Kaum eine Szene hierzulande scheint so facettenreich zu sein wie die Deutschrapszene. Während es bereits jetzt schon fast unmöglich erscheint, jeden einzelnen, etablierten Vertreter zu kennen, steigt die Zahl neuer, noch unbekannter Künstler exponentiell weiter an. Den Überblick zu behalten, gleicht einer Herkulesaufgabe: Hat man sich ein Gesicht der HipHop-Hydra gemerkt, tauchen schon wieder mindestens zwei neue auf. Gleichzeitig ist es für unbekannte, junge Talente überaus schwer, aus der überwältigenden Masse an Musikern herauszutreten und sich einen Namen zu machen.
Beiden Seiten soll unser Mic Check eine Hilfestellung bieten. Rappern, die bisher noch in den Tiefen des Untergrunds untergegangen sind, eine Plattform geben, auf der sie sich kurz, aber prägnant präsentieren können. Und Hörern und Fans ermöglichen, sich einen schnellen Überblick über nennenswerte Künstler zu verschaffen, die sie bisher vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hatten.
MZEE.com: Auf "Holy" rappst du: "Jedes Wort, das ich dropp', is' 'ne Weisheit." – Was für eine Weisheit möchtest du denn generell mit deiner Musik vermitteln?
DRNKN: Um ehrlich zu sein, habe ich nicht direkt an Weisheiten gedacht – ich will einfach vermitteln, dass ich krass bin. Das hört sich anfangs eventuell strange an, aber ich denke, dass der Drang, mich diesbezüglich beweisen zu müssen, aus meiner Vergangenheit kommt. Ich hab' damals echt viel Scheiße erlebt – der Struggle war hart und hat sich über Jahre erstreckt … Die Line "Was ist schon dieser Part im Vergleich zu den zwei Dekaden" beschreibt es tatsächlich perfekt. Es ist ein Fakt, dass mein Leben noch nie ein Zuckerschlecken war. Es ist heute immer noch keins, aber nun bin ich in der Lage, meiner Gang, meinen Freunden und meiner Fam den Support zu schenken, den ich damals gerne selbst gehabt hätte. Ich grinde nicht nur für mich und genau das gibt mir das Selbstbewusstein, Mucke zu machen, die vermitteln soll: "Dikka, guck mich an, ich bin ein gemachter Mann." Ich habe tatsächlich überlegt, wie man das auf eine Weisheit adaptieren kann, aber da fällt mir einfach nichts ein, was on point wäre.
MZEE.com: Du rappst nahezu ausschließlich auf Beats von Penacho. Wie genau läuft eure Zusammenarbeit ab?
DRNKN: Tatsächlich gibt es keine Zusammenarbeit. Ich kaufe einfach seine YouTube-Beats. Ich habe schon mehrfach angefragt, ob er Bock auf 'ne Zusammenarbeit hätte, aber entweder korbt er mich oder ich lande aus irgendeinem Grund in seinem Spam-Ordner. Wenn ich mir allerdings eine Zusammenarbeit mit einem Produzenten wünschen könnte, wäre es definitiv eine mit Funkvater Frank – Shoutouts gehen raus!
MZEE.com: In den letzten Jahren hast du einige EPs rausgehauen. Gibt es denn unter all den Songs einen Lieblingstrack von dir selbst? Und wenn ja, warum genau dieser?
DRNKN: Ganz klar "Minimum". Und das liegt nicht daran, dass ich ihn "am besten" finde. Ich verbinde mit dem Song einfach sehr viele Emotionen. Der Track an sich ist zwar nicht sehr positiv und ich war mega abgefuckt, als ich den gemacht habe, aber erst durch ihn habe ich meiner Meinung nach "meinen Sound" gefunden. Außerdem war das eigentlich der erste Song, der von – für meine Verhältnisse – richtig vielen Leuten gefeiert wurde. Dadurch habe ich sehr viele neue Connections gewonnen und tatsächlich auch sehr gute Freundschaften geschlossen. Es wird in Zukunft einfach das sein, was beispielsweise "Keine Liebe" für Prinz Porno ist.
MZEE.com: Gibt es einen Track von einem anderen Künstler, den du am liebsten selbst geschrieben hättest?
DRNKN: Die Frage ist echt tough – ich hab' mir hierzu wirklich viele Gedanken gemacht und hätte schwören können, dass ich mit 'nem Song von Tua, Kanye oder Travis antworte. Allerdings fällt meine Wahl auf "Drei Schwerter" von Cr7z. Der Song hat mir damals einfach unfassbar aus der Seele gesprochen und auch heute fühl' ich ihn wie eigentlich keinen zweiten.
MZEE.com: Wo siehst du dich und Team Reiben in fünf Jahren?
DRNKN: Ich weiß nicht einmal, wo ich mich übermorgen sehe, aber es ist doch schon ein Klassiker zu sagen, dass "2000 irgendwas mein/unser Jahr wird". Dass wir in fünf Jahren immer noch eine Family sind, bezweifle ich nicht. Wir sind ein sehr krasses Team mit vielen verschiedenen Talenten. Wir wachsen organisch und das ist meiner Meinung nach genau der richtige Weg. Ein Trettmann hatte beispielsweise seinen großen Hype mit Anfang, Mitte 40. Zu guter Letzt fällt mir eine Line von Belly ein, die meinen Wunsch perfekt beschreibt: "I just want to see my N***** win."
Ein Exclusive von DRNKN könnt Ihr Euch ab sofort auf dem YouTube-Channel von MZEE.com ansehen:
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(Daniel Fersch & Lukas Päckert)
(Grafiken von Puffy Punchlines, Logo von KL52)
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