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Kritik

PTK – Kein Mensch ist digital

"Und wenn im Hip­Hop so egal ist, wo du her­kommst. War­um geht es dann in jedem A capella-​Part um Her­kunft?" – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zu PTKs aktu­el­lem Release "Kein Mensch ist digi­tal" aus den Rei­hen der MZEE​.com Redaktion.

Und wenn im Hip­Hop so egal ist, wo du herkommst.
War­um geht es dann in jedem A cappella-​Part um Herkunft?

Nach­dem der Ber­li­ner Rap­per PTK bereits eini­ge gesell­schafts­kri­ti­sche Releases gedroppt hat, bringt er nun sei­ne EP "Kein Mensch ist digi­tal" raus. Der Name – in Anleh­nung an das State­ment "Kein Mensch ist ille­gal" – spielt dabei impli­zit auf die grund­le­gen­de Ein­stel­lung des Künst­lers an: Neben der Rap-​Karriere ist er unter ande­rem Teil der Band Anti­na­tio­nal Embas­sy und enga­giert sich inner­halb der lin­ken Szene.

PTK lie­fert zwar nach zwei Jah­ren nur eine EP, aber eins kann man vor­weg sagen: "Kein Mensch ist digi­tal" gibt inhalt­lich mehr her als so man­cher Long­play­er. Man fin­det kei­nen Liebes- oder Par­ty­song auf der Plat­te, dafür umso mehr Stoff, der zum Den­ken anregt. Neben per­sön­li­chen Ein­bli­cken macht er auch sei­nem Unmut über die Sze­ne Luft. Auf "HHWMWMM" setzt er sich kri­tisch mit Pro­fit­gier und Wer­te­ver­lust im Hip Hop aus­ein­an­der und wirft berech­tig­ter­wei­se die Fra­ge auf: "Aber muss Kunst alles machen, gra­de in der heu­ti­gen Zeit, in der Deutsch­land nicht weit ent­fernt ist von sei­ner scheuß­lichs­ten Zeit?" Neben Kapi­ta­lis­mus­kri­tik und Exis­tenz­ängs­ten behan­delt PTK zudem auch die Ober­fläch­lich­keit der Men­schen, die mit der Digi­ta­li­sie­rung ein­her­geht. So macht er auf dem Track "Ame­ri­ka" bei­spiels­wei­se deut­lich, dass die Mensch­heit grund­le­gend grö­ße­re Pro­ble­me zu stem­men hat, als dem neu­es­ten Mode­trend hin­ter­her­zu­ja­gen. Dabei wählt er sei­ne Wor­te klar und ver­zich­tet auf gro­ße Umschrei­bun­gen oder ver­schnör­kel­ten Flow. Die Beats pas­sen immer her­vor­ra­gend zum Text, sodass die jewei­li­ge Mes­sa­ge stets beim Hörer ankommt.

Der Ber­li­ner lie­fert eine wun­der­ba­re EP, die an vie­len Stel­len schmerzt und dazu zwingt, sich selbst und das Gesche­hen um sich her­um zu hin­ter­fra­gen. Gleich­zei­tig bleibt aber auch ein rebel­li­sches Gefühl zurück, dass dazu moti­viert, etwas ändern zu wol­len. "Kein Mensch ist digi­tal" ist abso­lut hörens­wert und trifft the­ma­tisch genau den Zahn der Zeit.

(Dzer­ma­na Schönhaber)