Es geht rauf und dann runter so leicht.
Bro, ich wollt' vor Stunden schon heim.
Im November 2019 beendete Goldroger seine dreijährige Schaffenspause auf besondere Weise: Er veröffentlichte nicht nur "Diskman Antishock", sondern stellte zeitgleich zwei weitere Teile der Albumreihe in Aussicht. Im Mai folgte nun Part zwei der Trilogie, der sowohl einzeln als auch gemeinsam mit dem Vorgänger veröffentlicht wurde.
Wer versucht, die Musik des Rappers in eine Kategorie einzuordnen, hat es auf seiner neuesten Veröffentlichung besonders schwer. Denn scheinbar mühelos gelingt hier eine musikalische Verwebung, die sich durch alle Ebenen zieht: Trapsounds treffen auf Gitarrenriffs, melodischer Gesang wird von treibenden Rappassagen abgelöst, und Texte über Depressionen sind genauso zu finden wie Zeilen über die Leichtigkeit im Rausch. Unpassend wird es dabei nie, was soundtechnisch den Stammproduzenten Dienst&Schulter zu verdanken ist. Das Duo aus Köln sorgt für stilsichere Instrumentals, in denen keines der Pop-, Rock- oder Synthie-Elemente zu dick aufgetragen wirkt. Die beiden bedienen sich aus den verschiedensten Bereichen, sodass die Mischung daraus zu etwas Eigenem wird, ohne dabei in abgedroschene Genre-Klischees abzurutschen. Die Instrumentals harmonieren mit Goldroger und bieten ihm genug Platz für seinen Stil. Neben stimmigen Gesangspassagen rappt er oft eher entspannt, was sich stellenweise wie atmosphärischer Mumblerap anhört. Allerdings bedeutet das nicht, dass er keine Energie transportieren kann. Seine Tracks fesseln – egal, ob sie eher ruhig oder treibend sind. Das liegt auch daran, dass seine Songs voller popkultureller Anspielungen sind, die zusammen mit den kryptisch verschleierten Lyrics zum wiederholten Hören einladen.
Mit "Diskman Antishock I + II" hat Goldroger etwas geschaffen, das fast allein dasteht. Denn selten war Musik in der deutschen Raplandschaft künstlerisch so anspruchsvoll, dabei noch angenehm hörbar und durchgängig innovativ. Das steigert sowohl die Vorfreude auf als auch das Bedauern über das nahende Ende der Trilogie.
(Jakob Zimmermann)