Sag zehnmal hintereinander 'Kaffee' und dann weißt du, was du bist.
Ich bin clean, doch gebe rückwärts ausgesprochen noch ein ckiF.
Ali Whales und Smog verbindet wohl vor allem eines: Beide sind in Kreisen der Szene durchaus bekannt, erscheinen mit Blick auf das große Ganze aber eher als Geheimtipp. Der eine machte in der Lo-Fi-Szene schon mit Produktionen von sich reden, der andere hat bereits mehrere Instrumental-Releases mit Namen wie "fragile aesthetics" in die Weiten des Word Wide Webs geladen. Vielleicht bringt eine Zusammenarbeit ja die verdiente Aufmerksamkeit? Mal sehen, denn am Ende bleibt ja die Gewissheit: "Alles wird nichts".
Und so wie der Titel klingt, erscheint auch die Platte zunächst. Man kann sich zwar ungefähr etwas darunter vorstellen, so ganz greifbar ist das alles aber dennoch nicht. Dafür wabern Smogs Klangwolken zu flüchtig zwischen scheppernden Drums und dumpfen Samples hindurch. Auch Whales' Strophen zeigen sich viel zu verspielt und verkünstelt, als dass sie sofort konsumierbar wären. In dem Moment, in dem man glaubt, eine Zeile bis auf die Essenz ihrer Bedeutung ergründet zu haben, ist sie schon wieder verschwunden. Durch diese Vielschichtigkeit und die soundtechnische Leichtigkeit lädt "AWN" von Anfang an zum Immer-wieder-Hören ein, ohne dass inhaltliche Langweile droht. Ali erzählt von der Nacht, der Liebe und vom Alkohol, aber auch von nächtlicher Liebe zum Alkohol und alkoholisierten Nächten voller Liebe – ohne je redundant zu klingen. Smog flutet den Gehörgang mit kratzigen Vinyl-Samples, synthetischen Soundeinstreuungen und Drums, die ein bestimmtes und doch entspanntes Tempo vorgeben. Beides zusammen ergibt die in Töne gegossene Lethargie durchzechter Abendstunden, die die Frage nach dem Morgen vollkommen ausblenden. Also auch selbst nicht darüber nachdenken, sondern einfach noch mal anhören.
Die vielversprechendste Platte aus der Diskographie beider Künstler präsentiert sich stilistisch stringent und dabei doch so vielschichtig, dass die Vinyl-Variante wohl schon die ersten Abnutzungserscheinungen vorweisen wird, bevor der Inhalt langweilig wird. Und weil am Ende eh alles nichts wird, sollte man es genießen, solange es noch etwas ist.
(Daniel Fersch)