Man könnte meinen, dass wir nicht authentisch sind.
Dann würd' ich meinen: Ihr seid taub oder blind.
Wenn man die Kölner Lugatti & 9ine als die dopesten Newcomer der Domstadt bezeichnen würde, wäre das zwar ein gewagtes Statement – aber auch schwierig zu widerlegen. Denn die zwei Rapper haben sich seit 2017 eine stetig wachsende Fanbase aufgebaut und knacken mittlerweile auch mal die Millionengrenze auf Spotify. Auch zum dritten Teil ihrer "Man kennt sich"-Reihe stehen die Zeichen für massig Klicks wieder gut.
Es ist unschwer zu erkennen, dass es bei den beiden ziemlich gut läuft: Ausverkaufte und hochverlegte Konzerte in der Heimatstadt, JUICE-Premiere oder Support bei OG Keemo zeugen vom Erfolg. Damit es auch so weitergeht, bleibt das Grundgerüst auf der jüngsten EP soundtechnisch und thematisch gleich – wird aber durch neue Kombinationen frisch gehalten. Es wird also mit Memphis Rap-Sound über Gras, die Hood oder die Gang gespittet und weitestgehend auf tiefgründige Texte verzichtet. Dabei helfen Gäste aus ihrem Umfeld, die allerdings häufig etwas hinter Lugatti & 9ine zurückbleiben. Das Feature-Highlight bildet dabei "Sonnenuntergang" mit Longus Mongus aus der BHZ-Crew. Der Track zeichnet ein entspanntes Großstadtfeeling, das allerdings bei einem Release im Sommer etwas besser funktioniert hätte. Dass die Vibes so gut ankommen, liegt natürlich auch an den Beats. Die kommen traptypisch nicht an einer Menge 808-Bass und Hi-Hat-Rolls vorbei, hören sich jedoch nicht verbraucht an. Produziert wurden die Instrumentals von einer Reihe verschiedener Künstler. Die meisten kommen aber nach wie vor von Traya, der schon lange passende Bretter für das Duo liefert.
"Man kennt sich 3.0" ist eine logische Konsequenz aus den bisherigen Releases von Lugatti & 9ine. Es bleibt beim bekannten Sound, der immer besser produziert klingt und nach wie vor einwandfrei funktioniert. Es wäre nur wünschenswert, wenn statt einer weiteren EP endlich mal das Album käme, das bereits auf dem vorherigen Teil der Reihe angeteasert wurde.
(Jakob Zimmermann)