Dieses Album bringt mich unter die Erde.
Bleibe für immer derselbe, nie mehr der Alte, bis ich sterbe.
Mit "YPSILON" erschien kürzlich das erste offizielle Solo-Release von Yassin. Tauchte er bislang hauptsächlich im Verbund mit Audio88 in der hiesigen Rap-Landschaft auf, will er nun beweisen, dass er es auch alleine schaffen kann, die normale Fanbase des Duos zu begeistern.
Inhaltlich macht dem Wahl-Berliner niemand so schnell etwas vor. So ist selbst die Farbe seiner Haare ein Thema, aus dem er einen interessanten Konzept-Track zaubern kann. Allerdings gibt es auf "Haare Grau", dem ersten vollwertigen Song nach dem Intro, auch gleich zwei Aspekte zu kritisieren: Zum einen den etwas zu hektischen Beat, auf dem Yassin zwar gut flowt, der aufgrund seiner schrillen Synthies jedoch zugleich einen angestaubten 00er-Jahre-Charme versprüht. Zum anderen wäre da der Gesang des Rappers, der trotz Autotune nicht gerade gut ins Ohr geht. Solch klangästhetische Fehlgriffe sind aber glücklicherweise die Ausnahme auf "YPSILON", sodass die restlichen melodiösen und teils experimentellen Produktionen einen hervorragenden Nährboden für reflektierte und pointierte Lyrics darstellen. Wie beispielsweise auf "Junks", einem Track über Kokainsucht, auf dem Yassin diese schwierige Thematik mit dem nötigen Ernst thematisiert, ohne dabei jedoch Betroffene anzuprangern oder altklug zu wirken. Auch bei "Eine Kugel" mit Audio88 und Casper handelt es sich um eines der Highlights. Hier wird das Thema des Songs – der potenzielle Untergang der Zivilisation und die daraus resultierende Hysterie – mit der Prise Zynismus und (Selbst-)Ironie behandelt, die man bereits von vorherigen Releases kennt.
Insgesamt ist Yassin mit "YPSILON" ein mehr als solides Solo-Debüt geglückt. Abgesehen von ein paar schwächeren Beats und den unschön klingenden Gesangsversuchen bekommt man hier inhaltlich und musikalisch einiges geboten, das einen fordert und zugleich bestens unterhält.
(Steffen Bauer)