Liebe brauch' ich nicht. Ich will nur Sex, Babe.
Kann mich verbiegen wie du willst für unser Sextape.
"Ich ficke deine Mutter ohne Schwanz" war das erste Statement, das Nura in der deutschen HipHop-Szene hinterließ. Als SXTN drückten sie und Juju der vorwiegend männerdominierten Rap-Landschaft ihren Stempel auf – von dem ist auf ihrem Solodebüt 2019 jedoch nur noch wenig zu hören.
"Habibi" widmet sich in erster Linie der schönsten Nebensache der Welt. Das Album beschreibt eine 18 Tracks lange Kiff- und Sex-Fantasie und das bis ins kleinste Detail. Vom Disko-Aufriss der "Chaya" über das ständige Vermissen von "Babebabe" bis hin zum "SOS"-Anruf, während man betrunken ist und sehnsüchtig auf Zweisamkeit wartet, wird alles abgehandelt. Gut, Drogen und körperliche Liebe waren zu SXTN-Zeiten bei weitem kein Tabuthema, doch die gesamte musikalische Ausrichtung war dabei eine grundlegend andere. Waren frühere Releases noch von stumpfen und harten Basslines geprägt, ziehen sich nun Dancehall- und R'n'B-Einflüsse durch alle Solo-Auftritte der Berlinerin. Das bewirkt einen mal mehr, mal weniger kitschigen Touch auf den Songs. Während die Kooperationen mit Trettmann und SAM noch von ihrem Charme und der musikalischen Soul-Note leben, biedert sich Nura auf Tracks wie "Fortnite" oder "babe" lediglich etwaigen Jugendtrends an. Kritik wie diese juckt die Rapperin aber natürlich nicht. Das zeigt sie auf Songs wie "Kein Bock": Hier brechen deutlich ihre harten Battlerap- und Straßenwurzeln heraus, was eine Alternative zum Liebeseinheitsbrei darstellt, den die Platte sonst verbreitet.
Nura versucht sich auf "Habibi" an einem Spagat zwischen massentauglichen Balladen und altbekannt-arroganter Rap-Ader, doch das gelingt ihr leider nur selten. Zu häufig verliert sie sich in viel zu kitschigen Bildern von Sex, Drugs und Dancehall. Die großen Highlights der Platte kommen erst dann auf, wenn sie sich Feature-Gäste dazuholt – im Duo ist es eben immer besser. Das gilt für die Liebe wohl genauso sehr wie für ihre Musik.
(Sven Aumiller)