Nein, die Schule hat mir gar nichts beigebracht.
Puste Rauch raus aus dem Schiebedach.
2018 wurde der bis dahin unbekannte Rapper Jamule bei PA Sports' Label Life Is Pain unter Vertrag genommen, ohne zuvor einen einzigen Song veröffentlicht zu haben. Mit ordentlich Vorschusslorbeeren folgt nach einer EP nun das erste Album.
"LSD" steht bei Jamule für "love, sex, dreams" – positive Vibes also. Damit lassen sich die Inhalte des Albums auch gut beschreiben. Es geht fast ausschließlich um angenehme Dinge wie schöne Frauen, Wohlstand und gelebten Hedonismus. Auch wenn diese technisch einwandfrei präsentiert werden, hat man das alles schon einmal von anderen Künstlern gehört. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die gesungenen Hooks – und teilweise Parts – stimmlich wenig von Künstlern wie Trettmann unterscheiden. Den einzigen Lichtblick in einem sonst inhaltlich eher uninteressanten Release stellt "Guapa de Sevilla" dar, da der Künstler dort seine spanischen Wurzeln einfließen lässt, um dem Track eine persönliche Note zu verleihen. All dies ändert aber nichts daran, dass die 13 Anspielstationen des Albums hervorragend und abwechslungsreich produziert sind. Um im Hintergrund gespielt zu werden, eignet sich "LSD" perfekt, eine wirkliche Tiefe wird jedoch zu keinem Zeitpunkt hergestellt – da helfen auch die Gastbeiträge nicht. Insbesondere Eno hinterlässt Enttäuschung, wenn er der Hook-Zeile "Ja, denn das Geld kommt nicht vom Nichtstun" direkt widerspricht, indem er mit "Geld kommt bei mir auch vom Nichtstun" in seinen Part einsteigt. Das hätte man bestimmt klüger lösen können und stützt die These, dass man auf dem Album insgesamt nicht genauer hinhören sollte.
Jamule erweckt auf seinem ersten Langspieler den Eindruck, Einflüsse von einschlägigen Playlists wie Modus Mio reproduzieren zu wollen. Leider lässt der technisch sehr begabte Rapper dabei ein Alleinstellungsmerkmal vermissen. Der Erfolg wird ihm damit in heutigen Zeiten dank ebenjener Playlists wohl trotzdem nicht verwehrt bleiben.
(Michael Collins)