Deutscher Rap: Ich bin ein Cocktailkirschchen auf 'nem Haufen Scheiße.
Gefühlt erscheint jede Woche ein neues Release aus dem Hause Sichtexot. Und bei dem ein oder anderen hatte auch Tufu seine Finger mit im Spiel. Dennoch, seit seinem letzten Solowerk sind inzwischen sechs Jahre ins Land gezogen. Allerhöchste Zeit also für ein eigenes Album. Selbstverständlich kein normales, nein: "ein T.U.F. Vierspuradventure" mit dem Namen "Moorloch".
Eigentlich mehr Aufnahmesession als fertiges Release, führt Tufu den Hörer so nah wie nur möglich an den Entstehungsprozess des Werks heran. Soll heißen: Man fühlt sich sofort in den Moment der Aufnahme selbst versetzt. Von Beats, die in Echtzeit entstehen und sich langsam entfalten, über ignorant im One Take eingerappte Texte bis hin zu Kommentaren über das versehentliche Berühren des Mics beim Gestikulieren. Spontanität trifft auf Routine, Handwerk auf Zufall. Während inhaltlich wie gewohnt wacke MCs gekillt werden und die Szene an sich ob ihrer Doppelmoral und Lächerlichkeit überführt wird, summen und brummen die Sounds der 90er vor sich hin. Egal, ob absichtlich oder nicht: Alles, was seinen Weg ins Mikrofon findet, gehört zur Platte. So ergibt sich ein Gesamtkunstwerk, eingehüllt in das Knistern von Vinyl und Tape, Textaussetzer und eine Jam-Atmosphäre, die dieses Album so einzigartig wie nur irgend möglich machen.
Sechs Jahre seit dem letzten Album und dennoch ist das Ergebnis jede Sekunde des Wartens wert. Und so reiht sich ein weiteres geniales Ding in die SXT-Diskographie ein. Die nächsten sind sicher schon in Aussicht. Doch solange Sichtexot-Releases ein ums andere Mal so überraschen, darf diese Taktung an Veröffentlichungen liebend gern beibehalten werden.
(Daniel Fersch)