Politisch korrekt heißt bei mir 'ganz normal'.
Humor darf nicht alles – komplett banal.
Nepumuk ist nicht nur unter einem Namen aktiv. Er ist auch als Knowsum und als Bestandteil von Luk & Fil bekannt. "Für ein breiteres Publikum" ist dieses Jahr das vierte Release, an dem der Rapper beteiligt ist. Bisher zeichneten sich seine Platten stets durch einen eigenen Sound aus. Doch wie verhält es sich dieses Mal? Der Titel lässt immerhin eine Annäherung an massentaugliche Musik vermuten.
Doch dieser Eindruck wird absolut nicht bestätigt. Alles an dieser Platte ist speziell. Schon die Beats sind besonders: Die oftmals recht imposanten Instrumentals sind durchweg von Jazz- und Funksamples geprägt und dabei überwiegend fröhlich. Das ist eher konträr zu Nepumuks Rap, denn bei dem handelt es sich inhaltlich nicht um leichte Kost, sondern knallharte Kritik, die mit legerem Flow zu Tage gebracht wird. Das "breitere Publikum" bekommt ordentlich sein Fett weg. Vor allem wird der Konsumwahn der Neuzeit in all seinen Facetten differenziert beäugt. Doch ganz nach Sichtexot-Manier geht auch die Rapszene nicht leer aus und kassiert Seitenhiebe wie "Rap ist nicht tot, er riecht nur modisch". So wie auch dieser Songtitel ist das ganze Release von Gegensätzen durchzogen. Die Lo-Fi-Mische trägt dazu ebenfalls bei: Sie akzentuiert das Klangbild mit einem nostalgischen Flair, was einen Widerspruch zu den inhaltlich aktuellen Texten darstellt. Somit weist die Platte ein absolut schlüssiges Konzept auf und wird zusätzlich durch passende Featuregäste mit guten Parts abgerundet.
"Für ein breiteres Publikum" ist absolut nicht massentauglich. Die Ironie des Titels findet sich auch in Nepumuks Texten wieder. Es ist nicht immer einfach, ihm zu folgen, was sicher auch daran liegt, dass der ein oder andere Beat aufgrund eindrucksvoller Samples und markanter Drumsets ein wenig ablenkt. Aber das Hören lohnt sich, denn selten hat ein Rapper derart konsequent, stilvoll und eigensinnig sein Vorhaben verfolgt, die Konsumgesellschaft sowie die Rapszene ordentlich vorzuführen.
(Dzermana Schönhaber)