Ja, ich weiß, für euch sind wir alle Raver.
Mir egal, für uns seid ihr alle Hater.
HipHop im Jahre 2019 ist so facettenreich wie nie zuvor. In einem Raptrack muss nicht mehr die krasseste Punchline fallen oder der Flow Schwindelreaktionen hervorrufen wie das Okocha-Tor 1993. Hat der Interpret Style und der Vibe stimmt, so kann dabei ebenfalls eine gute Platte herauskommen. Beides findet sich auf der neuen EP "Punch-Drunk Love", mit der Dennis Dies Das nun um die Ecke kommt.
Produziert wurde die Platte überwiegend von Sascha Urlaub, der beattechnisch für Disco-Atmosphäre aus vergangenen Jahrzehnten sorgt. Während ein solcher Sound in der Szene vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen wäre, zeigt der Kölner, dass ein derartiger Ansatz in Kombination mit seinem Rap gut funktionieren kann. Dabei ist es schwierig, einzelne Songs hervorzuheben, da die EP mit ihren sieben Tracks eher als Ganzes funktioniert. Der Fokus wird klar auf die Erzeugung eines stimmigen Gesamtbilds gelegt. Weder Dennis' Lines noch sein Flow sind großartig auffällig, dennoch fügen sie sich optimal in das erzeugte Soundbild ein. Inhaltlich wird vor allem der entspannt gehaltene Lifestyle des Protagonisten behandelt, was sich sehr gut zum Nebenbeihören und Abschalten eignet.
Nach weniger als 25 relaxten Minuten wird man mit einem positiven Eindruck zurückgelassen und zumindest Dennis Dies Das bestätigt mit "Punch-Drunk Love" die eingangs erwähnte These, dass der HipHop der Gegenwart auf veraltete Konventionen pfeifen kann. Man sollte den Rapper aus der Domstadt definitiv weiterhin im Auge behalten und mit etwas mehr inhaltlicher Variabilität wird seine Musik auch auf Albumlänge sehr gut funktionieren.
(Michael Collins)