorie. Aus diesem Grund stellen wir uns in unserem diesjährigen Adventskalender die Frage "Who sampled who?" und öffnen täglich ein neues Türchen: Wir präsentieren Euch 24 verschiedene deutsche Rapsongs und betrachten die Samples, welche sich darin verbergen.
Wer sich mit den ersten Releases von Cro auseinandergesetzt hat, der weiß, dass Sampling zu diesem Zeitpunkt ein fester Bestandteil seiner Musik war. Er bediente sich bei internationalen Größen wie Vampire Weekend, Iggy Pop oder auch Bobby Hebb. Letzterer veröffentlichte in den 60er Jahren mit "Sunny" eine Soulnummer, die viele Coverversionen und Neuauflagen hervorbrachte und unter anderem durch einen Werbespot für Raffaelo bekannt ist. Auf Grundlage dieses Songs produzierte Cro den Beat für einen seiner bekanntesten Hits: "Easy".
Der Aufbau ist schnell erklärt: Die ersten Takte von "Sunny" bilden einen Loop aus vier Bars, der sich durch den kompletten Track zieht. Der Song steht und fällt aber erst mit dem eingesetzten Vocal-Chop "Easy", der sich immer auf die vorherigen Zeilen des Rappers bezieht und diese vervollständigt. Dadurch entstehen einige unterhaltsame Wortspiele, bei denen man zum Teil mehrmals hinhören muss, um sie zu verstehen. Unter anderem dann, wenn Cro die Flucht ergreift und "Runaway wie Kany- … easy" singt. Der Track gipfelt schließlich in einer Anspielung auf den verstorbenen Bobby Hebb: Der Stuttgarter Rapper greift die Hookline des Originals auf und besingt auf seine eigene Art eine gewisse "Sunny". Während Bobby Hebb mit seinem Song die Liebe zu besagter Frau ausdrückt, ist Cro in seiner Interpretation froh darüber, dass sie endlich weg ist. Dieser Song löst ein gewisses Gefühl von Unbeschwertheit aus – und wenn man sich die Kommentare unter dem Musikvideo zum Song anschaut, wird schnell klar, dass es einigen so geht.
Kurios an der ganzen Geschichte ist, dass Cro mit seinem Hit kaum Geld verdient hat. Der Großteil der Einnahmen landet bei der Witwe des verstorbenen Bobby Hebb. Unterm Strich dürfte der finanzielle Aspekt für Cro in diesem Fall aber keine große Rolle spielen, da dieser Track ihm damals viele Türen öffnete und zum Durchbruch verhalf.
(Moritz Friedenberg)
(Grafik von Daniel Fersch)