Statt einmal zu genießen, was wir haben …
Kritisieren wir alles und reparieren jeden Makel sofort.
Ein Sorgenkind ist eigentlich eine Person, die einem meist viele Sorgen bereitet. Sorgenkind ist allerdings auch der Künstlername, unter dem sich der Düsseldorfer Niko im HipHop-Genre austobt, wenn er nicht gerade mit seiner Punkband unterwegs ist. Doch als Rapper hatte er seit fünf Jahren nichts mehr releast, bis kürzlich die EP "Voll geil hier" überraschend veröffentlicht wurde. Etwa, weil er privat seinem Namen alle Ehre macht?
Wenn direkt im ersten Track "Es ist voll geil hier" aus den Lautsprechern tönt, wagt man das zu bezweifeln. Doch so schnell, wie hier Gitarre und Drums die Stimmung heben, wird es auf dem Rest der EP eher ruhiger. Man könnte sogar sagen: durchgehend melancholisch. So behandelt Sorgenkind die ungesunde Beziehung zu sich ebenso wie die zu seiner besseren Hälfte. Denn "Fremd" ist im wörtlichen Sinne eine Romanze des Protagonisten mit sich selbst, während "Um Uns" zeigt, wie eine äußerst erfüllte Beziehung aussehen sollte. Das Interessante ist dabei stets die Herangehensweise des Düsseldorfers an die Themen: Selbstreflexion wie auch Beziehungen sind viel gehörte Themen, doch in seinen Texten schafft es Sorgenkind immer, dem Ganzen einen neuen Touch zu verleihen. Dabei verzichtet er auf großes Geflexe und besinnt sich darauf, ruhig und einprägend seine Lyrics vorzutragen, um jedes Mal in einer eingängig gesungenen Hook zu enden. Musikalisch unterstützt wird er dabei stets von Elias Manikas und Dongkong, die zusammen die passende Atmosphäre mit Gitarre, Drums und Synthies bilden. Das Spektrum reicht dabei von vorantreibend bis zu zurückhaltend ruhig – je nachdem, was gerade perfekt zur Thematik passt.
Kurzum ist Sorgenkind alles andere als das, was sein Name impliziert. Stattdessen scheint er viel eher seine persönlichen Sorgenkinder textlich zu verarbeiten. Und das beherrscht er äußerst gut, wie er immer wieder beweist. Schade nur, dass er viel zu selten Songs veröffentlicht. Umso wichtiger ist es, dass dieser Platte Gehör geschenkt wird, bevor vielleicht wieder für fünf Jahre Funkstille herrscht …
(Lukas Päckert)