LGoony
In unserer kapitalistischen Gesellschaft ist LGoony der Inbegriff eines modernen Nimmersatts: Egal was ist, er kriegt nie genug. Immer wenn er einen Blick in den Safe wagt, stellt er ernüchtert fest, dass darin noch zu viel Platz frei ist. Um dieses Problem zu lösen, ist er "jeden Tag auf der Jagd nach diesem Geld" – das sind zumindest die Worte des jungen Musikers. Während die Kunstfigur LGoony also damit beschäftigt ist, ihr Vermögen auf möglichst profitable Weise zu vermehren, konnten wir uns mit dem Menschen hinter der Musik unterhalten. Mit "Lightcore" drückt der Rapper auf Rewind und wagt einen künstlerischen Neustart. Im Interview erfuhren wir, was sein neues Album vom Vorgänger "Intergalactica" genau unterscheidet. Außerdem erklärte uns der Kölner, weshalb er Musik unter mehreren Pseudonymen veröffentlicht und inwiefern sich verschiedene Akas auf sein kreatives Schaffen auswirken. Welche Rolle es dabei spielt, dass er sich als Hobby-Musiker bezeichnet, war ebenfalls ein Thema unseres ausführlichen Gesprächs.
MZEE.com: Deine Musik ist mitunter sehr düster gefärbt. Ist das deinem Faible für Memphis Rap geschuldet? Was begeistert dich an dieser Art von Musik?
LGoony: Ich habe insgesamt eine Schwäche für Düsteres. Ich hab' früher ja auch Battlerap-Zeug gemacht, das in eine ähnliche Richtung ging. Das ist einfach mein Geschmack. Und natürlich liegt das auch an meinen Produzenten, die da perfekte Klangteppiche weben. (lacht)
MZEE.com: Findest du denn, dass die Soundästhetik deiner Battle-Tracks und deiner aktuellen Songs ähnlich ist, wenn auch anders interpretiert?
LGoony: Eigentlich nicht so wirklich. Es kommt natürlich auf den Beat an. Die samplelastigen Instrumentals schon eher. "Check" zum Beispiel hat ja ein relativ loopiges Sample und das ist schon ähnlich, aber eben in einem anderen Style.
MZEE.com: Als ich "Check" zum ersten Mal gehört habe, hat mich das an frühe Bushido-Produktionen erinnert.
LGoony: Bei "Check" habe ich schon viel Verschiedenes gehört. (lacht) Manche haben gesagt, es klänge total nach Afrotrap, andere meinten, es wäre Dubstep. Grime habe ich auch gehört oder dass es das sei, was MC Pikachu und so machen. Scheinbar hat da jeder seine eigene Interpretation, das ist ganz lustig. Bushido habe ich bis jetzt noch nicht gehört, aber ja, stimmt wahrscheinlich. Wenn man darauf achtet, ist es ja auch so ein stumpfes Sample. Könnte gut sein.
MZEE.com: Andererseits haben einige deiner Songs eine harmonische und helle Atmosphäre. Was ist die Inspiration dafür?
LGoony: Ich wollte, dass "Lightcore" sich von "Intergalactica" unterscheidet. Das war ja insgesamt sehr schwer und durchdacht im Klangbild und dadurch vielleicht nicht so zugänglich. Ich wollte wieder etwas Lockereres machen, weil ich Bock darauf hatte. Deshalb sind auch ein paar hellere Sachen drauf, denke ich. Es sollte eigentlich auch im Sommer kommen, aber das hat natürlich nicht geklappt, wie man merkt. (lacht)
MZEE.com: Gibt es denn bestimmte Artists, die dich zu diesem hellen und harmonischen Aspekt inspirieren? Du hast in der Vergangenheit die Beatles oder Pink Floyd erwähnt.
LGoony: Auf jeden Fall, die Beatles sind immer eine Inspiration für mich. Ich war 2018 auch auf einem Konzert von Paul McCartney. Ich bin als Kind durch meinen Vater zu dieser Musik gekommen, der hatte halt die Schallplatten. So bin ich damit quasi aufgewachsen. Irgendwann habe ich das wieder gehört und dann hat man natürlich diesen Nostalgie-Flash. So hatte das in den letzten Jahren bestimmt einen gewissen Einfluss. Ich denke mir jetzt nicht, ich will das und das wie die Beatles machen. Aber irgendwelche Harmonien oder Zweitstimmen, die ich singe, haben dort bestimmt ihren Ursprung.
MZEE.com: Wir haben jetzt über zwei Eckpfeiler deiner Musik gesprochen, zum einen das Helle und zum anderen das Düstere. Goethe schrieb einmal passend dazu: "Wo viel Licht ist, ist starker Schatten." – Beeinflussen dich solche Motive in deiner Musik?
LGoony: Ja, das kann gut sein, aber das ist natürlich auch immer stimmungsabhängig. Die aktuellen Songs sind über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren entstanden und dann catcht einen mal eher das eine, mal eher das andere. Im Winter macht man eher einen düsteren Song, im Sommer eher einen helleren. Insofern geht das natürlich zusammen. In so einer langen Zeit erlebt man viele Gefühlslagen, deswegen kann man das wahrscheinlich schon sagen.
MZEE.com: Du rappst und singst beispielsweise auf "Neu geboren" und "Grün Weiße Scheine" in Stimmlagen, die du bisher nicht verwendet hast. Was treibt dich dazu an, immer Neues auszuprobieren?
LGoony: Das liegt einfach daran, dass ich Musik als Hobby mache und dabei immer genau das rauskommt, worauf ich gerade Bock habe. Bestimmt auch durch Inspirationen, die dazukommen. Dadurch wird das automatisch etwas breiter. Wenn man Musik halt aus Spaß macht, hat man nicht so Lust, immer das Gleiche zu machen und will sich auch immer mehr ausprobieren – gerade auf den Sound bezogen.
MZEE.com: Probierst du viel aus und sortierst aus oder wird der Großteil der Musik auch releast?
LGoony: Das meiste kommt raus. Wenn ich einen Song fertig mache, dann erscheint der auch zu 95 Prozent. Es gibt nicht viele Leftovers. Zwei Songs haben soundmäßig nicht auf "Lightcore" gepasst, aber die werde ich noch rausbringen, nach der Tour oder so. Vielleicht sammelt sich auch wieder etwas an und dann kann man eine kleine EP droppen. Generell bin ich eigentlich immer dafür, etwas fertig zu machen. Im Entstehungsprozess kann man ja auch Ideen wieder verwerfen oder neu einbringen. Tatsächlich versuche ich immer, das relativ schnell zum Ende zu bringen. Ein Song ist auch eine Momentaufnahme. Insofern würde es keinen Sinn machen, ihn dann für mich zu behalten.
MZEE.com: Du haust aber trotzdem nicht Tapes am laufenden Band raus, wie es in Amerika üblich ist. Liegt das daran, dass du viel an den Songs arbeitest?
LGoony: Es liegt einfach daran, dass ich im vergangenen Jahr nicht so viel Musik als LGoony gemacht habe. Wenn ich keine Lust habe, dann setze ich mich nicht hin und schreibe einen Song über das und das Thema. Es kommt aus der Laune heraus. Wenn ich Bock habe, Musik zu machen, dann mache ich einen Beat an und gucke, was dabei rauskommt. Und wenn nichts entsteht, ist das auch nicht so schlimm. (überlegt) Aber in Zukunft kommt mehr. Dass nichts kam, hatte auch mit verschiedenen Situationen zu tun, Stress und so weiter. Deswegen hatte ich nicht so viel Kopf für Musik, aber das wird sich wieder einpendeln und dann werde ich mehr droppen. Eigentlich habe ich eh vor, dieses Jahr mindestens noch ein Release rauszuhauen. Das ist jetzt natürlich früh und leicht daher gesagt, aber das ist schon mein Ziel.
MZEE.com: Du machst mit deinem Freundeskreis viel Musik, die nicht zwangsläufig veröffentlicht wird. Gibt es neben Projekten wie der "Bassbande" oder der "Rapkantine" noch weitere, die mit wenig Aufmerksamkeit im Netz kursieren?
LGoony: Es gibt auf jeden Fall noch ein paar Projekte. Ich weiß gar nicht, ob ich die namedroppen will, aber einiges findet man schon im Internet. Wer suchet, der findet. Aber man muss schon tief diggen. (lacht) Es ist auch nicht alles Rap. Da habe ich mit DJ Heroin irgendwelche anderen Sachen gemacht. Wir haben schon Noise und EDM produziert, aber das ist alles nur Spaß. Wenn man sucht und ein krasser Stalker ist, dann kann man das finden. (lacht)
MZEE.com: Es ist spannend, wie viel man findet, wenn man gründlich recherchiert. Ich bin zum Beispiel über die RZT-Gang gestolpert, die sogar ein eigenes Wiki hat. Bei dem Artikel zu Tommy Bitchfigger sieht man ein Foto von dir mit zensierten Augen. Ihr macht offensichtlich Musik unter diesem Pseudonym, aber die ist nirgendwo zu finden.
LGoony: (lacht) Nee, die findet man nicht. Es sind Hits! Aber die Musik ist nicht im Internet.
MZEE.com: Die Songtitel sind zumindest vielversprechend.
LGoony: Ja, wir haben auch sehr viel gemacht. (lacht) Aber ja, das ist wie gesagt alles außerhalb vom Internet. Aber es sind auf jeden Fall Hits!
MZEE.com: Wie fällt denn die Entscheidung, ob etwas veröffentlicht wird oder nicht?
LGoony: Das gehört mit zum Entstehungsprozess. Wir suchen uns einen Sound und ein Image aus und dann entscheiden wir, ob wir einen YouTube-Kanal und eine Facebook-Seite einrichten und irgendetwas Bestimmtes versuchen. Mit der "Rapkantine" wollten wir eigentlich in Facebook-Realkeeper-Gruppen rumtrollen. Wir wollten so tun, als hätten wir eine neue, tighte Crew entdeckt und so weiter. Aber das klappt dann auch nicht immer so, wie man es sich gedacht hat. (lacht) Die Sachen, die nicht rauskommen, erscheinen vielleicht noch in Zukunft oder in abgeänderter Form. Irgendwas nimmt man da immer mit, das ist alles kreativer Input.
MZEE.com: Könntest du dir vorstellen, unter einem Pseudonym politische Musik zu machen?
LGoony: Das kann ich jetzt nicht sagen. Es muss in dem Moment passen. Ich bin niemand, der von sich behauptet, dass er mega die politische Ahnung hat, deswegen finde ich das etwas fehl am Platz. Das Feld überlasse ich liebend gerne anderen Leuten.
MZEE.com: Denkst du, dass deine Musik als LGoony, wenn auch nicht bewusst erzeugt, eine politische Aussagekraft haben kann? Man könnte dir eine hedonistische Haltung unterstellen.
LGoony: Man kann da bestimmt viel rein interpretieren. Bei der Entstehung von der Musik ist das kein Faktor, den ich mir überlege. Ich verarbeite einfach meine meine Inspiration und die ist in dem Fall viel Rap aus Amerika. Ich mag zum Beispiel Gucci Mane sehr, weil er oft das Gleiche sagt, aber immer in einer neuen Line verpackt. Er hat gefühlt 500 Lines darüber, dass sein Auto kein Dach hat und trotzdem findet man immer wieder etwas Neues. Das finde ich interessant. Da habe ich auch bei "Droptop Music" quasi eine Hommage eingebaut. Ich rappe da eine Line, bei der ich dachte, dass Gucci Mane sie auch gut rappen könnte – wahrscheinlich hat er sie auch schon Mal gerappt, weil er jede Line über Droptops schon gebracht hat. (lacht) Der Ursprung liegt natürlich auch im Money Boy-Umfeld und insofern ist da vielleicht auch ein Stück Politik drin. "Lüge der Medien" ist wahrscheinlich irgendwie politisch, jedoch hatte ich da einen ganz anderen Ansatz. Ich wollte kein Statement zu dieser ganzen Lügenpresse-Thematik abgeben, sondern das war einfach zu der Zeit Thema im Swag-Mob auf Facebook. Es war halt ein Meme. Wenn man es von außen bewertet, kann man natürlich etwas Politisches darin sehen. Man kann auch in den ganzen kritischen Sachen, die ich zur Musikindustrie sage, etwas Antikapitalistisches sehen. Aber das ist nicht unbedingt mein Fokus.
MZEE.com: Ist Rap denn wirklich nach wie vor nur ein Hobby für dich? Hat sich nichts verändert?
LGoony: Doch, klar. Gerade als LGoony hat man einen gewissen Druck und eine Erwartungshaltung und wird immer verglichen. Leute sagen, das "Grape Tape" war das geilste, andere sagen, das "Space Tape" war ein Classic. Wieder andere meinen, "Intergalactica" war das allerbeste. Das ist immer ein nerviger Beigeschmack, weil man eigentlich immer nur machen will. Du wirst die ganze Zeit mit solchen Dingen konfrontiert, gerade in der heutigen Zeit, in der man so viel auf Social Media sein, sich präsentieren und auch mit den Leuten interagieren muss. Du musst die Kommentare lesen und darauf antworten, damit du im Algorithmus höher gerankt wirst und so weiter. Dann kriegt man so viel Feedback, weil halt jeder seine Meinung im Internet impulsiv in die Kommentar-Sektion reinhaut. Davon muss man sich frei machen. Ich glaube, dass total viele Musiker dadurch kaputtgehen, weil die merken: "Das wollen die Leute von mir, deswegen muss ich jetzt so einen Song machen. Jenes sollte ich in Zukunft vermeiden. Die Leute feiern mich wegen meines krassen Flows, deswegen muss ich noch krasser flowen. Die Leute feiern meine Arroganz, deswegen muss ich jetzt noch arroganter sein!" Das macht, glaube ich, viel kaputt. Der Optimalfall wäre es, wenn Musiker gar kein Social Media hätten. (lacht) Leute würden sich halt darum kümmern und man würde einfach selbst gar nicht so viel Rezeption wahrnehmen. Das geht natürlich in der jetzigen Zeit nicht, insofern muss man es hinnehmen. Aber wirklich viel geändert hat sich nicht. Ich muss nicht irgendeinen bestimmten Track machen. Natürlich wäre es klug, alles geplanter und durchdachter zu machen, und dadurch ein Release schon ein Jahr vorher fertig zu haben, damit man es zu einem bestimmten Zeitpunkt droppen kann. Aber ich mache halt Musik und die kommt dann einfach raus. Das einzige, was sich verändert hat, ist, dass alles ein bisschen länger dauert, weil man es nicht nur als Free-Download veröffentlicht und auf Soundcloud stellt. Man beachtet halt auch die Streaming-Dienste, weil sie Geld bringen. Jetzt werden die Sachen auch gemastert, das war ja früher alles gar nicht so. Da habe ich kurz aufgenommen, mit Magix irgendein Kompressor-Plug-in draufgezogen, das exportiert und hochgeladen. Das Musikmachen an sich hat sich aber nicht verändert.
MZEE.com: Es ist natürlich verständlich, dass du die Social Media-Algorithmen bedienst, weil es zusätzliches Geld einbringt. Aber theoretisch könnte man sich dem doch trotzdem entziehen.
LGoony: Ja, natürlich. Das ist aber irgendwie abgegrenzt. Das ist halt die Arbeit, die man noch dazu machen muss. Sonst funktioniert es leider auch nicht mehr. Ich weiß nicht … Das ist vielleicht etwas, das mit der ganzen Rezeption einhergeht, wenn man immer verglichen wird und Leute sagen Sachen wie, dass der Hype vorbei ist oder so. Das frisst einen dann möglicherweise auch innerlich ein bisschen an. Ich mache mir darüber jetzt nicht so viel Kopf, aber vielleicht will man unterbewusst an alte Zeiten anknüpfen. Dann denkt man sich, dass man noch einen Post machen müsste, damit man mehr Reichweite bekommt. Ich mache die Musik aber einfach gerne und auch, weil ich irgendwie eine Alternative zum Rest bieten und meine Sicht- und Denkweise nach außen tragen will. Einfach um Leuten, die jetzt anfangen, zu zeigen, dass es auch anders geht und man sich nicht anpassen muss.
MZEE.com: Da gibt dir die Verwendung mehrerer Pseudonyme wahrscheinlich ein schönes Gleichgewicht.
LGoony: Genau, ja. Das ist auch wichtig, damit ich wieder neue Inspiration für LGoony bekomme. Manchmal muss man sich schon daran erinnern, dass man das Ganze aus Spaß macht. Jetzt gar nicht beim Musikmachen selbst. Aber wenn man die ganze Zeit abgefuckt ist, wenn irgendwas passiert ist oder stressig war, irgendeine Abgabe oder sonst was. Dann ist es schon ein guter Ausgleich, einfach abzuschalten, auf null zu stellen und sich ein neues Aka zu suchen. Das würde ich auch anderen Musikern empfehlen. Man baut sich als Künstler immer automatisch irgendwann einen Käfig mit Regeln – beispielsweise, dass man über bestimmte Themen nicht rappt. Dann ist es manchmal ganz erfrischend, unter einem anderen Namen etwas Neues zu machen. Dann geht das Schreiben auch wieder wie von selbst.
MZEE.com: Es ist allgemein bekannt, dass du gegenüber der deutschen Rap-Szene eher negativ eingestellt bist. Was war das letzte Release außerhalb deines Umfelds, das dir gefallen hat?
LGoony: Es gibt schon Sachen, aber es sind eigentlich immer die gleichen. Dadurch, dass Rap gerade so im Fokus ist, checken die Leute, dass man damit gut Geld verdienen kann. Man muss sich nur dem Sound anpassen. Dadurch probieren die Leute nicht so viel aus und es kommt sehr viel Gleiches auf den Markt. Dadurch habe ich halt nicht so viel Lust, mich damit zu beschäftigen. Man muss sich schon die Perlen rauspicken. Ich mag die Sachen von Haiyti, das Trettmann-Album war gut, das GPC-Album hat Spaß gemacht. Tightill und Doubtboy machen gute Musik. Und sonst halt mein Umfeld, auch wenn es dumm ist, das zu sagen. Die machen schon gutes Zeug. Habe ich was vergessen? Keine Ahnung. DCVDNS und Tamas machen auch schöne Sachen.
MZEE.com: Ich kann mich daran erinnern, dass du früher unter anderem Morlockk Dilemma gefeiert hast. Was hat sich da für dich verändert?
LGoony: Es ist natürlich immer schwierig, zu sagen, warum man etwas nicht mehr mag. So viel denke ich da gar nicht drüber nach. Bei mir gab es irgendwann einfach einen Knackpunkt. Ich habe sehr viel Prezident und auch Morlockk Dilemma gehört und das ist alles sehr bedrückend. Es zieht einen wirklich runter, wenn man das viel hört und mitbekommt, dass andere Leute im Umfeld das hören, diesen Lifestyle abfeiern und sich in einer depressiven Weltsicht suhlen. Das macht einfach keinen Spaß. Dann habe ich parallel dazu diesen ganzen Ami-Flexrap entdeckt, Rae Sremmurd, Young Thug und Gucci Mane zum Beispiel. Ich habe angefangen, mich damit zu beschäftigen, und das war eher meins. Da kann man einfach abschalten. Ich will nicht so aktiv zuhören müssen. Wenn man bei den Ami-Sachen drauf achtet, findet man halt lustige Lines, die einen entertainen, aber insgesamt geht es eher um das Klangbild. Ich bin eh so ein Melodien-Freak und mag Stimmungen. Ich finde es immer interessant, wenn sich Stimmungen verbreiten, ohne dass man etwas konkret anspricht. Du musst nicht erwähnen, dass es ein trauriger Song oder ein Party-Track ist. Ich hatte irgendwann so einen Overkill von diesem ganzen Deutschrap. Alles ist ausformuliert. Früher dachte ich, dass man viel mehr sagen könnte, genauer auf ein Thema eingehen und so weiter, aber eigentlich ist das Gegenteil der Fall. Man formuliert alles aus und dadurch ist immer direkt ersichtlich, was die Meinung ist und worum es geht. Ich finde es mittlerweile viel angenehmer, wenn ein Thema subtil anklingt und man nicht so viel Platz hat, etwas zu sagen. So überträgt es sich einfach durch die Musik.
MZEE.com: Wo wir bereits beim Thema Deutschrap sind: Harry Quintana ist als Feature-Gast auf "Lightcore" vertreten und war bereits beim "Grape Tape" dabei. Du wirst ebenfalls auf seiner kommenden EP zu hören sein. Habt ihr schon mal über ein gemeinsames Release nachgedacht?
LGoony: Vielleicht haben wir schon was gemacht, das kann gut sein. (lacht) Eventuell stehen auch Überlegungen im Raum, aber man weiß halt nie. Du kannst viel planen, aber solange es nicht im Kasten ist, ist es auch schwer, etwas anzukündigen. Es kann auch sein, dass es sich auseinander entwickelt, aber wir verstehen uns ganz gut. Er ist eigentlich mein Lieblingsrapper in Deutschland. Ich habe früher sehr viel Prinz Harry gehört, auch die alten Sachen. Ich habe mich durch die Foren gewühlt, um Exclusive Tracks zu suchen, also für mich neue Songs. Sein Grind ist auf jeden Fall fett. Es macht immer Spaß, mit ihm zu arbeiten, und es ist auch eine große Motivation, weil er – wie gesagt – für mich einer der Besten ist, wenn nicht sogar der Beste. Insofern pusht einen das natürlich, weil man daneben auch gut abliefern will.
MZEE.com: Wenn du jetzt nicht noch viele Shoutouts zu verteilen hast, wären wir eigentlich durch.
LGoony: Shoutouts … Ja, kommt auf die Tour, Leute! Hört euch "Lightcore" an, folgt mir auf all meinen Kanälen, bla. (lacht) Vielleicht kommt dieses Jahr noch mehr Musik, hoffentlich komme ich in einen guten Grind. Shoutouts ans Forum.
(Alexander Hollenhorst & Jens Paepke)
(Fotos von Maxim Diehl)