Bilder von 5000 scheiß Uhren, die sich drehen – mir komm'n die Tränen.
Bilder von RAF Camora an seinem Zenit – Resumee.
Inzwischen sollte RAF Camora jedem Hörer deutschsprachiger Rapmusik als Halter sämtlicher nennenswerter Rekorde bekannt sein. An der Seite von Bonez MC hat er hierzulande Dancehall-Einflüsse im HipHop etabliert. Dass er allerdings bereits in den 2000er Jahren Alben und Mixtapes veröffentlicht hat, wird oft vergessen. Im Gegensatz zu anderen Künstlern, die die Bühne viel zu spät verlassen, will er seine lange Karriere nun auf dem "ZENIT" zu einem Abschluss bringen.
Dabei nimmt RAF den Hörer mit auf eine musikalische Zeitreise durch seine Diskografie. Sie beginnt beim Debütalbum "Nächster Stopp Zukunft" aus dem Jahr 2009 und reicht bis zu seinem letzten Solorelease "Anthrazit" von 2017. Dies geschieht zum Teil explizit in Form von eingeschobenen alten Parts und "Resumee"-Skits, die mit den Instrumentals von damals arbeiten – aber an manchen Stellen auch etwas subtiler. So wird auf "Verändert" bereits zum dritten Mal in Camoras Karriere "Children" von Robert Miles gesampelt. Erstmals geschah dies auf dem Song "Fallen" mit seinem damaligen Dauerfeature Nazar, dessen Platz als musikalischer Partner sowohl generell als auch auf dem genannten Song nun Bonez MC eingenommen hat. Durch abwechslungsreiche Produktionen und einen variablen Stil entkräftet der Wiener den Vorwurf, seine Songs würden in letzter Zeit immer gleich klingen. So gelingt es dem Künstler auf seinem neuen Werk erneut, einen für das Album eigenen Sound zu erschaffen, der gleichzeitig das Konzept, dass es sich um das letzte Album handeln soll, passend wiedergibt.
Der Titel ist für die vorliegende Platte perfekt gewählt. Es gelingt RAF Camora mit viel Liebe zum Detail einerseits, Brücken zu verschiedenen Stationen seines Lebenswerks zu schlagen, und andererseits, etwas Neues zu erschaffen, das durch Qualität überzeugt. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei sogar um sein bestes Album – eben den "ZENIT".
(Michael Collins)