Onanieren und Verwüstung. Folter zum Frühstück.
Sichtexot steht so gut wie niemals still. Wenn Zugpferd eloquent tatsächlich mal kein Release in petto hat, findet sich immer irgendeiner im SXT-Kosmos, der gerade am Machen ist. Und wenn nicht, holt man sich eben neue freshe Künstler dazu. So zum Beispiel Ruhe & Bit, von denen man bis dato kaum etwas gehört hat. Jetzt haben sie ihr Debütalbum "Stillleben" über das Mainzer Label veröffentlicht.
Angepriesen wird die Musik des Berliner Rapper-Produzenten-Duos als "Battlerap mit schmerzhafter Emotion". Und das ist gar nicht so weit weg von der Wahrheit … Ruhe rappt nämlich vor allem sehr kryptisch und über sich selbst. Es geht um Emotionen, Selbstfindung und -verleugnung, um Leben und den Tod. Das Schwierige daran ist die Art und Weise, wie er diese Inhalte in seine Texte packt. So klingt "Stillleben" zwar durchgehend sehr philosophisch, doch fordert den Hörer zugleich von Anfang bis Ende. Und selbst dann ist es schwer, die Komplexität dieser Texte zu durchsteigen. Wenn es auf "Kelch" heißt "Ich spuck' Kunst in die Welt", so trifft das den Nagel ziemlich auf den Kopf. Das Album lebt dabei von den minimalistischen, atmosphärischen Beats von Bit, welche im direkten Einklang mit Ruhes abstrakten Raps stehen. Wummernde, ruhige Bässe verschmelzen mit psychedelischen Gitarreneinwürfen, Glockenspielen und der hypnotischen Stimme des Protagonisten. Man wird verschlungen und am Ende ratlos wieder ausgespuckt.
"Stillleben" ist kein leicht verdauliches Release. Geschweige denn eines, dass man nur mal so nebenbei laufen lässt. Es nimmt den Hörer mit auf eine Reise in die Psyche der beiden Berliner und kann entweder verzaubern oder verstören. Denn wenn man genau zuhört, erkennt man sowohl den Sinn der Künstler für Poesie als auch den ein oder anderen Front an die Gesellschaft sowie sich selbst. Man muss sich allerdings erst mal darauf einlassen, denn bequem ist definitiv was anderes …
(Lukas Päckert)