Kein gerader Weg hat mich int'ressiert.
Weil gerade Wege nicht existier'n.
Mit "L_BENSLAUF" bringt Fabian Römer das zweite Album nach seiner musikalischen Umorientierung. Damals konnten viele Hörer seinem Wechsel von straightem Rap hin zu melancholischem Pop mit Rap-Einflüssen nicht richtig folgen. Auf seinem neuesten Release hält er an der Stiländerung fest, dreht aber gleichzeitig die Melancholie zurück und bietet ein paar Highlights, die vielleicht auch etwas für die Fans von früher sein könnten.
Aber bevor falsche Hoffnungen entstehen: "L_BENSLAUF" ist in erster Linie ein Pop-Album, das auf 15 größtenteils von den Beatgees produzierten Songs mehr als das ein oder andere Klischee mitnimmt. Titel wie "Anders schön" oder "Mr. Wilson" sind zwar einwandfrei komponiert, scheinen aber mit Zeilen wie "Du erkennst die Magie in der Melancholie, also zauber einfach" für die Radiocharts rundgeschliffen. Viele Stereotype werden dann auf dem Song "Mit dir langweilen" zusammen mit Namika vereint. In diesem Fall bedeutet das: Gitarrenbeat, Gesang im Duett und allgemeine Wohlfühlstimmung. Dass es auch besser geht, hört man auf "Keine Antwort" oder "32. Dezember". Diese Songs sind gemeinsam mit dem namensgebenden "L_BENSLAUF" und "Realität 3/3" die Highlights des Albums, da es hier textlich tiefer, dazu greifbarer wird und es mehr um den Künstler selbst geht. Gleichzeitig nähern sich die Instrumentals HipHop-Beats an, was mehr Dynamik erzeugt. Wenn der in Berlin ansässige Songwriter reflektiert und phrasenbefreiter über sein Leben oder seinen Karriereweg rappt, ist das nachdenklich, bleibt glaubhaft und zeigt seine Stärken.
Auf "L_BENSLAUF" vereint Fabian Römer Songs, die von seinem Talent zeugen, handwerklich gut gemacht sind und stellenweise an seine Zeit als F.R. erinnern. Allerdings fordern einige Titel so viel Wohlwollen in Richtung 08/15-Pop, dass sich die Frage stellt, wo die Toleranzgrenze des Hörers liegt und ob diese manchmal nicht schon überschritten ist.
(Jakob Zimmermann)