Primatenshizzle, aber Hardcore-Wizzle.
Die 257ers galten neben anderen Gruppierungen wegen ihrer Art, alles und insbesondere sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen, schon immer als Gegenbewegung zu hartem und tiefgründigem Rap. Auf den letzten beiden Alben – insbesondere auf der Nonsens-Hitsingle "Holz" – entfernten sie sich auch musikalisch immer weiter von Genre-Kollegen. Dieser Pfad wird nun mit "Alpaka", der zweiten Scheibe seit der Trennung von Ex-Mitglied Keule, konsequent fortgesetzt.
Schon in den ersten Takten wird all jenen der Wind aus den Segeln genommen, die hier ernsthaft lyrische Finesse erwarten. Das ist seit einigen Jahren jedoch gar nicht mehr der Anspruch der 257ers. Stattdessen präsentieren sie mit dem Captain Jack-Revival "Akk & Feel It" eine Hommage an die Eurodance-Epoche der 90er Jahre. Andere Songs wie "Stone Is My Pillow" und "Baggamuffin" weisen Reggae-Einflüsse auf. Es geht vor allem darum, Musik zum Feiern zu machen. Auch die bereits von vergangenen Releases gewohnten Elektro- und Techno-Elemente sind im Grundgerüst des Albums vorhanden. Unbedingt zu erwähnen ist, dass Shneezin seine Parts technisch stets einwandfrei abliefert und sich auch mal zu gewagten Flows hinreißen lässt, die ihm gleichwohl hervorragend gelingen. Mike legt seinen Fokus eher darauf, offenbar auf jedem Track die albernste Line abliefern zu wollen. Zusätzlich dazu, dass genau das einen großen Teil zum Unterhaltungsfaktor des Langspielers beiträgt, kann er raptechnisch zumeist mithalten, weshalb er seinem Partner insgesamt in nichts nachsteht. Vor allem live werden viele Songs der Platte wahrscheinlich sehr gut funktionieren.
"Alpaka" erfindet das Rad der 257ers nicht neu, fügt sich aber wunderbar in deren Diskografie ein: Es ist voll mit absurden bis dadaistischen Texten, die stellenweise verdammt witzig sind, sowie elektronischen Beats mit Einflüssen aus anderen Musikrichtungen. Es handelt sich gewiss um kein Album, das bahnbrechend für Deutschrap sein wird. Jedoch ist es bestens dazu geeignet, den ein oder anderen lustigen Abend zu begleiten.
(Michael Collins)