Ich wanke zwischen Mitleid und Verständnis für die Wutbürger.
Glatzen sieht man nicht, sie tragen einen Hut drüber.
Afrob gehört zu den Rappern innerhalb der Szene, die über viele Jahre hinweg konstant Output liefern. Ein paar seiner Songs gelten als wahre Klassiker. Nun releast er mit "Abschied von Gestern" bereits sein siebtes Soloalbum. Deutet der Titel eine Veränderung seines bisherigen Styles an oder steckt etwas anderes dahinter?
Der Sound ist anders als das, was man von Afrob bisher kennt. Keiner der Beats geht Tempo-technisch besonders nach vorne, vielmehr bewegen sie sich im eher entschleunigten Bereich – um die 90 BPM. Es handelt sich dabei um Boom bap-Instrumentals, teilweise mit hörbaren Westcoast-Einflüssen. Die reduzierte Geschwindigkeit führt dazu, dass – zusammen mit Afrobs tiefer Stimme – an einigen Stellen ein recht träger Sound zustande kommt. So fehlt manchen Songs die Dynamik. Der Rapper versucht sich auf seiner Platte zudem öfter an Gesangseinlagen innerhalb der Hooklines und Parts. Leider wird dadurch ein seltsamer Vibe transportiert, denn das Zusammenspiel von Gesang und Instrumental entwickelt sich stellenweise im Ohr zu einer eher disharmonisch klingenden Angelegenheit. Inhaltlich ist "Abschied von Gestern" eine Mischung aus biografischen, gesellschaftskritischen und solchen Songs, in denen Afrob die Fahne für HipHop hoch hält. Die Themenauswahl ist breit gefächert und eine persönliche Note des Künstlers immer klar hörbar. Jedoch ist in einigen Titeln zu viel Namedropping enthalten und genau diese Songs sind zudem auch noch direkt nacheinander auf dem Album platziert. Dafür sind Tracks, die das Thema Rassismus aufgreifen, wie zum Beispiel "Flüchtling4Life", textlich wiederum wirklich stark.
Afrob klingt auf seiner Platte überwiegend anders als gewohnt. Inhaltlich ist "Abschied von Gestern" meist überzeugend. Jedoch stören die experimentellen Ansätze in Sachen Gesang oft und müssen sich klar hinter den Songs anstellen, bei denen nur gerappt wird. Somit ist sein Album zwar ein mutiges Unterfangen, aber kein Meilenstein.
(Dzermana Schönhaber)