Kaum eine Szene hierzulande scheint so facettenreich zu sein wie die Deutschrapszene. Während es bereits jetzt schon fast unmöglich erscheint, jeden einzelnen, etablierten Vertreter zu kennen, steigt die Zahl neuer, noch unbekannter Künstler exponentiell weiter an. Den Überblick zu behalten, gleicht einer Herkulesaufgabe: Hat man sich ein Gesicht der HipHop-Hydra gemerkt, tauchen schon wieder mindestens zwei neue auf. Gleichzeitig ist es für unbekannte, junge Talente überaus schwer, aus der überwältigenden Masse an Musikern herauszutreten und sich einen Namen zu machen.
Beiden Seiten soll unser Soundcheck eine Hilfestellung bieten. Producern, die bisher noch in den Tiefen des Untergrunds untergegangen sind, eine Plattform geben, auf der sie sich kurz, aber prägnant präsentieren können. Und Hörern und Fans ermöglichen, sich einen schnellen Überblick über nennenswerte Künstler zu verschaffen, die sie bisher vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hatten.
MZEE.com: Zusammen mit Mad Zach hast du vor kurzem ein erstes eigenes Soundpack veröffentlicht, damit andere daraus Beats schaffen können. Womit hast du angefangen, Beats zu bauen? Was nutzt du heute?
yunis: Meine ersten Gehversuche habe ich damals am Rechner meines Vaters mit eJay gemacht. Das war zu der Zeit – 2000 – ziemlich basic, dennoch konnte man damit schon mal erahnen, wie man einen Beat baut. Über die Jahre habe ich dann viel ausprobiert. Die Akai MPC 2000 XL und die MPC 1000 waren lange Zeit meine Favoriten, jedoch fühlte ich mich damit auf Dauer einfach zu limitiert im Workflow. Jetzt bin ich seit circa sieben Jahren auf Ableton Live hängen geblieben, wobei ich sagen muss, dass mir FL Studio inzwischen auch ganz gut gefällt.
MZEE.com: Woraus ziehst du die Inspirationen für deine Werke?
yunis: Inspiration kommt und geht, gerne auch mal gefolgt von Schreib-Blockaden, in denen man seinen Kram einfach gar nicht mehr fühlt. Ich glaube, dass mir die meisten Kreativen da recht geben würden. Natürlich beeinflusst mich die Musik von anderen Künstlern. Gerade durch das Internet sind über das letzte Jahrzehnt so viele neue Fundgruben entstanden, an die man vorher ohne Weiteres nicht dran gekommen wäre. Trotzdem versuche ich, davon immer einen gesunden Abstand zu halten – Copycat-Styles sind ein No-Go. Ich würde dennoch sagen, dass Soundcloud meine Inspiration für den Sound relativ stark geprägt hat. Die Musik von Leuten wie Mr. Carmack, Dr. Derg – R.I.P. – oder auch Tennyson ist schlichtweg genial und hat definitiv einen großen Beitrag zu meiner Style-Findung geleistet. Darüber hinaus habe ich in meiner Jugend einfach unglaublich viel Musik gediggt. Mein Anspruch ist immer, etwas Neues zu kreieren – es zumindest zu versuchen – und damit den eigenen "musikalischen Geist" und den der Hörer zu berühren. Solange es vibet und sich gut anfühlt, macht man nichts falsch. Außerdem ist Inspiration oft eine Momentaufnahme und kommt häufig erst auf, während man an einem Track arbeitet.
MZEE.com: Auf Soundcloud präsentierst du nicht nur komplett eigene Werke, sondern hin und wieder auch mal einen Remix. Was macht für dich denn einen guten Remix aus?
yunis: Ein guter Remix sollte vor allem das Original übertreffen – also die bestehenden Elemente aufgreifen und dann so flippen, dass es interessanter wird. Nur die Drums auszutauschen und eventuell einen anderen Bass darunter zu legen, wäre mir persönlich zu wenig. Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich sehr kritisch mit meinen eigenen Produktionen bin, was ab und zu auch kontraproduktiv sein kann.
MZEE.com: Abgesehen von weiteren Soundpacks – welche Ziele möchtest du noch mit deiner Musik erreichen?
yunis: Ich hoffe, dass es mit der Musik einfach genauso gut läuft wie bisher und dass ich mit der Zeit noch mehr Menschen damit erreiche. Geplant ist schon die nächste Kanada-Tour im Herbst diesen Jahres und darauf folgend meine zweite US-Tour.
MZEE.com: Und wenn wir schon in die Zukunft blicken: Welchen Rapper würdest du unbedingt einmal auf einem deiner Beats hören wollen und warum?
yunis: Mein Fokus liegt eigentlich weniger auf der Zusammenarbeit mit Rappern, aber falls doch, wäre es wahrscheinlich Sweetie Irie, Busta oder Tyler (the Creator, Anm. d. Red.). Alle drei können einfach auf jeden erdenklichen Beat flowen und es würde immer passen. Die drei überzeugen mich eigentlich mit fast jedem Track, egal ob deep oder cheesy. Dennoch, Beats sind mir einfach wesentlich wichtiger als der Rapper on top.
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(Daniel Fersch & Lukas Päckert)
(Grafiken von Puffy Punchlines, Logo von KL52)
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