Fick den Aufnäher, der auf dei'm Rucksack klebt.
Du bist so 'n Mensch, bei dem dem Humanist die Lust vergeht.
Eins ist klar: Berlin hat raptechnisch allerlei zu bieten. Man kennt viele namhafte Künstler und Crews aus der Hauptstadt. Doch auch im Untergrund gibt es einige Artists, an deren Skills es wohl kaum liegen mag, dass sie dort verweilen. Dazu zählt auch die Crew Forcki9ers, die nun mit "Petersburger Hängung" ihr zweites Release abliefert.
Sind mehrere Rapper an einem Album beteiligt, kann es sich schwierig gestalten, ein stimmiges Gesamtbild zu schaffen. Bei manchen Crews hat man sogar das Bedürfnis, den ein oder anderen Part einfach zu skippen. Auf der Platte der Forcki9ers findet man kein derartiges Beispiel, denn die vier harmonieren perfekt miteinander. Durch die überwiegend Boom bap-lastigen Beats von HawkOne und die Cuts von DJ Cutrock wird ein Rahmen für die Rap-Parts geschaffen, der passender nicht sein könnte. Es werden Geschichten vom Corner erzählt, die Szene bekommt ihr Fett weg und auch die Gesellschaft – vor allem deren Konsumwahn – geht nicht leer aus. Ganz ohne erhobene Zeigefinger verpacken die Forcki9ers ihre Kritik stets humorvoll. Hierzu bedienen sie sich überwiegend verkopfter Wortspiele. Nach so manchem Track schmunzelt man noch über das, was man eben gehört hat und wird direkt von der nächsten starken Line überrascht. Auch flowtechnisch wird einiges aufgefahren: So finden sich Variationen, kleine melodiöse Einsätze – stets an den passenden Stellen – und die Stimmen der Rapper werden oft nahezu eins mit den Instrumentals. Dies verschafft der Platte eine ganz eigene, lässige Atmosphäre.
"Petersburger Hängung" ist quasi der intellektuelle Cornersound. Klangtechnisch ist ein leicht oldschooliger Charakter vorhanden, die Themen jedoch sind vollkommen up to date. Das perfekte Album zum Kopfnicken und zu Hause abhängen, denn "nur auf der Couch ist die Lage gut" – womit die vier definitiv recht haben.
(Dzermana Schönhaber)