Meine Stimme macht das Geld, Digga, scheiß auf meine Fresse.
Konsequent undercover, konsequent nicht mehr lächeln.
Antifuchs ist genau das, was deutscher Rap braucht: Eine Rapperin mit charakteristischer Stimme, die mit ihren mühelos erscheinenden, amtlichen Flowpattern zu überzeugen weiß und einen hohen Wiedererkennungswert besitzt. Was ihren Sound betrifft, so setzt sie sich keine Grenzen, hält sich aber stets an ihre heiligen drei Prinzipien: "Love, Weed & Mittelfinger".
Das zweite Album der Künstlerin mit der Maske ist mit 21 Anspielstationen ein ordentliches Brett. Solch eine Menge an Tracks hat in vielen Fällen zur Folge, dass man als Hörer abschaltet, da man die Bindung zur Platte verliert. Dieses Problem besteht bei "Love, Weed & Mittelfinger" allerdings nicht. Mit ihrem abwechslungsreichen Style schafft es Antifuchs, ihr Album über die volle Distanz interessant zu halten. Verantwortlich dafür ist zum einen der Mix aus energiegeladenen Turn Up-Hymnen wie "Pisdez" oder "Kräuter, Knobi, Feta" und deeperen Tracks wie "Fallen". Zum anderen verhindern die a cappella gerappten Skits, die das Album in Kapitel unterteilen, dass beim Hören ein Gefühl von Monotonie einsetzt. Der wichtigste Punkt ist jedoch die markante, rotzige Stimme, welche Antifuchs perfekt zu kontrollieren weiß. Auf "Still" beispielsweise wirkt der Chorus fast schon geschrien, was dem Track eine unglaublich eindringliche Note verleiht. In Songs wie "Fake It Till You Make It" wiederum flowt sie schnörkellos und in amtlicher Battlerap-Manier über die Beats, ohne dass sich ihre Stimme überschlägt oder aufdringlich wirkt.
Mit "Love, Weed & Mittelfinger" liefert Antifuchs ein Paradebeispiel für eine vielschichtige Platte. Sie verzichtet auf Rap nach Schema F, zeigt sich experimentierfreudig und sorgt immer wieder für Überraschungsmomente. Dass sie eine verdammt talentierte Künstlerin ist, wussten einige wahrscheinlich schon nach ihrem Debütalbum "Stola". Nach diesem Release sollte das nun auch der Letzte verstanden haben.
(Thomas Linder)