Hoffentlich geht der Plan auf. Deutscher Rap, du Drecksau!
Stehe in der JUICE, doch chille im Parkhaus.
Kein Intro, kein Gequatsche, keine einführende Melodie – nur eine Kick. Es vergeht keine Sekunde, ehe Ulysse seine ersten Zeilen in das Mikrofon brüllt. "Aufgrund der hohen Armutsrate springen Kinder aus dem Block", erzählt er uns auf "Parkhaus". Schon von Anfang an wird klar, um was es auf "Patience" hauptsächlich gehen wird …
Der Karlsruher schildert uns authentische Erlebnisse aus seiner Vergangenheit, die sich auf nicht allzu bequemen Pflastern abspielten. In seinen "Reebok Classics" marschiert er nun aber gen Zukunft mit dem simplen Ziel, seine Leidenschaft endlich auf Platte zu pressen und vor 30 Millionär zu werden. So weit, so bekannt: Auch Ulysse handelt in seinen Texten lediglich den gängigen Straßenrap-Usus ab. Was ihn in seiner Art von anderen Genre-Vertretern abhebt, ist seine klare Abgrenzung von etwaigen Trends. Nur wenige Trap-Sounds verirren sich auf "Patience". Ebenso wenig gibt es eine Feature-Palette, die sich nur noch an zwei Händen abzählen lässt. Mit Haze, Shadow030 und Eazyono lässt Ulysse ausschließlich Leute auf sein Tape, die sich perfekt in seinen harten Sound eingliedern. Energisch und druckvoll rappt er mal mehr, mal weniger sinnvolle Zeilen, die allerdings stets dank seiner überzeugenden und kraftvollen Betonung unterhalten können.
Und nach nicht einmal ganz 35 Minuten endet "Patience" bereits wieder. Ulysse braucht nicht viel Zeit, um seine Nachricht an die Szene klar zu verkünden. "Sie erwarten mein Release! Deutscher Rap möchte mehr von Ulysse." Und tatsächlich – das Mixtape des Karlsruhers macht Lust auf mehr, bietet aber aufgrund der kurzen Spielzeit und den ab und an noch holprigen Texten nicht mehr als einen Appetizer auf kommende Projekte. Geht der Rapper aber weiter seinen harten Weg mit brachialer Attitüde, sollte sich für ihn schnell ein Platz in der Szene finden lassen.
(Sven Aumiller)