Deutschrap kriegt wieder die Wehen.
Und am Ende will keiner Vater sein.
Leicht hatte eRRdeKa es in der Szene nie. Sein polarisierender Style fand zwar Fans, die dem Augsburger eine vielversprechende Karriere zutrauten. Zeitgleich gab es aber auch ebenso viele, die so gar keinen Gefallen daran fanden. Zugestehen muss man ihm in jedem Fall, dass er stets sein eigenes Ding macht – egal, ob stilistisch oder hinsichtlich seines Outputs. Denn wo andere Künstler sich mehrere Jahre Zeit für das nächste Album lassen, meldet eRRdeKa sich nach etwas mehr als sechs Monaten mit neuem Langspieler zurück.
Der scheint nicht zuletzt als Zeichen für einen Wandel gedacht, spielt der Titel "Liebe" doch sicherlich nicht zufällig auch auf den Weggang vom Pi-Label Keine Liebe hin zum eigenen Eyeslow Records an. Auch inhaltliche Veränderungen sind spürbar, denn während der Vorgänger "Solo" noch mit sehr klaren, szenefremden Klangbildern aufwartete, mutet das neue Werk wie ein experimenteller Rückschritt zu den HipHop-Wurzeln an. eRRdeKas Wunsch, sich durch einen eigenen Style von der Masse abzuheben, macht die Platte jedoch schwer zugänglich. So scheint sich das hauptsächlich von Danny Drama produzierte Album selbst nicht ganz sicher, ob es nun an die Atmosphäre alter Berliner Untergrund-Tapes erinnern will oder mit modernen Trap-Sounds liebäugelt. Letztendlich verliert es sich in einem eher unsteten Beatgefüge. Die teils sehr experimentellen Flows – insbesondere Seitens Featuregästen wie Janisis, Kwam.E oder DONVTELLO – brechen zwar auf interessante Weise mit Gewohntem, erweisen sich im Hinblick auf den Hörgenuss jedoch oft als zu sperrig. Kombiniert mit wenig innovativem Inhalt über "Chicks", "Weed" und "Sessions" mit den "Brudis" nebst obligatorischen Selbstinszenierungen, bleibt am Ende nur ein Album, das nicht so recht überzeugen mag.
"Liebe" ist ein durchaus interessantes aber eher schwer konsumierbares Werk, das nach außen hin so anders sein will, dass es vergisst, überhaupt etwas zu sein.
(Daniel Fersch)