Wir hängen mit der Belegschaft rum, beleidigen den Chef.
Das Leben in der Nische ist eigentlich ganz nett.
Hurra, endlich wird wieder getreten! Okay, metaphorisch versteht sich, denn die Rostocker Crew Waving The Guns steht mit ihrem Album "Das muss eine Demokratie aushalten können" in den Startlöchern. Folglich erscheint es nur logisch, dass Dezenz und Feingefühl auf dieser Platte keinen Anklang finden.
In Zeiten, in denen unsere hiesige Politik nahezu gespalten und hilflos wirkt, fühlt sich die Band berufen, auch weiterhin ihre Werte zu repräsentieren. Das dies auch mal recht radikal ausfallen kann, ist dabei kein Geheimnis. So vertreten Waving The Guns konsequent die Ansicht der Antifaschisten und lassen "Nazi-Trotteln" keinen Raum. Wie weit die Demokratie dabei mitgehen darf und kann, spielt für sie eigentlich keine Rolle. Nur eines weiß die Crew: Dass eine Demokratie auch scharfe Kritik aushalten muss. Aber nicht nur auf die Republik wird geschossen, nein, auch Fake MCs, der allgemeine Kapitalismus und Oscar Pistorius werden ordentlich diskreditiert. WTG wären jedoch nicht WTG, wenn sie das, was sie sagen, nicht auch faktisch begründen könnten. So argumentiert der letzte verbliebene Frontmann der Band, Milli Dance, sehr stichhaltig in Anbetracht dessen, was eine durchschnittliche Tracklänge von drei Minuten so hergibt. Um diesem Inhalt Nachdruck zu verleihen, warf sich Dub Dylan zusammen mit Doktor Damage erneut in den von 4D Instrumentals ausgehobenen Schützengraben. Nur wird das Ganze nicht mehr so ruppig und kratzend wie auf "Eine Hand bricht die andere", sondern ausgewogener präsentiert. Dabei wird viel mit kullernden Bässen hantiert und auch mal der ein oder andere ehemalige Dance-Hit gesampelt. Die dazu passenden Cuts wirken zudem sehr pointiert, sodass der wahrscheinlich signifikanteste Unterschied zum vorherigen Album die Details sind, die im Fokus liegen.
Die ehemals als Band ohne Ambitionen bekannt gewordene Crew scheint auch nach ihrem sechsten Release noch sehr ambitioniert zu sein. "Das muss eine Demokratie aushalten können" ist – wie erwartet – ein überaus politisches Album, welches nicht nur eingefleischten Fans und "Zecken" gefallen dürfte, sondern auch jenen, die sich für aktuelle Themen interessieren.
(Jan Menger)