Wir bleiben wach, auch wenn man wieder Hallus schiebt.
Kein Handyempfang durch die Jalousie.
Blood Spencore & Chefkoch sind schon lange ein Teil der Szene. Erstgenannter releaste 2015 ein Album, auf dem auch einige bekannte Rapper, wie zum Beispiel Audio88, als Featuregäste vertreten waren. Bei Chefkoch, der auch Teil der Kaosloge war, erschien das letzte Release im Jahr 2012. Zwischenzeitlich waren beide Künstler inaktiv, haben sich nun aber zusammengetan, um gemeinsam über "Hallus" zu rappen.
Der Titel ihrer Veröffentlichung lässt zwar vermuten, dass es um abgedriftete Gedankengänge in Richtung einer durch Drogenkonsum erschaffenen Scheinwelt geht. Tatsächlich beschäftigen sich die Rapper textlich jedoch mit alltäglichem Wahnsinn. Es ist nicht so, dass der Gebrauch diverser Suchtmittel gar keine Rolle spielt, dieser ist aus Sicht von Blood Spencore & Chefkoch aber eher eine Konsequenz des Lebens in einer finster angehauchten Welt. Oft wird auch das Gefühl thematisiert, das ein Mensch innerhalb der immer kälter werdenden Gesellschaft verspürt, welche zwanghaft versucht, zu funktionieren. Die beiden überzeichnen das Ganze textlich meist stark mit einprägsamen Metaphern und es geht häufig um das Bedürfnis, sich aus all dem zurückzuziehen. Zusätzlich verstärken die Beats dieses Gefühl noch einmal besonders, denn sie sind gerade zu Beginn der EP düster gehalten. Man assoziiert das Soundbild direkt mit jenem von Rappern wie Necro. Für ein wenig Abwechslung in dieser Hinsicht sorgen die Instrumentals der Tracks "Stoff" und "Strick", deren Titel genau wie bei allen anderen Songs aus nur einem Wort bestehen. So straight wie die Titelwahl ist auch der Flow der beiden – klarer Stimmeinsatz, keine großen Spielereien innerhalb ihrer Hooklines und dennoch sehr eingängig.
Wer musiktechnisch nach etwas Neuem sucht, ist mit der EP von Blood Spencore & Chefkoch auf jeden Fall gut bedient, denn einzigartig ist ihr Werk allemal. Zum Nebenbeihören ist "Hallus" jedoch nicht geeignet, es eignet sich eher für ruhige Momente. Perfekt, wenn man sich der immer kälter werdenden Gesellschaft mal entziehen und einfach nur zu guter Musik mit dem Kopf nicken möchte.
(Dzermana Schönhaber)