Monat für Monat bringt die deutsche Rapszene mehr Releases hervor, als ein einzelner Mensch überhaupt hören kann. Auch uns als Redaktion geht es da nicht anders. So fallen bei der Flut an Neuerscheinungen immer wieder Werke unter den Tisch, denen man liebend gern noch seine Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Letzteres möchten wir hiermit machen und Euch genau die Platten näherbringen, die ansonsten vielleicht nicht so sehr im Fokus stehen. Kurz und knapp vorgestellt am Ende jedes Monats, sind diese Werke "Last but released".
Siriuz – Helios
Rapper erklären ja gerne, bestimmte Tracks oder ganze Alben für ihre Fans, die Familie oder eine besondere Person zu schreiben. Siriuz macht es anders und widmet "Helios" ganz allein sich selbst. Nicht aus reinem Egoismus, sondern als logische Schlussfolgerung. Denn die nach dem griechischen Sonnengott benannte Platte gleicht einem Prozess irgendwo zwischen Selbstzerstörung und Selbstfindung. Auf größtenteils sehr entspannten, smoothen Samplebeats macht Siriuz sich Gedanken über die eigene Sterblichkeit, befreit sich aus der Gefangenschaft gesellschaftlicher Anforderungen und sucht die Bedeutung des Lebens im eigenen Ich. Und so, wie jeder Text aus der Sicht des Künstlers über und letztlich für ihn selbst verfasst ist, kann sich auch jeder Hörer darin wiederfinden und sich "Helios" ganz einfach selbst schenken. Nicht aus reinem Egoismus, sondern weil es sich um ein wunderschönes Stück Musik handelt.
YEN x DJ Mentos x DJ Trikpah – All in
YEN aka Audijens lebte viele Jahre in Indonesien und hat sich dort eine große Fanbase aufgebaut mit seinem Rap auf Indonesisch. Seit drei Jahren ist er inzwischen wieder zurück und bringt mit "All in" nun seine erste EP auf Deutsch raus. Damit fängt er quasi wieder bei null an, denn hierzulande kennt ihn kaum einer. Klingt komisch? Ist aber die Wahrheit. Ebenso wahr wie die Geschichten, die der Rapper auf seinen Tracks erzählt. Vom eigenen, nicht immer angenehmen Schicksal über die Liebe zu Wu-Tang bis zu einem Rundumschlag, was in Deutschland aktuell so falsch läuft, ist alles dabei. Zwar ist seine Vortragsweise manchmal etwas monoton, doch das macht er durch abwechslungsreiche Hooks und seine ehrlichen Inhalte wieder wett. Und von DJ Mentos und DJ Trikpah bekommt er außerdem noch angenehmen Oldschool-Boom bap und die passenden Cuts beigesteuert. Man gelangt so zu der Erkenntnis, dass er seine Fanbase in Indonesien nicht ohne Grund zu haben scheint …
Opti Mane – Der Bettchiller
"Der Bettchiller" – das sagt schon einiges aus über den Lifestyle von Opti Mane. Und tatsächlich ist das Album gefüllt mit entspannten 808-Beats und Texten über Weed, Chillen und Gönnung. Turn up-Rap, der einen Gang zurückschaltet und halt doch eher relaxen will. Die Beats, produziert von unter anderem Dr. Törner, lassen die Tieftöner brummen und gehen dank einer Mischung aus Boom bap-Samples und trappigen Drums gut ins Ohr. Opti Mane selbst dagegen wirkt mit den immer gleichen Flows und der immer gleichen Stimmlage schon nach den ersten Tracks leider recht monoton. Allerdings können Features wie Hugo Nameless, Tamas oder Donvtello für etwas Abwechslung sorgen. So ist "Der Bettchiller" zwar wohl kaum das Album des Jahres, zum lockeren Abhängen reicht es aber sicherlich.
(Daniel Fersch, Lukas Päckert, Steffen Uphoff)