"Was?! Du kennst das nicht? Sekunde, ich such' dir das mal raus." Und schon öffnet sich die Plattenkiste. Wer kennt diesen Moment nicht? Man redet über Musik und auf einmal fällt ein Name – egal ob von einem Song, einem Künstler oder einem Album – mit dem man nicht so recht etwas anzufangen weiß. Und plötzlich hagelt es Lobpreisungen, Hasstiraden oder Anekdoten. Gerade dann, wenn der Gesprächspartner ins Schwärmen verfällt und offen zeigt, dass ihm das Thema wichtig ist, bittet man nicht allzu selten um eine Kostprobe. Die Musik setzt ein und es beginnt, was der Person so sehr am Herzen zu liegen scheint. In diesem Fall – was uns so sehr am Herzen liegt: Ein Auszug aus der Musik, mit der wir etwas verbinden, die wir feiern, die uns berührt. Ein Griff in unsere Plattenkiste eben.
"Räuber oder Koch" war mein erster Kontakt mit KDM Shey, GPC und Donvtello. Dabei war ich so begeistert von der EP, dass sie in mir eine regelrechte Recherche-Sucht nach weiteren Releases der drei MCs auslöste. Diese Entdeckungslust versetzte mich in die 00er Jahre zurück, als es mir mit dem Royal Bunker- und Bassboxxx-Umfeld schon einmal so ging. Auch diese EP führte mich voller Begeisterung in eine neue Rap-Sparte ein und dafür bin ich den Dreien sehr dankbar.
Von Anfang an zog mich der Vibe in seinen Bann. Der erste Titel "Verschenke nix (was Warmes)" beginnt mit einer ruhigen Melodie, woraufhin sich der Beat langsam steigert. Die Base setzt ein, dann die Autotune-geschwängerte Stimme von KDM Shey und letztendlich die Snare sowie die für Trap charakteristische Hi-Hat. Ich war wie weggeblasen. Der Kopf nickte unbewusst mit und sagte "Ja" zu jedem weiteren Takt. Abgerundet wird der Track von perfekt gesetzten Adlibs und dem harten Gespitte von Donvtello, was mich direkt nach Tickets für die nächste Tour suchen ließ. Auch die restlichen Titel der EP sind nach diesem Erfolgsrezept gestrickt. Meine Stimmung stieg Lied für Lied weiter an. Beim zweiten Hören kam dann noch eine weitere Ebene für mich hinzu: die starken Punchlines. Obwohl die Texte eher düster sind und einen tristen Lebensstil beschreiben, bleibt der Humor nicht auf der Strecke. "Und mein Nachbar ist kein Nachbar mehr, weil er kein Haus hat", "Koka-Brocken, 2015 trotzdem Steinzeit" und "Schnelle Mäuse so wie Speedy Gonzales" sind nur ein paar meiner Highlights. Auch nach mehrmaligem Hören bringen sie mich noch zum Lächeln. Im Allgemeinen harmonieren Beats, Rap und Texte so perfekt wie die drei MCs.
Es gibt Releases, die vom ersten Takt an den Geschmack des Hörers genau treffen. Genauso ging es mir mit der "Räuber oder Koch"-EP von KDM Shey, GPC und Donvtello. Bereits nach der Hälfte des ersten Lieds war ich vollends begeistert. Ein Gefühl, das sich mit jedem weiteren Song nur verfestigte. Anschließend an die letzten Töne des abschließenden Tracks konnte ich dann nicht anders, als das Werk noch mal zu hören und noch mal …
(Blan P)