"Was?! Du kennst das nicht? Sekunde, ich such' dir das mal raus." Und schon öffnet sich die Plattenkiste. Wer kennt diesen Moment nicht? Man redet über Musik und auf einmal fällt ein Name – egal ob von einem Song, einem Künstler oder einem Album – mit dem man nicht so recht etwas anzufangen weiß. Und plötzlich hagelt es Lobpreisungen, Hasstiraden oder Anekdoten. Gerade dann, wenn der Gesprächspartner ins Schwärmen verfällt und offen zeigt, dass ihm das Thema wichtig ist, bittet man nicht allzu selten um eine Kostprobe. Die Musik setzt ein und es beginnt, was der Person so sehr am Herzen zu liegen scheint. In diesem Fall – was uns so sehr am Herzen liegt: Ein Auszug aus der Musik, mit der wir etwas verbinden, die wir feiern, die uns berührt. Ein Griff in unsere Plattenkiste eben.
In Sachen HipHop aus Sachsen bekomme ich, obwohl dort wohnhaft, nicht oft etwas von neuen Artists mit. Man kennt die Stars und Sternchen, die sich dann mit entsprechender Reichweite aber meist nach Berlin verziehen. Doch erst letztes Jahr stieß ich wieder auf einen neuen Lichtblick am ostdeutschen Sternenhimmel: DK.DANDO. Das Leipziger Duo ist gefühlt noch so Untergrund wie der hiesige Bergbau, aber hat mich direkt überzeugt. Grund genug, sich die "Nachtschalter"-EP mal näher anzuschauen.
Denn "wenn Ritter Dando flext, is' alles easy". Sowohl für den Rapper selbst als auch für den Hörer. Ritter Dando rappt mit einer Lässigkeit wie Leichtigkeit über die Beats und erzählt dabei ein wenig aus dem eigenen Alltag: bisschen buffen, bisschen cornern in Leipzig, während andere für "Dicke Batzen" ackern. Klingt nicht sonderlich spektakulär, aber die Art und Weise, wie er rappt und dabei stets einen ganz eigenen Humor einfließen lässt, macht das Ganze hörenswert. Da wird selbst seine Schilderung der Fahrt im Flixbus interessant, wenn in dem Part dazu Lines fallen wie "Ich habe 100 Euro, aber höre 50 Cent". Doch nicht nur die mal mehr, mal weniger flachen Witze von Dando lassen mich immer wieder zur "Nachtschalter"-EP zurückkehren. Die Beats von D.K.denz geben der Leichtigkeit des Rappers noch den gewissen Kick. Der Produzent krallt sich für vier der fünf Tracks etwas angestaubte, jazzige Samples, legt satten Bass darunter, die ein oder andere Snare darüber und fertig – klassischer Boom bap mit einem Hauch Moderne. Nicht zu viel, nicht zu wenig, da nickt der Kopf. Lediglich der letzte Track geht mehr Richtung Trap, wirkt aber dennoch nicht deplatziert.
DK.DANDO sind Lokalpatrioten. Der Rapper droppt viele Verweise über die Herkunft der beiden und steht dieser trotzdem kritisch gegenüber. Denn neben dem humorvollen Blick auf die Heimat fallen stets auch Lines gegen vorherrschende Probleme wie etwa die AfD. Und genau deswegen sind DK.DANDO, hier exemplarisch mit "Nachtschalter", für mich einer der Lichtblicke für guten Rap aus dem tiefsten Osten.
(Lukas Päckert)