Suff Daddy – Pompette
"Was?! Du kennst das nicht? Sekunde, ich such' dir das mal raus." Und schon öffnet sich die Plattenkiste. Wer kennt diesen Moment nicht? Man redet über Musik und auf einmal fällt ein Name – egal ob von einem Song, einem:einer Künstler:in oder einem Album – mit dem man nicht so recht etwas anzufangen weiß. Und plötzlich hagelt es Lobpreisungen, Hasstiraden oder Anekdoten. Gerade dann, wenn der:die Gesprächspartner:in ins Schwärmen verfällt und offen zeigt, dass ihm:ihr das Thema wichtig ist, bittet man nicht allzu selten um eine Kostprobe. Die Musik setzt ein und es beginnt, was der Person so sehr am Herzen zu liegen scheint. In diesem Fall – was uns so sehr am Herzen liegt: Ein Auszug aus der Musik, mit der wir etwas verbinden, die wir feiern, die uns berührt. Ein Griff in unsere Plattenkiste eben.
"The Gin Diaries" oder "Sympathy For Liqour" – Suff Daddy hat immer wieder den Hang dazu, Albumnamen mit Alkohol-Bezug aus dem Ärmel zu schütteln. Ebenso bei seiner jüngsten Platte "Pompette", was auf französisch "leicht beschwipst" bedeutet. Mit dem dazu passenden Soundbild unterstützt durch diverse Künstler:innen überzeugt mich dieses Release immer wieder aufs Neue.
Bei der Mischung aus Tracks, die zum Tanzen anregen, Downtempo und synthetischen Beats ist es schwierig, das Album auf einen Stil festzunageln. Die Auswahl der Sounds reicht von elektronisch klingenden Keys über klirrende Effekte bis zu Elementen aus Funk, Lo-Fi und R 'n' B. Beeindruckend finde ich dabei, dass Suff Daddy es schafft, die einzelnen Soundelemente klar hervorzuheben, ohne die Tracks unharmonisch klingen zu lassen. Trotz Stil-Diversität der Songs bleibt er seinen typischen Laid Back-Beats treu, zu denen man sich gerne, passend zum Albumtitel, ein Gläschen einschenkt. Neben den Instrumentals des Berliner Produzenten darf man auf "Pompette" so vielen Features lauschen wie bei keinem seiner Alben zuvor. Er bietet unter anderem Kadeshia, seiner Band The Lunchbirds, J Dillas kleinem Bruder Illa J, Horim und JuJu Rogers eine Bühne – um nur eine Handvoll zu nennen. Für die Tracks "Probably Broccoli" und das Outro "Too much" holt er sich mit S. Fidelity und Torky Tork auch von Producer-Kollegen Unterstützung. Die Mischung und Abwechslung von On Beat-Performance und Instrumentaltracks spielen dem spannenden Hörerlebnis zusätzlich in die Karten.
Nicht nur namentlich und soundästhetisch wird das Thema Suff zelebriert, auch das bunte Artwork der Platte schreit nach sektreicher Partynacht. Verantwortlich dafür ist neben dem Fotograf Robert Winter auch das Street Art-Duo Low Bros aus Berlin und Hamburg. Das 2020 erschienene Album von Suff Daddy ist damit ein Zusammenkommen vieler Kunstschaffender, das bei keinem feucht-fröhlichen Plattenhören fehlen darf.
(Johanna Kaatz)