Da ist diese Straße und die muss ich entlang.
Monster links und rechts. Und die ist end lang.
Das Bremer Label Erotik Toy Records steht für scheinbar unendliche Möglichkeiten. Für Rap fernab von allem, was gerade im Mainstream stattfindet. Nur logisch also, dass das Label-Aushängeschild Tightill sein Solo-Debütalbum "Infinity" tauft. Doch schafft er es damit wirklich in die besagte Unendlichkeit?
Hört man sich durch die satten 16 Tracks der Platte, wird einem schnell klar, dass der Albumtitel treffender nicht sein könnte. Ob Tightill nun über den klassischen 80s-Disco-Sound von Haus- und Hof-Produzent Florida Juicy gleitet, sich an düsterem Elektro versucht oder mal eben in den Punk verirrt – Genre-Grenzen gibt es hier nicht. Auf der Platte wird sich an allem bedient, was dem Bremer musikalisch gerade zusagt. Und die einzigartige, von Natur aus hohe Stimme, mit der Tightill rappt, verleiht jedem Beat noch das gewisse Etwas. Wie auch das Soundbild driften die Themen weit auseinander: Vom klassischen Ausschütten der eigenen – positiven wie negativen – Gefühle über die Leidenschaft für das Skaten bis hin zu einer vermeintlichen Ode an Kaffee findet man hier alles. Dass dem Hörer hier nicht jeder Track gleichermaßen zusagen wird – geschenkt. Dass manchmal ein Heft mit Lyrics ganz hilfreich wäre, um den Text zu verstehen – kann man verzeihen. Der "most sensitive Rapper" zeigt hier einfach sein breites Repertoire und glänzt dabei durchgehend.
"Infinity" ist das, was man von einem Erotik Toy Records-Head erwartet. Tightill sprengt jegliche Genre-Grenzen und zeigt deutschem Rap auf, wo es überall noch hingehen könnte, wenn man sich nur traut. Aufgrund des nicht sonderlich stringenten roten Fadens wird wohl bei beinahe jedem irgendein Track stets geskippt. Nichtsdestotrotz braucht deutscher HipHop mehr Alben wie dieses, fernab vom allgegenwärtigen Afrotrap.
(Lukas Päckert)