Alter, bei euren letzten Alben hat echt gar nichts gestimmt.
Ihr seid doch alle verkrampft – ich habe Spaß wie ein Kind.
Nach Rock und "Back to the roots" hat B-Tight jetzt Bock auf Swing – zugegeben, ich war erst skeptisch. Denn wie der Titel seines neuen Albums "Aggroswing" vermuten lässt, basiert es auf der Prämisse, den Stil von Bobby Dick mit dem Sound der goldenen 20er zu verbinden. Und wer sich schon mal mit HipHop-Crossovern beschäftigt hat, weiß, dass solche Genre-Fusionen oft zu recht fragwürdigen Ergebnissen führen. Doch wem, wenn nicht einem Künstler, der mit Aggro Berlin zusammen vor fast 20 Jahren die gesamte Szene umkrempelte, sollte zumindest die Chance eingeräumt werden, genau das wieder zu tun?
Das größte Problem solcher Crossover-Versuche: fehlende stilistische Zugeständnisse. Das (vermeintlich) Beste aus zwei Genres führt letztlich eben oft zu einem mittelmäßigen Kompromiss. Und auch im Falle von "Aggroswing" lässt sich dieses Symptom ausmachen. Der Representer "Ärmel hoch" oder das den eigenen Kindern gewidmete "Papas in Crime" klingen zu B-Tight-typisch, als dass sie "Swing-homogen" sein könnten. Überraschenderweise sind es die für HipHop-Verhältnisse eher unspektakulären Tracks, die das Konzept aufgehen lassen. "Crazy, Sexy, Cool" – eine Art B-Tight'sches "Mambo No. 5" – mutet fast schon unbedarft an, fährt aber genau die lockere, inhaltlich schlichte Schiene, die die analog eingespielten Swing-Versatzstücke bestens ergänzt. Titel wie "Abschütteln" mit Rhymin Simon, "Mach dein Ding" oder der "1 Mic 1 Beat"-Opener wollen weder textlich noch soundtechnisch allein überzeugen, sondern sind erst in genau dieser konzeptuellen Verbindung wirklich stark.
Die anfängliche Skepsis ist also größtenteils unberechtigt. "Aggroswing" mag zwar nicht die perfekte Kombination aus "Aggro" und "Swing" sein – den Spaß, den B-Tight beim Rappen und Produzieren hatte, hört man aber allemal heraus. Auch wenn er längst nicht mehr zu den Künstlern gehört, die deutschen HipHop Jahr für Jahr aufs Neue prägen. Es ist dennoch schön, mitzuerleben, wie ein seit Jahrzehnten aktiver Rapper nicht die Lust daran verliert, zu machen, worauf er Bock hat.
(Daniel Fersch)