Zum Beispiel hassen alle Frei.Wild und wir sind uns alle einig.
Doch wenn Rapper dumme Faschos sind, dann sind wir nicht so kleinlich.
Wenn über Fatoni gesprochen wird, fallen oft Begriffe wie "Sarkasmus", "Selbstironie" und "Gesellschaftskritik". Zurecht – schließlich hat sich der gebürtige Münchner auf seinen bisherigen Releases als messerscharfer Beobachter hervorgetan. Mit seinem neuen Werk "Andorra" geht er allerdings einen etwas anderen Weg: Statt der Rapszene oder der Gesellschaft steht die Person Fatoni selbst im Mittelpunkt.
"Sorry, doch so bin ich sozialisiert, alles so kompliziert." – Diese Line auf "Die Anderen" bringt die Grundaussage von "Andorra" auf den Punkt: Fatonis Gedanken über sich und seine Rolle im Leben sind vertrackt, widersprüchlich und uneindeutig. Mal ist er in seiner Wahrnehmung der vor sich hin prokrastinierende Hänger, mal der beste Rapper der Welt. Das Album ist sein Versuch, zu einem stimmigen Bild von sich selbst zu kommen. Und in diesem Prozess kommt es zu eindringlichen Momenten der Selbstreflexion. Auf "Mitch" etwa erinnert sich der Künstler an seine Kindheit und die Erfahrung mit Drogenabhängigen. "Ich glaube mit mir stimmt was nicht" ist hingegen … Nun ja, der Titel verrät eigentlich bereits, worum es geht. Auf jedem Track kommt dabei Fatonis nach vorn preschende Sprachgewalt zum Tragen, die jeden Gedanken und jede Szene passend vermittelt. Dies geht Hand in Hand mit dem eigenwilligen Flow des Rappers: Oft wirkt es so, als presse er gerade noch rechtzeitig die letzten Worte in die überlangen Zeilen. Unpassend klingt das aber keineswegs, viel eher unterstreicht es die lyrische Ausdrucksfähigkeit des Rappers.
Obwohl er mit "Alle Liebe nachträglich" gemeinsam mit Mine eine ganze Platte über zwischenmenschliche Beziehungen gemacht hat, dürfte "Andorra" Fatonis bisher persönlichstes Release sein. Trotzdem verabschiedet er sich nicht von seinen Kernkompetenzen. Die scharfsinnigen Beobachtungen, die er über sich selbst anstellt, strahlen stets noch darüber hinaus: Sie regen auch zum Nachdenken im größeren Kontext an.
(Florian Peking)