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Interview

LGoony

"Der Opti­mal­fall wäre es, wenn Musi­ker gar kein Social Media hät­ten." – LGo­o­ny im Inter­view über die Arbeits­wei­se als Hobby-​Musiker, das Ver­wen­den ver­schie­de­ner Pseud­ony­me und geplan­te Projekte.

In unse­rer kapi­ta­lis­ti­schen Gesell­schaft ist LGo­o­ny der Inbe­griff eines moder­nen Nim­mer­satts: Egal was ist, er kriegt nie genug. Immer wenn er einen Blick in den Safe wagt, stellt er ernüch­tert fest, dass dar­in noch zu viel Platz frei ist. Um die­ses Pro­blem zu lösen, ist er "jeden Tag auf der Jagd nach die­sem Geld" – das sind zumin­dest die Wor­te des jun­gen Musi­kers. Wäh­rend die Kunst­fi­gur LGo­o­ny also damit beschäf­tigt ist, ihr Ver­mö­gen auf mög­lichst pro­fi­ta­ble Wei­se zu ver­meh­ren, konn­ten wir uns mit dem Men­schen hin­ter der Musik unter­hal­ten. Mit "Light­co­re" drückt der Rap­per auf Rewind und wagt einen künst­le­ri­schen Neu­start. Im Inter­view erfuh­ren wir, was sein neu­es Album vom Vor­gän­ger "Inter­ga­lac­ti­ca" genau unter­schei­det. Außer­dem erklär­te uns der Köl­ner, wes­halb er Musik unter meh­re­ren Pseud­ony­men ver­öf­fent­licht und inwie­fern sich ver­schie­de­ne Akas auf sein krea­ti­ves Schaf­fen aus­wir­ken. Wel­che Rol­le es dabei spielt, dass er sich als Hobby-​Musiker bezeich­net, war eben­falls ein The­ma unse­res aus­führ­li­chen Gesprächs.

MZEE​.com: Dei­ne Musik ist mit­un­ter sehr düs­ter gefärbt. Ist das dei­nem Fai­ble für Mem­phis Rap geschul­det? Was begeis­tert dich an die­ser Art von Musik?

LGo­o­ny: Ich habe ins­ge­samt eine Schwä­che für Düs­te­res. Ich hab' frü­her ja auch Battlerap-​Zeug gemacht, das in eine ähn­li­che Rich­tung ging. Das ist ein­fach mein Geschmack. Und natür­lich liegt das auch an mei­nen Pro­du­zen­ten, die da per­fek­te Klang­tep­pi­che weben. (lacht)

MZEE​.com: Fin­dest du denn, dass die Sound­äs­the­tik dei­ner Battle-​Tracks und dei­ner aktu­el­len Songs ähn­lich ist, wenn auch anders interpretiert?

LGo­o­ny: Eigent­lich nicht so wirk­lich. Es kommt natür­lich auf den Beat an. Die sam­ple­las­ti­gen Instru­men­tals schon eher. "Check" zum Bei­spiel hat ja ein rela­tiv loo­pi­ges Sam­ple und das ist schon ähn­lich, aber eben in einem ande­ren Style.

MZEE​.com: Als ich "Check" zum ers­ten Mal gehört habe, hat mich das an frü­he Bushido-​Produktionen erinnert.

LGo­o­ny: Bei "Check" habe ich schon viel Ver­schie­de­nes gehört. (lacht) Man­che haben gesagt, es klän­ge total nach Afro­trap, ande­re mein­ten, es wäre Dub­step. Grime habe ich auch gehört oder dass es das sei, was MC Pika­chu und so machen. Schein­bar hat da jeder sei­ne eige­ne Inter­pre­ta­ti­on, das ist ganz lus­tig. Bushi­do habe ich bis jetzt noch nicht gehört, aber ja, stimmt wahr­schein­lich. Wenn man dar­auf ach­tet, ist es ja auch so ein stump­fes Sam­ple. Könn­te gut sein.

MZEE​.com: Ande­rer­seits haben eini­ge dei­ner Songs eine har­mo­ni­sche und hel­le Atmo­sphä­re. Was ist die Inspi­ra­ti­on dafür?

LGo­o­ny: Ich woll­te, dass "Light­co­re" sich von "Inter­ga­lac­ti­ca" unter­schei­det. Das war ja ins­ge­samt sehr schwer und durch­dacht im Klang­bild und dadurch viel­leicht nicht so zugäng­lich. Ich woll­te wie­der etwas Locke­re­res machen, weil ich Bock dar­auf hat­te. Des­halb sind auch ein paar hel­le­re Sachen drauf, den­ke ich. Es soll­te eigent­lich auch im Som­mer kom­men, aber das hat natür­lich nicht geklappt, wie man merkt. (lacht)

MZEE​.com: Gibt es denn bestimm­te Artists, die dich zu die­sem hel­len und har­mo­ni­schen Aspekt inspi­rie­ren? Du hast in der Ver­gan­gen­heit die Beat­les oder Pink Floyd erwähnt.

LGo­o­ny: Auf jeden Fall, die Beat­les sind immer eine Inspi­ra­ti­on für mich. Ich war 2018 auch auf einem Kon­zert von Paul McCart­ney. Ich bin als Kind durch mei­nen Vater zu die­ser Musik gekom­men, der hat­te halt die Schall­plat­ten. So bin ich damit qua­si auf­ge­wach­sen. Irgend­wann habe ich das wie­der gehört und dann hat man natür­lich die­sen Nostalgie-​Flash. So hat­te das in den letz­ten Jah­ren bestimmt einen gewis­sen Ein­fluss. Ich den­ke mir jetzt nicht, ich will das und das wie die Beat­les machen. Aber irgend­wel­che Har­mo­nien oder Zweit­stim­men, die ich sin­ge, haben dort bestimmt ihren Ursprung.

MZEE​.com: Wir haben jetzt über zwei Eck­pfei­ler dei­ner Musik gespro­chen, zum einen das Hel­le und zum ande­ren das Düs­te­re. Goe­the schrieb ein­mal pas­send dazu: "Wo viel Licht ist, ist star­ker Schat­ten." – Beein­flus­sen dich sol­che Moti­ve in dei­ner Musik?

LGo­o­ny: Ja, das kann gut sein, aber das ist natür­lich auch immer stim­mungs­ab­hän­gig. Die aktu­el­len Songs sind über einen Zeit­raum von ein­ein­halb Jah­ren ent­stan­den und dann catcht einen mal eher das eine, mal eher das ande­re. Im Win­ter macht man eher einen düs­te­ren Song, im Som­mer eher einen hel­le­ren. Inso­fern geht das natür­lich zusam­men. In so einer lan­gen Zeit erlebt man vie­le Gefühls­la­gen, des­we­gen kann man das wahr­schein­lich schon sagen.

MZEE​.com: Du rappst und singst bei­spiels­wei­se auf "Neu gebo­ren" und "Grün Wei­ße Schei­ne" in Stimm­la­gen, die du bis­her nicht ver­wen­det hast. Was treibt dich dazu an, immer Neu­es auszuprobieren?

LGo­o­ny: Das liegt ein­fach dar­an, dass ich Musik als Hob­by mache und dabei immer genau das raus­kommt, wor­auf ich gera­de Bock habe. Bestimmt auch durch Inspi­ra­tio­nen, die dazu­kom­men. Dadurch wird das auto­ma­tisch etwas brei­ter. Wenn man Musik halt aus Spaß macht, hat man nicht so Lust, immer das Glei­che zu machen und will sich auch immer mehr aus­pro­bie­ren – gera­de auf den Sound bezogen.

MZEE​.com: Pro­bierst du viel aus und sor­tierst aus oder wird der Groß­teil der Musik auch releast?

LGo­o­ny: Das meis­te kommt raus. Wenn ich einen Song fer­tig mache, dann erscheint der auch zu 95 Pro­zent. Es gibt nicht vie­le Lef­to­vers. Zwei Songs haben sound­mä­ßig nicht auf "Light­co­re" gepasst, aber die wer­de ich noch raus­brin­gen, nach der Tour oder so. Viel­leicht sam­melt sich auch wie­der etwas an und dann kann man eine klei­ne EP drop­pen. Gene­rell bin ich eigent­lich immer dafür, etwas fer­tig zu machen. Im Ent­ste­hungs­pro­zess kann man ja auch Ideen wie­der ver­wer­fen oder neu ein­brin­gen. Tat­säch­lich ver­su­che ich immer, das rela­tiv schnell zum Ende zu brin­gen. Ein Song ist auch eine Moment­auf­nah­me. Inso­fern wür­de es kei­nen Sinn machen, ihn dann für mich zu behalten.

MZEE​.com: Du haust aber trotz­dem nicht Tapes am lau­fen­den Band raus, wie es in Ame­ri­ka üblich ist. Liegt das dar­an, dass du viel an den Songs arbeitest?

LGo­o­ny: Es liegt ein­fach dar­an, dass ich im ver­gan­ge­nen Jahr nicht so viel Musik als LGo­o­ny gemacht habe. Wenn ich kei­ne Lust habe, dann set­ze ich mich nicht hin und schrei­be einen Song über das und das The­ma. Es kommt aus der Lau­ne her­aus. Wenn ich Bock habe, Musik zu machen, dann mache ich einen Beat an und gucke, was dabei raus­kommt. Und wenn nichts ent­steht, ist das auch nicht so schlimm. (über­legt) Aber in Zukunft kommt mehr. Dass nichts kam, hat­te auch mit ver­schie­de­nen Situa­tio­nen zu tun, Stress und so wei­ter. Des­we­gen hat­te ich nicht so viel Kopf für Musik, aber das wird sich wie­der ein­pen­deln und dann wer­de ich mehr drop­pen. Eigent­lich habe ich eh vor, die­ses Jahr min­des­tens noch ein Release raus­zu­hau­en. Das ist jetzt natür­lich früh und leicht daher gesagt, aber das ist schon mein Ziel.

MZEE​.com: Du machst mit dei­nem Freun­des­kreis viel Musik, die nicht zwangs­läu­fig ver­öf­fent­licht wird. Gibt es neben Pro­jek­ten wie der "Bass­ban­de" oder der "Rap­kan­ti­ne" noch wei­te­re, die mit wenig Auf­merk­sam­keit im Netz kursieren?

LGo­o­ny: Es gibt auf jeden Fall noch ein paar Pro­jek­te. Ich weiß gar nicht, ob ich die name­drop­pen will, aber eini­ges fin­det man schon im Inter­net. Wer suchet, der fin­det. Aber man muss schon tief dig­gen. (lacht) Es ist auch nicht alles Rap. Da habe ich mit DJ Hero­in irgend­wel­che ande­ren Sachen gemacht. Wir haben schon Noi­se und EDM pro­du­ziert, aber das ist alles nur Spaß. Wenn man sucht und ein kras­ser Stal­ker ist, dann kann man das fin­den. (lacht)

MZEE​.com: Es ist span­nend, wie viel man fin­det, wenn man gründ­lich recher­chiert. Ich bin zum Bei­spiel über die RZT-​Gang gestol­pert, die sogar ein eige­nes Wiki hat. Bei dem Arti­kel zu Tom­my Bitch­fig­ger sieht man ein Foto von dir mit zen­sier­ten Augen. Ihr macht offen­sicht­lich Musik unter die­sem Pseud­onym, aber die ist nir­gend­wo zu finden.

LGo­o­ny: (lacht) Nee, die fin­det man nicht. Es sind Hits! Aber die Musik ist nicht im Internet.

MZEE​.com: Die Song­ti­tel sind zumin­dest vielversprechend.

LGo­o­ny: Ja, wir haben auch sehr viel gemacht. (lacht) Aber ja, das ist wie gesagt alles außer­halb vom Inter­net. Aber es sind auf jeden Fall Hits!

MZEE​.com: Wie fällt denn die Ent­schei­dung, ob etwas ver­öf­fent­licht wird oder nicht?

LGo­o­ny: Das gehört mit zum Ent­ste­hungs­pro­zess. Wir suchen uns einen Sound und ein Image aus und dann ent­schei­den wir, ob wir einen YouTube-​Kanal und eine Facebook-​Seite ein­rich­ten und irgend­et­was Bestimm­tes ver­su­chen. Mit der "Rap­kan­ti­ne" woll­ten wir eigent­lich in Facebook-​Realkeeper-​Gruppen rum­trol­len. Wir woll­ten so tun, als hät­ten wir eine neue, tigh­te Crew ent­deckt und so wei­ter. Aber das klappt dann auch nicht immer so, wie man es sich gedacht hat. (lacht) Die Sachen, die nicht raus­kom­men, erschei­nen viel­leicht noch in Zukunft oder in abge­än­der­ter Form. Irgend­was nimmt man da immer mit, das ist alles krea­ti­ver Input.

MZEE​.com: Könn­test du dir vor­stel­len, unter einem Pseud­onym poli­ti­sche Musik zu machen?

LGo­o­ny: Das kann ich jetzt nicht sagen. Es muss in dem Moment pas­sen. Ich bin nie­mand, der von sich behaup­tet, dass er mega die poli­ti­sche Ahnung hat, des­we­gen fin­de ich das etwas fehl am Platz. Das Feld über­las­se ich lie­bend ger­ne ande­ren Leuten.

MZEE​.com: Denkst du, dass dei­ne Musik als LGo­o­ny, wenn auch nicht bewusst erzeugt, eine poli­ti­sche Aus­sa­ge­kraft haben kann? Man könn­te dir eine hedo­nis­ti­sche Hal­tung unterstellen.

LGo­o­ny: Man kann da bestimmt viel rein inter­pre­tie­ren. Bei der Ent­ste­hung von der Musik ist das kein Fak­tor, den ich mir über­le­ge. Ich ver­ar­bei­te ein­fach mei­ne mei­ne Inspi­ra­ti­on und die ist in dem Fall viel Rap aus Ame­ri­ka. Ich mag zum Bei­spiel Guc­ci Mane sehr, weil er oft das Glei­che sagt, aber immer in einer neu­en Line ver­packt. Er hat gefühlt 500 Lines dar­über, dass sein Auto kein Dach hat und trotz­dem fin­det man immer wie­der etwas Neu­es. Das fin­de ich inter­es­sant. Da habe ich auch bei "Drop­top Music" qua­si eine Hom­mage ein­ge­baut. Ich rap­pe da eine Line, bei der ich dach­te, dass Guc­ci Mane sie auch gut rap­pen könn­te – wahr­schein­lich hat er sie auch schon Mal gerappt, weil er jede Line über Drop­tops schon gebracht hat. (lacht) Der Ursprung liegt natür­lich auch im Money Boy-​Umfeld und inso­fern ist da viel­leicht auch ein Stück Poli­tik drin. "Lüge der Medi­en" ist wahr­schein­lich irgend­wie poli­tisch, jedoch hat­te ich da einen ganz ande­ren Ansatz. Ich woll­te kein State­ment zu die­ser gan­zen Lügenpresse-​Thematik abge­ben, son­dern das war ein­fach zu der Zeit The­ma im Swag-​Mob auf Face­book. Es war halt ein Meme. Wenn man es von außen bewer­tet, kann man natür­lich etwas Poli­ti­sches dar­in sehen. Man kann auch in den gan­zen kri­ti­schen Sachen, die ich zur Musik­in­dus­trie sage, etwas Anti­ka­pi­ta­lis­ti­sches sehen. Aber das ist nicht unbe­dingt mein Fokus.

MZEE​.com: Ist Rap denn wirk­lich nach wie vor nur ein Hob­by für dich? Hat sich nichts verändert?

LGo­o­ny: Doch, klar. Gera­de als LGo­o­ny hat man einen gewis­sen Druck und eine Erwar­tungs­hal­tung und wird immer ver­gli­chen. Leu­te sagen, das "Gra­pe Tape" war das geils­te, ande­re sagen, das "Space Tape" war ein Clas­sic. Wie­der ande­re mei­nen, "Inter­ga­lac­ti­ca" war das aller­bes­te. Das ist immer ein ner­vi­ger Bei­geschmack, weil man eigent­lich immer nur machen will. Du wirst die gan­ze Zeit mit sol­chen Din­gen kon­fron­tiert, gera­de in der heu­ti­gen Zeit, in der man so viel auf Social Media sein, sich prä­sen­tie­ren und auch mit den Leu­ten inter­agie­ren muss. Du musst die Kom­men­ta­re lesen und dar­auf ant­wor­ten, damit du im Algo­rith­mus höher gerankt wirst und so wei­ter. Dann kriegt man so viel Feed­back, weil halt jeder sei­ne Mei­nung im Inter­net impul­siv in die Kommentar-​Sektion rein­haut. Davon muss man sich frei machen. Ich glau­be, dass total vie­le Musi­ker dadurch kaputt­ge­hen, weil die mer­ken: "Das wol­len die Leu­te von mir, des­we­gen muss ich jetzt so einen Song machen. Jenes soll­te ich in Zukunft ver­mei­den. Die Leu­te fei­ern mich wegen mei­nes kras­sen Flows, des­we­gen muss ich noch kras­ser flowen. Die Leu­te fei­ern mei­ne Arro­ganz, des­we­gen muss ich jetzt noch arro­gan­ter sein!" Das macht, glau­be ich, viel kaputt. Der Opti­mal­fall wäre es, wenn Musi­ker gar kein Social Media hät­ten. (lacht) Leu­te wür­den sich halt dar­um küm­mern und man wür­de ein­fach selbst gar nicht so viel Rezep­ti­on wahr­neh­men. Das geht natür­lich in der jet­zi­gen Zeit nicht, inso­fern muss man es hin­neh­men. Aber wirk­lich viel geän­dert hat sich nicht. Ich muss nicht irgend­ei­nen bestimm­ten Track machen. Natür­lich wäre es klug, alles geplan­ter und durch­dach­ter zu machen, und dadurch ein Release schon ein Jahr vor­her fer­tig zu haben, damit man es zu einem bestimm­ten Zeit­punkt drop­pen kann. Aber ich mache halt Musik und die kommt dann ein­fach raus. Das ein­zi­ge, was sich ver­än­dert hat, ist, dass alles ein biss­chen län­ger dau­ert, weil man es nicht nur als Free-​Download ver­öf­fent­licht und auf Sound­cloud stellt. Man beach­tet halt auch die Streaming-​Dienste, weil sie Geld brin­gen. Jetzt wer­den die Sachen auch gemas­tert, das war ja frü­her alles gar nicht so. Da habe ich kurz auf­ge­nom­men, mit Magix irgend­ein Kompressor-​Plug-​in drauf­ge­zo­gen, das expor­tiert und hoch­ge­la­den. Das Musik­ma­chen an sich hat sich aber nicht verändert.

MZEE​.com: Es ist natür­lich ver­ständ­lich, dass du die Social Media-​Algorithmen bedienst, weil es zusätz­li­ches Geld ein­bringt. Aber theo­re­tisch könn­te man sich dem doch trotz­dem entziehen.

LGo­o­ny: Ja, natür­lich. Das ist aber irgend­wie abge­grenzt. Das ist halt die Arbeit, die man noch dazu machen muss. Sonst funk­tio­niert es lei­der auch nicht mehr. Ich weiß nicht … Das ist viel­leicht etwas, das mit der gan­zen Rezep­ti­on ein­her­geht, wenn man immer ver­gli­chen wird und Leu­te sagen Sachen wie, dass der Hype vor­bei ist oder so. Das frisst einen dann mög­li­cher­wei­se auch inner­lich ein biss­chen an. Ich mache mir dar­über jetzt nicht so viel Kopf, aber viel­leicht will man unter­be­wusst an alte Zei­ten anknüp­fen. Dann denkt man sich, dass man noch einen Post machen müss­te, damit man mehr Reich­wei­te bekommt. Ich mache die Musik aber ein­fach ger­ne und auch, weil ich irgend­wie eine Alter­na­ti­ve zum Rest bie­ten und mei­ne Sicht- und Denk­wei­se nach außen tra­gen will. Ein­fach um Leu­ten, die jetzt anfan­gen, zu zei­gen, dass es auch anders geht und man sich nicht anpas­sen muss.

MZEE​.com: Da gibt dir die Ver­wen­dung meh­re­rer Pseud­ony­me wahr­schein­lich ein schö­nes Gleichgewicht.

LGo­o­ny: Genau, ja. Das ist auch wich­tig, damit ich wie­der neue Inspi­ra­ti­on für LGo­o­ny bekom­me. Manch­mal muss man sich schon dar­an erin­nern, dass man das Gan­ze aus Spaß macht. Jetzt gar nicht beim Musik­ma­chen selbst. Aber wenn man die gan­ze Zeit abge­fuckt ist, wenn irgend­was pas­siert ist oder stres­sig war, irgend­ei­ne Abga­be oder sonst was. Dann ist es schon ein guter Aus­gleich, ein­fach abzu­schal­ten, auf null zu stel­len und sich ein neu­es Aka zu suchen. Das wür­de ich auch ande­ren Musi­kern emp­feh­len. Man baut sich als Künst­ler immer auto­ma­tisch irgend­wann einen Käfig mit Regeln – bei­spiels­wei­se, dass man über bestimm­te The­men nicht rappt. Dann ist es manch­mal ganz erfri­schend, unter einem ande­ren Namen etwas Neu­es zu machen. Dann geht das Schrei­ben auch wie­der wie von selbst.

MZEE​.com: Es ist all­ge­mein bekannt, dass du gegen­über der deut­schen Rap-​Szene eher nega­tiv ein­ge­stellt bist. Was war das letz­te Release außer­halb dei­nes Umfelds, das dir gefal­len hat?

LGo­o­ny: Es gibt schon Sachen, aber es sind eigent­lich immer die glei­chen. Dadurch, dass Rap gera­de so im Fokus ist, che­cken die Leu­te, dass man damit gut Geld ver­die­nen kann. Man muss sich nur dem Sound anpas­sen. Dadurch pro­bie­ren die Leu­te nicht so viel aus und es kommt sehr viel Glei­ches auf den Markt. Dadurch habe ich halt nicht so viel Lust, mich damit zu beschäf­ti­gen. Man muss sich schon die Per­len rau­s­pi­cken. Ich mag die Sachen von Hai­y­ti, das Trettmann-​Album war gut, das GPC-​Album hat Spaß gemacht. Tight­ill und Doubt­boy machen gute Musik. Und sonst halt mein Umfeld, auch wenn es dumm ist, das zu sagen. Die machen schon gutes Zeug. Habe ich was ver­ges­sen? Kei­ne Ahnung. DCVDNS und Tamas machen auch schö­ne Sachen.

MZEE​.com: Ich kann mich dar­an erin­nern, dass du frü­her unter ande­rem Mor­lockk Dilem­ma gefei­ert hast. Was hat sich da für dich verändert?

LGo­o­ny: Es ist natür­lich immer schwie­rig, zu sagen, war­um man etwas nicht mehr mag. So viel den­ke ich da gar nicht drü­ber nach. Bei mir gab es irgend­wann ein­fach einen Knack­punkt. Ich habe sehr viel Pre­zi­dent und auch Mor­lockk Dilem­ma gehört und das ist alles sehr bedrü­ckend. Es zieht einen wirk­lich run­ter, wenn man das viel hört und mit­be­kommt, dass ande­re Leu­te im Umfeld das hören, die­sen Life­style abfei­ern und sich in einer depres­si­ven Welt­sicht suh­len. Das macht ein­fach kei­nen Spaß. Dann habe ich par­al­lel dazu die­sen gan­zen Ami-​Flexrap ent­deckt, Rae Srem­murd, Young Thug und Guc­ci Mane zum Bei­spiel. Ich habe ange­fan­gen, mich damit zu beschäf­ti­gen, und das war eher meins. Da kann man ein­fach abschal­ten. Ich will nicht so aktiv zuhö­ren müs­sen. Wenn man bei den Ami-​Sachen drauf ach­tet, fin­det man halt lus­ti­ge Lines, die einen enter­tai­nen, aber ins­ge­samt geht es eher um das Klang­bild. Ich bin eh so ein Melodien-​Freak und mag Stim­mun­gen. Ich fin­de es immer inter­es­sant, wenn sich Stim­mun­gen ver­brei­ten, ohne dass man etwas kon­kret anspricht. Du musst nicht erwäh­nen, dass es ein trau­ri­ger Song oder ein Party-​Track ist. Ich hat­te irgend­wann so einen Over­kill von die­sem gan­zen Deutschrap. Alles ist aus­for­mu­liert. Frü­her dach­te ich, dass man viel mehr sagen könn­te, genau­er auf ein The­ma ein­ge­hen und so wei­ter, aber eigent­lich ist das Gegen­teil der Fall. Man for­mu­liert alles aus und dadurch ist immer direkt ersicht­lich, was die Mei­nung ist und wor­um es geht. Ich fin­de es mitt­ler­wei­le viel ange­neh­mer, wenn ein The­ma sub­til anklingt und man nicht so viel Platz hat, etwas zu sagen. So über­trägt es sich ein­fach durch die Musik.

MZEE​.com: Wo wir bereits beim The­ma Deutschrap sind: Har­ry Quin­ta­na ist als Feature-​Gast auf "Light­co­re" ver­tre­ten und war bereits beim "Gra­pe Tape" dabei. Du wirst eben­falls auf sei­ner kom­men­den EP zu hören sein. Habt ihr schon mal über ein gemein­sa­mes Release nachgedacht?

LGo­o­ny: Viel­leicht haben wir schon was gemacht, das kann gut sein. (lacht) Even­tu­ell ste­hen auch Über­le­gun­gen im Raum, aber man weiß halt nie. Du kannst viel pla­nen, aber solan­ge es nicht im Kas­ten ist, ist es auch schwer, etwas anzu­kün­di­gen. Es kann auch sein, dass es sich aus­ein­an­der ent­wi­ckelt, aber wir ver­ste­hen uns ganz gut. Er ist eigent­lich mein Lieb­lings­rap­per in Deutsch­land. Ich habe frü­her sehr viel Prinz Har­ry gehört, auch die alten Sachen. Ich habe mich durch die Foren gewühlt, um Exclu­si­ve Tracks zu suchen, also für mich neue Songs. Sein Grind ist auf jeden Fall fett. Es macht immer Spaß, mit ihm zu arbei­ten, und es ist auch eine gro­ße Moti­va­ti­on, weil er – wie gesagt – für mich einer der Bes­ten ist, wenn nicht sogar der Bes­te. Inso­fern pusht einen das natür­lich, weil man dane­ben auch gut ablie­fern will.

MZEE​.com: Wenn du jetzt nicht noch vie­le Shou­touts zu ver­tei­len hast, wären wir eigent­lich durch.

LGo­o­ny: Shou­touts … Ja, kommt auf die Tour, Leu­te! Hört euch "Light­co­re" an, folgt mir auf all mei­nen Kanä­len, bla. (lacht) Viel­leicht kommt die­ses Jahr noch mehr Musik, hof­fent­lich kom­me ich in einen guten Grind. Shou­touts ans Forum.

(Alex­an­der Hol­len­horst & Jens Paepke)
(Fotos von Maxim Diehl)