Wer als Künstler einen Klassiker erschafft, kann sich erst mal im Ruhm sonnen. Fatoni lagen 2015 nach seinem bisherigen Opus Magnum "Yo, Picasso" gemeinsam mit Dexter sowohl die halbe Rapszene als auch sämtliche Szenekritiker und der Feuilleton gefühlt zu Füßen. Gleichzeitig stand der gebürtige Münchner, der mittlerweile in Berlin lebt, aber schnell vor dem Problem, einen Nachfolger liefern zu müssen, der seinem und dem Anspruch der "Anderen" gerecht wird. Dieser Herausforderung stellt sich Fatoni auf "Andorra", indem er dem Hörer weitaus mehr Einblicke in die Person hinter dem Künstler gibt als bisher, ohne an Gesellschaftskritik, Zynismus und Ehrlichkeit zu sparen. Im Interview sprachen wir mit Deutschraps Benjamin Button – oder mittlerweile Clint Eastwood – über die Diskussionskultur in Deutschland, Empathielosigkeit und Doppelmoral, die Entstehung von "Andorra" und ein mögliches, neues Album mit Edgar Wasser …
MZEE.com: Bevor wir über dein neues Album sprechen: Auf welcher Seite stehst du eigentlich im Konflikt zwischen Testo und dem Mann Panik Panzer?
Fatoni: Erst mal finde ich Beef natürlich einfach lächerlich, das ist peinlich. Aber die Antilopen Gang sind meine Freunde. Wenn's hart auf hart kommt, stehe ich hinter Panik Panzer. Der Fischverkäufer steht bald wieder auf dem Fischmarkt.
MZEE.com: Aber wie stehst du dazu, dass Panik Panzer Testo vorwirft, zu weit gegangen zu sein, obwohl er ihn zuerst als "Huso" beleidigt hat?
Fatoni: Ja, das hab' ich ihm auch gesagt: "Bruder, ich weiß nicht. Du hast Huso zu ihm gesagt." Da meinte er, es sei scheißegal, wer angefangen hat. Da sagte ich: "Stimmt auch wieder, Bruder."
MZEE.com: Über dein neues Album "Andorra" lässt sich als Erstes feststellen: Es ist kein Album zum Nebenbeihören. Durch Songs wie "Digitales Leben" bedarf es mehr Konzentration als "Yo, Picasso", das wiederum etwas einheitlicher gewirkt hat.
Fatoni: Musik für nebenbei findet man bei mir vielleicht auf einem Mixtape, aber wenn du mich fragst, war "Yo, Picasso" auch keine Musik für nebenbei. Ich kann mir vorstellen, dass einige Skits oder der Song, den du genannt hast, je nach Hörgewohnheit einige Leute herausschmeißen können. Aber ich habe mir schon etwas dabei gedacht und finde auch, dass man das Album sehr gut durchhören kann und es rund ist. Für nebenbei ist es auf jeden Fall nicht gedacht, aber solche Musik mache ich generell nicht. Die wenigsten Sachen, die ich krass geil finde, sind Musik für nebenbei. Davon gibt es ja auch gerade im Deutschrap genügend.
MZEE.com: Gut durchhörbar ist es definitiv, das war nicht wertend gemeint. Es geht auf dem Album nur beispielsweise wenig in die Richtung der Single "Die Anderen", die mich direkt an "Authitenzität" von "Yo, Picasso" erinnert hat.
Fatoni: Ja, auf jeden Fall. Das ist so der klassische Banger, da gebe ich dir schon recht. Auf dem Album unterscheidet sich aber einfach viel voneinander, nur eben nicht wie auf einem Mixtape mit zwölf Produzenten, auf dem nichts zusammenpasst, sondern schon mit einer Stringenz. Gerade textlich und auch soundmäßig geht vieles in eine Richtung. Der Großteil der Songs ist zu 100% von Dexter produziert. Aber ich weiß, was du meinst. "Die Anderen" ist wahrscheinlich auch der Punchline-lastigste Song. Der Track mit Casper ist da noch vergleichbar.
MZEE.com: Im Gegensatz zu deinen bisherigen Releases hast du dich dieses Mal bei einigen Songs mit Dexter zusammengesetzt und an den Arrangements mitgeschraubt. Wieso wolltest du diesmal auch hierbei mitwirken?
Fatoni: Ich werde, glaube ich, so scheiße das klingt, auch auf der Produzenten-Seite immer mehr zum Musiker. Das ist natürlich ein bisschen zu viel gesagt, ich bin weiß Gott kein Produzent. Aber das Intro war zum Beispiel mal eine Produktion von Occupanther, das war so ein House-Song. Und ich wusste einfach, wie das klingen und sich aufbauen sollte. Ich konnte das nur nicht umsetzen, weil ich die Skills nicht habe. Ich weiß dann also, wie bestimmte Dinge sein sollen, was allerdings auch nicht heißt, dass die Produktionen am Ende so klingen. Wenn ich das beispielsweise Dexter beschreibe, ist es immer total unkonkret und schwierig. Eventuell kommt dann am Ende etwas anderes dabei heraus. Dann wird es vielleicht anders, als ich dachte, aber noch viel geiler.
MZEE.com: Auf "Andorra" geht es mehr um dich selbst als auf vorherigen Releases. Im Pressetext steht dazu: "Fatoni erzählt von […] Personen, wie er schon immer von ihnen erzählt hat: in unglaublich humorvollen Anekdoten voll kleinster Details. Nur wo er früher als Mensch Distanz wahrte, sucht er nun Nähe." – Ist "Andorra" für dich die logische Weiterentwicklung von "Yo, Picasso"?
Fatoni: Es besteht auf jeden Fall eine klare Verbindung zwischen den beiden Alben. Ich hab' das "Im Modus"-Mixtape damals gemacht, weil ich mit dem Erfolg von "Yo, Picasso" etwas überfordert war. Das können andere jetzt bewerten, wie sie wollen. Für mich war das ein großer Erfolg – in den Kritiken gab es ganz krasse Superlative. Ich wusste nicht, was ich machen sollte und hatte einfach Druck. Dann hab' ich eben irgendwas gemacht, mich mit dem Mixtape etwas befreit, das Kollabo-Album mit Mine kam zustande, was etwas völlig anderes war … Dann wurde mir klar, dass ich einen richtigen Nachfolger machen muss. Gleichzeitig war klar, dass ich nicht das Gleiche noch mal machen werde. Und im Endeffekt ist alles eher einfach passiert, als dass ich es rational geplant hätte. Das hat viel mit Einflüssen von außen, aber auch mit dem Alter zu tun. "Yo, Picasso" entstand, als ich Mitte, Ende 20 war, jetzt bin ich Anfang, Mitte 30. Zwischendurch ist viel passiert, ich hab' viel Musik gehört, man denkt viel nach und ändert seinen Blick. Unterbewusst war es insofern vielleicht eine Entscheidung, das Album persönlicher zu gestalten. Mich haben zum einen Dinge beeinflusst, die sehr persönlich waren, zum anderen haben mich viele Künstler, die immer noch nicht zeigen, wer dahinter steckt, total gelangweilt und auch genervt. Dadurch bleibt alles so ungreifbar.
MZEE.com: Dazu passend steht im Pressetext auch noch der Satz: "Wo Sarkasmus herrschte, ist plötzlich Empathie." – Mit dem Alter steigt sicherlich die Fähigkeit, empathisch zu denken und die Handlungen anderer nachvollziehen zu können.
Fatoni: Ich glaube, ich kann meistens nachvollziehen, warum Menschen so handeln, wie sie handeln. Man kann die Handlungen ja immer noch werten oder schlecht finden, aber trotzdem finde ich es oft leicht zu verstehen, warum so gehandelt wird. Das ist jetzt sehr allgemein.
MZEE.com: Mir fällt es beispielsweise bei Themen wie Sexismus, Alltagsrassismus oder strukturellem Rassismus schwer. Ich verstehe es nicht, wenn Menschen, die von diesen Problemen in keiner Weise betroffen sind, es für nötig halten, die Problematik als Schwachsinn zu bezeichnen und meinen, die "sollten sich mal alle nicht so anstellen".
Fatoni: Du hast also keine Empathie für Empathielosigkeit. Beziehungsweise sind diese Menschen ja einfach ignorant. Die wollen gar nicht empathisch denken oder irgendetwas verstehen, wenn sie in einem Gespräch nur auf ihren Positionen beharren. Und das ist scheiße, ja. Gerade Themen wie Diskriminierung, Sexismus und so weiter sind auch einfach sehr komplex. Ich tue mich da in Diskussionen mit allen möglichen Seiten immer schwerer. Aktuell habe ich das Gefühl, dass gerade die Menschen, die da sehr viel anprangern, in ihrer Empathie superrandom sind. Das rappe ich ja auch: "Zum Beispiel hassen alle Frei.Wild und wir sind uns alle einig, doch wenn Rapper dumme Faschos sind, dann sind wir nicht so kleinlich." – Die Line spricht normalerweise immer der Interviewer an, jetzt hab' ich's selbst gemacht. (lacht) Es herrscht halt eine komische Doppelmoral vor. Leute biegen sich ihre Moral irgendwie so hin, dass bestimmte Menschen etwas dürfen und andere wieder nicht, aus welchen Gründen das so ist, bei wem man empathisch ist und bei wem nicht … Das ist wieder alles sehr allgemein. Es gibt zum Beispiel viele, die Sexismus anders bewerten, je nachdem, von wem er ausgeht. Wenn der halt von Rapper XY kommt, der so der mieseste, schlimmste Fascho-Sexist ist, der Frauen wirklich verachtet, dann ist es nicht so schlimm, weil der aus der Unterschicht kommt. So als ganz dummes Beispiel. Das gibt es aber. Und das treibt mich um, weil ich mir da nur denke: Ist das euer fucking Ernst?
MZEE.com: Gerade bei Begriffen wie Sexismus und Rassismus hast du im gesellschaftlichen Kontext ja auch das Problem, dass diese von verschiedenen Menschen ganz unterschiedlich definiert werden.
Fatoni: Heutzutage sagt überhaupt niemand mehr über sich selbst, er sei ein Rassist. Außer so richtige Neonazis, aber die gibt es ja kaum, die sind nicht das Problem. Donald Trump sagt, er sei kein Rassist. In der AfD wirst du niemanden finden, der sich hinstellt und sagt, er sei ein Rassist. Allein das ist so eine moderne Komplexität.
MZEE.com: Auch wir beide würden uns wohl beleidigt fühlen, wenn man einen von uns als Rassisten bezeichnen würde.
Fatoni: Ich würde wahrscheinlich erst mal zuhören, aber ja, klar. Ich hab' alles schon erlebt. Wenn du dich in bestimmten Kreisen bewegst, hörst du schnell den Vorwurf, dass du als weißer Cis-Mann deine Fresse zu halten hättest, weil du sowieso nichts nachvollziehen könntest und dass du per se ein struktureller Rassist seist, ohne es zu wissen. Das ist ja nichts, was mir noch nicht gesagt wurde.
MZEE.com: Sophie Passmann sagte beispielsweise in einem Interview, dass sie als weißer Mensch systematisch rassistisch sei, da sie von einer rassistischen Gesellschaft profitiere. Um das zu ändern, müsse sie aktiv antirassistisch sein. Dementsprechend sei ihr gegenüber jeder Mann in unserem System, in dem Frauen benachteiligt werden, sexistisch, insofern er nicht aktiv antisexistisch sei. Ich verstehe die Argumentation schon, gleichzeitig sind das natürlich Aussagen, von denen sich Menschen sehr schnell angegriffen fühlen.
Fatoni: Das ist ein schwieriges Thema. Ich verstehe das auf einer intellektuellen Ebene, also es ist nicht so, dass ich nicht nachvollziehen könnte, was sie meint. Und sie hat auch einen gewissen Punkt. Ich persönlich teile die Welt nicht nur in Unterdrückte und Unterdrücker.
MZEE.com: Kann ich nachvollziehen. Ich gehe aber schon damit konform, dass meine Meinung als weißer Mann bei Themen wie Rassismus beispielsweise einfach nicht sonderlich wichtig ist, weil ich eben nicht betroffen bin.
Fatoni: Das sehe ich ganz genauso wie du, ja. Da halte ich auch schön mein Maul. Beziehungsweise ist meine Meinung da eh meistens auf der Seite der Leute, die darauf aufmerksam machen. Das habe ich eben auch definitiv nicht gemeint. Das ganze Thema ist aber einfach so kompliziert, weil du total schnell in seltsame Fahrwasser gerätst, wenn du Kritik an der Kritik übst. Es ist eben alles emotional aufgeladen. Und da finde ich einige Sachen äußerst ungut.
MZEE.com: Ich habe ein Zitat vom Schweizer Publizisten Dr. Ernst Reinhardt für dich dabei: "Die eigene Meinung ist die Relativierung aller anderen." – Glaubst du, dass das stimmt?
Fatoni: Ich glaube, dass es in den nächsten Jahren, gerade für Leute wie mich, immer wichtiger werden wird, sich als Demokrat zu sehen und sich einzusetzen. Ich habe schon das Gefühl, dass viele Leute sich in verschiedene Richtungen radikalisieren. Aus der Aufklärung gibt es ja diesen Satz: "Ich bin nicht deiner Meinung, aber ich würde mein Leben geben, damit du sie äußern kannst." Ich würde jetzt ungern mein Leben geben, damit jemand seine dämliche Meinung äußern kann. Aber das ist halt der Punkt. Alles wird immer aufgeladener und ich habe das Gefühl, dass von allen Seiten der Lynchmob näher rückt. Ich finde, dass es mehr Stimmen der Vernunft braucht. Aber klar, wenn es um das Diskutieren um des Diskutierens Willen geht – das macht ja auch Spaß – dann negiert eine starke Meinung natürlich alle anderen. Ich selber habe in Diskussionen tatsächlich schon oft eingesehen, dass die andere Person recht hatte und war dann anderer Meinung als zuvor. Das beobachte ich bei anderen Menschen eher selten – ich weiß nicht, ob das eine Tugend ist. Eigentlich ist das ja der Sinn und Zweck einer Diskussion. Aber das passiert nie. In Talkshows oder so gehen alle mit derselben Meinung, eventuell noch verhärteter als vorher, nach Hause.
MZEE.com: Es ist auch seltsam, dass einem ständig aufgedrängt wird, wie wichtig es sei, eine klare Meinung zu haben, für die man einsteht. Natürlich ist das in bestimmten Bereichen wichtig, wenn es zum Beispiel um Grundwerte oder Menschenrechte geht. Aber in vielen Bereichen schadet es auch nicht, eine weniger gefestigte Meinung zu haben, weil viele Themenkomplexe nicht so einfach zu bewerten sind. Man wird eher dazu erzogen, für seine Meinung einzustehen, als in einer Diskussion auch mal dem anderen recht zu geben.
Fatoni: Da hast du voll recht, ich weiß, was du meinst. Das ist ein interessanter Gedanke. Es ist ja auch cool, eine Meinung zu haben. Ich habe auch das Gefühl, dass bei vielen Themen totale Hysterie herrscht und es gleichzeitig gar nicht so sehr um realpolitische Themen geht. Das interessiert eigentlich kein Schwein. Die großen Themen, um die es gerade geht, sind eventuell gar nicht so groß. Also, natürlich sind die groß, aber es gibt für unser aller Leben auch andere superwichtige Themen. Zumindest in unserer Szene oder Bubble spielen die oft keine Rolle. Ich beobachte bei mir selbst, dass ich mich immer mehr für realpolitische Themen interessiere als für hysterische Diskussionen darüber, was man sagen darf und was nicht. Ich interessiere mich mittlerweile mehr für Dinge wie Mietrecht, Wohnungsnot und so weiter. Wie wollen wir leben? Was für eine Gesellschaft soll das eigentlich werden? Soll eine Entwicklung wie auf dem Wohnungsmarkt einfach so weitergehen oder nicht? Was wollen wir dagegen tun? Natürlich kann man einfach immer auf die Investoren schimpfen. Aber wenn man sich wirklich für Politik interessiert oder ein politisch denkender Mensch ist, ist alles meistens komplexer. Die Diskussion um Worte und verletzte Gefühle respektiere ich sehr, aber sie interessiert mich immer weniger. Wahrscheinlich, weil ich ein weißer Cis-Mann bin und es mich nicht betrifft. Man muss gegen Rassismus kämpfen, gar keine Frage. Aber man muss für viele Sachen kämpfen.
MZEE.com: Ich glaube aber auch, dass viele Menschen, die sich mit Diskussionen um Worte und so weiter befassen, auch mit realpolitischen Themen zu tun haben. Das eine schließt das andere ja nicht aus und lässt sich auch teilweise in Verbindung bringen.
Fatoni: Ja, wir besprechen das Ganze auch sehr allgemein, ansonsten würde das hier den Rahmen sprengen. Ich meine nicht, dass Rassismus kein wichtiges und großes Thema wäre. Es gibt Themen, bei denen im Vergleich zu anderen einfach zu wenig Hysterie herrscht, würde ich sagen.
MZEE.com: Kommen wir zurück zu deinem Album: Auf "Andorra" gehst du mit deinem eigenen Verhalten und deinem Lebensstil teilweise sehr kritisch ins Gericht. Stimmst du dem zu?
Fatoni: Ja, finde ich auch. (lacht) Mir ist in letzter Zeit außerdem aufgefallen, dass das für das Selbstwertgefühl nicht so gut ist. Da muss ich mal dran arbeiten.
MZEE.com: Das ist ein zweischneidiges Schwert, oder? Eigentlich will man ja Verhaltensweisen, die du da teilweise beschreibst, beispielsweise bis 11 Uhr schlafen und völlig unnötig einen Termin verpassen, ändern … Gleichzeitig hilft es nicht viel, sich nur bei sich selbst darüber auszukotzen.
Fatoni: Genau, im Endeffekt ist es halt Negativität. Aber es ist vielleicht gut für die Kunst. Ich find' es auf jeden Fall entertainend. Gerade Songs, die von solchen Dingen handeln, sind auch eher die leichteren.
MZEE.com: Diese Selbstbetrachtung schwingt auf dem ganzen Album ein bisschen mit. Im Intro ist auch die Rede davon, dass du andere Lebensentwürfe romantisierst.
Fatoni: Die Idealisierung von anderen Lebensentwürfen steckt auf jeden Fall in diesem Album, in allen möglichen Songs. Das kommt in "D.I.E.T.E.R." vor, auch in "Nein Nein Nein Nein Nein Nein". Da stelle ich ja die These auf, dass es dem Typen, den ich beschreibe, vielleicht besser geht, weil er denkt, in seinem Weltbild alles ganz leicht durchschaut zu haben. Dreisterweise ist es auch im Junkie-Song "Mitch" vorhanden … Es steckt in ganz vielen Songs, das "Die Anderen"-Thema. In "Die Anderen" natürlich auch, wenn auch nicht so konkret.
MZEE.com: Bist du denn mit dir selbst im Reinen?
Fatoni: (überlegt) Noch nicht so ganz, glaube ich. Sonst wäre es auch ein langweiligeres Album geworden.
MZEE.com: Mehr als vor vier Jahren oder weniger? Wenn ich "Yo, Picasso" höre, denke ich eher, dass du mit dir im Reinen bist, als bei der aktuellen Platte.
Fatoni: Da geht's ja auch gar nicht um mich.
MZEE.com: Ebendrum.
Fatoni: Gute Frage. Ich hatte damals einfach kein großes Interesse daran, über mich selbst zu reden. Deswegen trügt das Gefühl wahrscheinlich.
MZEE.com: Ich sag's mal so: Auf "Yo, Picasso" hast du dich ja viel zu gesellschaftlichen Zuständen und Entwicklungen geäußert. Außerdem wirktest du insofern ziemlich selbstsicher, als dass du dir sicher warst, das Richtige zu sagen. Das ist auf "Andorra" ein bisschen anders.
Fatoni: Ich glaube, ich hab' einfach über andere Dinge als über mich selbst geredet. Ich hab' mich nicht selbst so analysiert. Aber es kann sein, dass ich damals eine stabilere Lebensphase hatte als zu der Zeit, zu der ich diese Platte geschrieben hab'.
MZEE.com: Du hast übrigens vor drei Jahren in einem Interview bei uns erzählt, dass du an einem neuen Album mit Edgar Wasser sitzt und er schon viel mehr dafür gemacht habe als du. Wie sieht es da so aus?
Fatoni: (lacht) Scheiße. Na ja, Edgar Wasser ist halt auch … Er ist ja jetzt back. Mal sehen, was da noch kommt. Ich glaube, es kommt ein bisschen was. Na ja, er hat damals ein paar Songs vorgelegt und ich hab' einfach nie was geschrieben. Dann hat sich das so im Sande verlaufen. Aber wir haben schon vor, irgendwann noch eine Platte zu machen.
(Alexander Hollenhorst)
(Fotos: Jan Philip Welchering und Simon Hegenberg)