Schon seit die HipHop-Kultur noch in den Kinderschuhen steckte, sind Samples ein essenzieller Teil von ihr. Von alten Klassikern bis hin zu aktuellen Charthits lassen sich in unzähligen Songs Elemente aus bereits existierenden Werken finden. Wem erging es noch nicht so, dass er beim Musikhören über einen bekannten Sound gestolpert ist und sich daraufhin den Kopf über dessen Herkunft zerbrochen hat? Oft beginnt damit eine spannende Suche nach der Originalaufnahme quer durch die Musikhistorie. Aus diesem Grund stellen wir uns in unserem diesjährigen Adventskalender die Frage "Who sampled who?" und öffnen täglich ein neues Türchen: Wir präsentieren Euch 24 verschiedene deutsche Rapsongs und betrachten die Samples, welche sich darin verbergen.
Dass Samples für die HipHop-Kultur essenziell sind, dürfte so gut wie jedem bewusst sein. So hat Produzent Morlockko Plus alias Morlockk Dilemma für den Titelsong zu Dölls im letzten Jahr erschienener EP "Kultur" passenderweise auch einige davon verwendet. Das wohl prägnanteste davon dürfte das mit Scratches von DJ Access versehene Vocal Sample in der Hook sein.
"Posing in Gosha – for the culture. We in the kitchen like vultures – for the culture", schallt die Stimme von Griselda Records-Leader Westside Gunn über den Beat. Die hier zu hörenden Zeilen stammen im Original aus dem Song "The Cow" featuring Conway the Machine. Dieser ist einer der bekanntesten in der Historie des Labels und gilt als Paradebeispiel für gelungenes, emotionales Storytelling. Passend zu den gesampelten Lyrics erzählen sowohl Döll und als auch sein Featurepartner Audio88 von ihrer ganz persönlichen Geschichte in der HipHop-Kultur und dem Kampf für ebendiese. So macht ersterer am Ende seines Parts klar: "Mach es für den Algorithmus, mach es für 'ne Uhr – ich mach' es für die Kultur." Insgesamt scheint Döll dem gesampelten Song sehr viel Bedeutung zuzuschreiben, denn schon der Opener "Für den Fall" zu seinem Album "Nie oder jetzt." aus dem Jahr 2019 basiert auf demselben Sample wie "The Cow". Darüber hinaus hat Döll dort den Song auch lyrisch gesehen stellenweise neu interpretiert, der auf dem 2016 erschienenen Westside Gunn-Mixtape "Hitler Wears Hermes 4" auch den Opener darstellt.
Während seiner letzten Tour trug Döll sogar bei einigen Auftritten Merchandise der Griselda Records-Crew und zollte damit einer der meistdiskutierten Rapgruppen in Amerika Respekt. Zusätzlich ist auch eine thematische Überschneidung zwischen beiden zu finden. Denn sowohl bei Döll als auch in den Songs von Conway The Machine, Westside Gunn oder Benny The Butcher geht es oft um den Kampf gegen widrige Umstände und persönliche Schicksalsschläge. So zeichnet sich hier eine von Dölls Inspirationsquellen nicht nur deutlich ab, sondern wird darüber hinaus direkt in seine Musik integriert.
(Nico Maturo)
(Grafik von Daniel Fersch)