"Was?! Du kennst das nicht? Sekunde, ich such' dir das mal raus." Und schon öffnet sich die Plattenkiste. Wer kennt diesen Moment nicht? Man redet über Musik und auf einmal fällt ein Name – egal ob von einem Song, einem:einer Künstler:in oder einem Album – mit dem man nicht so recht etwas anzufangen weiß. Und plötzlich hagelt es Lobpreisungen, Hasstiraden oder Anekdoten. Gerade dann, wenn der:die Gesprächspartner:in ins Schwärmen verfällt und offen zeigt, dass ihm:ihr das Thema wichtig ist, bittet man nicht allzu selten um eine Kostprobe. Die Musik setzt ein und es beginnt, was der Person so sehr am Herzen zu liegen scheint. In diesem Fall – was uns so sehr am Herzen liegt: Ein Auszug aus der Musik, mit der wir etwas verbinden, die wir feiern, die uns berührt. Ein Griff in unsere Plattenkiste eben.
Ob Klapse Mane, Kauz oder Rocco Vice – Christoph Kautz hat viele Künstleridentitäten und überrascht seine Hörer immer wieder mit neuen musikalischen Einflüssen. Ob Oldschool-HipHop, Kneipen-Pop oder sogar Techno, alle seine Akas klingen gänzlich verschieden. Und alles läuft bei mir immer wieder "auf Schleife", was auch der Titel seines zweiten Albums als Klapse Mane ist.
Allerdings meint er damit wohl etwas anderes als Musik, denn bei Klapse ist der Name Programm. Stets druff, stets kurz vorm Kollaps zelebriert der Berliner unter diesem Namen vor allem eines: den Absturz. Jeder Song ist geprägt von Vergleichen und Synonymen für den Konsum unterschiedlichster chemischer Substanzen. Allerdings zieht mich etwas ganz anderes immer wieder zu diesem Release zurück. Etwas, das zwischen den Zeilen liegt. Denn hinter all dieser Drogenverherrlichung sticht immer wieder der Grund für seine Sucht hervor: Schmerz und der Drang, vor diesem zu fliehen. Gerade "Hand in Hand" oder auch "Ein bisschen Zeit" zeigen deutlich, wie sehr der Berliner sich wünscht, wieder auf festem Boden zu stehen. Wegzukommen von den Lastern, die seinen Schmerz betäuben. Dass ausgerechnet hier auch die Beats, die fast komplett von ihm stammen, weit melodischer und melancholischer werden, verstärkt diese Wirkung noch zusätzlich. Auch in den restlichen Songs lässt Klapse Mane durchblicken, wie kaputt und verzweifelt er ist. Allerdings geschieht das immer nur in einem Nebensatz oder es geht in der Stimmung ganz unter. Denn der Rest der Platte ist wie die sonst von ihm gewohnten Beats: Memphis-lastig und oft psychedelisch.
Klapse Mane ist am Ende die Überspitzung von Christophs innersten Kämpfen mit sich selbst getarnt in seiner ganz eigenen Form von Memphis-Rap – umhüllt von Einblicken in seine Drogenexzesse. Das kann man hassen und als nicht sonderlich innovativ abtun. Ich hingegen liebe es, mir diese schmerzerfüllte Künstleridentität immer wieder "Auf Schleife" zu geben.
(Lukas Päckert)