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Kritik

Pöbel MC – Pöbel Sports Tape

"Wirr ist das Volk, doch der Pöbel bringt die Ord­nung." – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zu Pöbel MCs aktu­el­lem Release "Pöbel Sports Tape" aus den Rei­hen der MZEE​.com Redaktion.

Wirr ist das Volk, doch der Pöbel bringt die Ordnung.

End­lich erhebt sich der Pöbel wie­der! Dann geht er zum Mikro­fon und rappt. Denn nach­dem er uns erst per "Back­pfei­fe auf Dau­er­schlei­fe" zer­stör­te, um uns danach als "Per­so­na­li­ty Trai­ner" see­lisch wie­der auf­zu­bau­en, ist es nun an der Zeit, auch phy­sisch zu alter Form zurück­zu­fin­den. Und wel­che musi­ka­li­sche Unter­ma­lung wür­de sich schon bes­ser zur kör­per­li­chen Ertüch­ti­gung eig­nen als ein "Pöbel Sports Tape"?

Pöbel MC selbst geht dabei mit gutem Bei­spiel vor­an und ver­eint durch­dach­te Inhal­te mit durch­trai­nier­ter Tech­nik. Prä­zi­ser Flow und krea­ti­ve Wort­spie­le tref­fen hier auf libe­ra­le Wer­te und "gutmenschlich-​linksgrünversiffte" Ansich­ten. Das nicht aus Image­grün­den, son­dern Über­zeu­gung: "Nix Prollo-​Film! Was, Zecken­scheiß? Pro­gres­si­ver Hust­le bleibt stink­nor­ma­le Mensch­lich­keit." Und doch, bei all der posi­ti­ven Grund­ein­stel­lung geht es wäh­rend der pöbel­schen Sport­stun­de alles ande­re als fröh­lich zu. Man batt­let für das, was man für rich­tig hält – in der Rap­sze­ne sowie in der Gesell­schaft. Dar­um steht "MC Dienst­leis­ter in Sachen geis­ti­ger Ver­sor­gung" eben­so für die sexu­el­le Selbst­be­stim­mung aller ein, wie er "Modeboutique-​Rap" als auch "wir­re Sitten-​Hobby-​Polizisten" kri­ti­siert. Dank Tombs Beats, DJ Flex­schei­be, Obe­ez und Bovs­key geht all das samt ordent­lich Boom bap, jaz­zi­ger oder syn­the­ti­scher Beat-​Fetzen und Nik­el Pallat-​Einspielern dazu noch wun­der­bar ins Ohr. Ange­neh­mer könn­te eine knapp halb­stün­di­ge Trai­nings­ein­heit nicht laufen.

Dann wur­de auch alles gesagt, was zur Lage der Welt und der Sze­ne gesagt wer­den muss­te. Jeder, der es ver­dien­te, hat sein Fett weg­ge­kriegt und der Hörer hat jede Men­ge Input zur Selbst­re­fle­xi­on. Der Pöbel ent­fernt sich vom Mikro­fon, lässt sich wie­der nie­der und war­tet dar­auf, irgend­wann erneut das Wort zu ergreifen.

(Dani­el Fersch)