FuckSleep, Digga.
Ja, die Feder, ja, sie kratzt noch immer.
Wirklich interessiert habe ich mich für Sierra Kidd nie. Seine Anfänge kaum wahrgenommen, die ganze "TeamFuckSleep"-Fanbase war mir immer etwas zu pubertär. Spätestens nach Gesichtstattoos und dem fragwürdigen Hotbox-Interview war klar, dass weder Künstler noch Musik mich je wirklich ansprechen werden. "We strapped, bro – but we're not violent." – Besagtes Interview ist allerdings bereits zwei Jahre her und in der Zwischenzeit habe ich kaum ein Lebenszeichen von Kidd vernommen. Geben wir ihm und dem neuen Album "TFS" also zumindest eine Chance.
Viel scheint sich gar nicht geändert zu haben. Der Titel der Platte representet erneut "TeamFuckSleep" und die Anglizismen sind fast genauso dicht gesät wie zu "strapped"-Zeiten. Dennoch hat der Sound direkt etwas Einnehmendes: eine düstere Atmosphäre, über die dichte Klangnebel wabern und die Stimme – teils recht autotuneschwanger – auch eher Instrument als Inhaltsvermittler. Und vielleicht ist genau das auch ganz gut so. Denn wo man mehr erwartet als eingängige, raumfüllende Klangwelten, stößt man vor allem auf Phrasen. Die handeln stets vom Leben in der Crew, dem strapaziösen Werdegang des Rappers oder psychischer Belastung. Man will ihm diese Themen gar nicht absprechen, doch dennoch ergibt sich gerade durch die Art und Weise ihrer Darstellung recht schnell eine gewisse Redundanz. Die erstreckt sich selbst über die wenigen interessanten Tracks, in denen Kidd von psychischen Problemen, Selbstreflexion und -kritik redet. Letztlich bekommt man so zumindest einen Einblick in das Leben eines Künstlers, der wohl viel zu früh ins Business geworfen wurde und beim Versuch, damit klarzukommen, nie wirklich erwachsen geworden ist.
Man kann durchaus sagen, dass "TFS" mein Bild des Interpreten durchaus zum Positiven beeinflusst hat. Neben dem ein oder anderen durchaus hörbaren Titel kommt zumindest auch Verständnis für so manch fragwürdiges Verhalten aus seiner Vergangenheit auf. Doch so wirkliches Interesse für Sierra Kidd ist leider nach wie vor nicht da.
(Daniel Fersch)