Monat für Monat bringt die deutsche Rapszene mehr Releases hervor, als ein einzelner Mensch überhaupt hören kann. Auch uns als Redaktion geht es da nicht anders. So fallen bei der Flut an Neuerscheinungen immer wieder Werke unter den Tisch, denen man liebend gern noch seine Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Letzteres möchten wir hiermit machen und Euch genau die Platten näherbringen, die ansonsten vielleicht nicht so sehr im Fokus stehen. Kurz und knapp vorgestellt am Ende jedes Monats, sind diese Werke "Last but released".
MXM & Pavel – Vierviertel der Takt
Es gibt wieder Boom bap und Battlerap auf die verwöhnten Ohren! Pavel hat sich an die Regler gesetzt und lässt die Snares klatschen. Der Kopf nickt, der Sound hat sich noch ein wenig weiterentwickelt und wirkt runder, lediglich die Inhalte bleiben dieselben. Denn erneut geht es MXM am meisten um eines: den Rest der Szene spüren lassen, dass er schlecht ist. Dafür stattet er zusammen mit Tiger104er sogar den Wack MCs mal einen Besuch ab. Kurz und knapp liefern MXM & Pavel erneut feinsten Berliner Battlerap und entertainen über die gesamte Laufzeit. Es handelt sich hier durchaus nicht um die Neuerfindung des Rads, aber um ein eingespieltes Duo, das zu Unrecht noch sehr im Untergrund agiert. Denn auch "Vierviertel der Takt" macht wieder von Anfang bis Ende Spaß. Selbst wenn es mal knapp drei Minuten nur ums "Camping" geht.
Mo-Torres – 4 Wände
Wer sich mit Köln, Fußball – oder noch besser Kölner Fußball – auseinandersetzt, der wird früher oder später auf Mo-Torres stoßen. Schließlich ist der Rapper eng verbunden mit dem runden Leder in seiner Heimatstadt, trat 2016 schon zur Fußballsaisoneröffnung auf und kann sogar ein Feature mit Lukas Podolski vorweisen. Trotz dieser Erfolge setzt er nicht auf den schnellen Hype, sondern baut sich seit Kurzem mit engen Freunden und dem eigenen Label Usmveedel ein solides Fundament für die weitere Karriere auf. Das neue Album "Vier Wände" thematisiert – wenig überraschend – auch genau dies: Köln, Fußball und Freundschaft. Das klingt größtenteils durchaus mitreißend und ist musikalisch ganz bewusst leicht verdaulich aufgebaut. Ecken und Kanten lässt Mo-Torres so zwar etwas vermissen, macht in seinen Texten aber auch deutlich, dass es ihm darum gar nicht geht. "Vier Wände" ist das Ergebnis von zwei relativ erfolgreichen Jahren, einer positiven Grundstimmung und einem ehrlichen Dank an Freunde und Fans. Und der Erfolg gibt ihm recht: Mit Platz 36 in den deutschen Album-Charts dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis man auch ganz abseits von Fußball und Köln auf Mo-Torres stößt.
AK Ausserkontrolle – XY
AK Ausserkontrolle gewann im Jahr 2017 an Bekanntheit, als er bei Bushidos Label ersguterjunge unterschrieb. Um ihn rankt sich allerdings schon länger der Mythos, er gehöre zu einer berüchtigten Einbrecherbande in Berlin, was zudem in seiner Musik immer wieder thematisiert wird. So auch auf dem aktuellen Album "XY", das nun etwas mehr als ein halbes Jahr nach der Auflösung des egj-Vertrags erschienen ist. Dabei liegt kein Release für die breite Masse vor – es werden eher Fans von düsterem Straßen- und Gangsterrap bedient. AK besticht hier weniger durch auffällige Raptechnik, sondern eher mit einer authentischen Erzählweise, die durch einen mindestens soliden Schreibstil ausgeschmückt wird. Auch wenn das Highlight des Albums sicherlich der Gastpart von Kontra K ist, muss sich AK Ausserkontrolle keineswegs verstecken – die Platte ist bis auf wenige Ausnahmen unterhaltsam und insgesamt rund. Hervorzuheben ist dabei insbesondere die gelungene Instrumentierung durch bekannte Produzenten wie The Cratez oder Dexter.
(Lukas Päckert, Daniel Fersch, Michael Collins)