Deutscher Rap – ich mach' dieses Thema wieder dope.
Bin im Land, das grad' seine größten Fehler wiederholt.
Es war dieses Jahr sehr ruhig im Freunde von Niemand-Camp. Auch Bosca, neben Labelchef Vega das zweite Zugpferd der Frankfurter, hat seit zwei Jahren nichts mehr von sich hören lassen. Mit seinem vierten Album wirkt er beiden Umständen auf einmal entgegen. Es wird wieder Zeit für etwas Lärm – für "Riot".
Der Albumtitel ist bei Bosca Programm: Der Wiesbadener rappt aggressiv, laut, druckvoll und verschafft sich so Gehör. Aber wofür verschafft er sich das überhaupt? Natürlich kommt hier die ein oder andere relevante Zeile über Probleme, die in unserem Land herrschen. Das beweist bereits die eingangs zitierte Line. Sonst geht es hauptsächlich um sein Label, das er über alles liebt, um den sehr oft – und dabei zu unkritisch – erwähnten eigenen Alkoholkonsum sowie um seinen Hass auf Mainstream-Rapper. So richtig hängen bleibt dabei nicht viel. Stattdessen gibt es fragwürdige Wie-Vergleiche wie etwa "Jeder macht auf Gauner wie der Tingel-Tangel-Bob" oder die vor Plattitüden triefende "Achterbahn"-Hook von Face. Die bereits erwähnte Vortragsweise, die bei Bosca in fast jedem Track zum Einsatz kommt, macht das leider nicht besser. Selbst ruhige Beats berappt er dröhnend und energisch, was nur schwer zusammenpasst. Lediglich der Track "Wieder auf Krawall" mit Vega sticht mit dem an Grime angelehnten Style wirklich hervor. Ansonsten sucht man weitere Highlights auf "Riot" eher vergeblich. Für die Beats, die im Vergleich zu vielen aktuellen Produktionen sehr einfallslos wirken, gilt leider das Gleiche.
"Riot" ist definitiv laut. Und Bosca kann sicher auch prägnante Zeilen spitten, wie er zumindest vereinzelt beweist. Doch stattdessen liefert er mit seinem neuesten Album zum Großteil eher platte Motivationsmusik und simple Tracks zum Mitgrölen. Im Deutschrap-Kosmos, welcher durch andere Veröffentlichungen derzeit so bereichert wird, wirkt ein solches Album etwas belanglos. Genügend Anklang wird es vermutlich trotzdem finden.
(Lukas Päckert)