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Kritik

Finch Asozial – Dorfdisko

"Die Men­ge eska­liert, wir schwe­ben durch den Saal. Der Turn ist fast vor­bei, wir legen noch mal nach." – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zu Finch Aso­zi­als aktu­el­lem Release "Dorf­dis­ko" aus den Rei­hen der MZEE​.com Redaktion.

Die Men­ge eska­liert, wir schwe­ben durch den Saal.
Der Turn ist fast vor­bei, wir legen noch mal nach.

Manch­mal hat man ja das Gefühl, in Sachen Imager­ap gab es mitt­ler­wei­le schon alles. Aber dann kommt Finch Aso­zi­al daher und beweist mit sei­nem Assi-​Status das Gegen­teil. Auch das klingt erst mal nicht neu, aber wie er sich ins­be­son­de­re auf ost­deut­sche Wer­te und Dis­ko­mu­sik spe­zia­li­siert, ist ein­zig­ar­tig. Also stat­ten wir Finchs "Dorf­dis­ko" einen Besuch ab.

Eine Sache gleich vor­weg: Wer schon mal in einer Dorf­dis­ko war, wird wis­sen, dass es in sol­chen meist weni­ger kul­ti­viert zugeht und Dro­gen­kon­sum qua­si zum guten Ton gehört. Dem­entspre­chend soll­te es auch kei­nen wun­dern, wie das Niveau auf Finchs genau­so beti­tel­tem Album aus­fällt. Der Batt­ler­ap­per gibt einen Querbeet-​Einblick in den eige­nen Kos­mos der Aso­zia­li­tät inklu­si­ve Pil­len schmei­ßen, Frau­en ver­ach­ten sowie sich selbst und Ossi-​Symbole wie den Tra­bi "601" fei­ern. Zwar klingt das alles erst mal sehr abge­dro­schen, aber zum einen bleibt er damit ein­fach sei­nem Image treu, zum ande­ren zeigt Finch Aso­zi­al auch oft genug eine gewis­se Selbst­iro­nie. Etwa, wenn er auf "Eska­la­ti­on" Frau­en in der Dis­ko mit einem fla­chen Spruch anmacht und die ent­spre­chen­de Abfuhr mit­ein­be­zieht. Oder wenn er rappt: "Schrei­be Kacke aufs Papier, ver­kauf' den Dreck euren Kids." Man merkt stets, dass der Prot­ago­nist sich selbst nicht so ernst nimmt. Auch auf musi­ka­li­scher Sei­te wird der Ber­li­ner sei­nem Album­ti­tel mehr als gerecht: Von 80er-​Synthiepop über EDM und Tech­no bis zu Schla­ger wird hier instru­men­tal von Dir­ty Das­mo & Mania Music alles bedient, was man in der "Dorf­dis­ko" erwar­tet. Manch ein Beat­break wie auf "Land­le­ben" wirkt zwar etwas deplat­ziert, aber sonst ist hier jeder Track gut ausproduziert.

Am Ende mag man ver­mut­lich geteil­ter Mei­nung sein, wie wert­voll die Tex­te von Finch Aso­zi­al tat­säch­lich sind. Musi­ka­lisch jedoch lie­fert er genau das, was man von ihm erwar­tet, und beweist gleich­zei­tig sei­ne Skills in Rap und Gesang. Wer also ein biss­chen ost­deut­sches Dorfdisko-​Flair für daheim will, ist hier gold­rich­tig. Wer jedoch Niveau sucht, soll­te lie­ber einen gro­ßen Bogen um die­ses Debüt­al­bum machen …

(Lukas Päck­ert)