Pick your poison – sag, was triggert dich, mein Sohn?
Sag, bei welchem Thema du empfindlich bist, mein Sohn.
Gefühlt warteten vor allem zwei Gruppen auf das neue Prezident-Album. Zum einen jene, die ihn wegen der ausbleibenden Distanzierung von Absztrakkt kritisierten und nun alles verteufeln, was er sagt. Und dann jene, die ihm genau deshalb – aus reinem Trotz und egal, wie fragwürdig einzelne Äußerungen auch sein mögen – die Stange halten. Da stellt sich die Frage, ob "Du hast mich schon verstanden" Hörern abseits dieser Extreme, die sich die Platte zunächst anhören und erst danach über Einzelaussagen urteilen wollen, überhaupt etwas zu bieten hat.
Tatsächlich scheint dies nämlich nicht der Fall zu sein. Auch wenn man soundästhetisch in gewohnten Gefilden bleibt und jazzige Klänge mit knallharten Drums aufbricht oder kratzige Vinyl-Versatzstücke an minimalistische Klanggebilde reiht – inhaltlich kommt nicht viel. Zumindest nicht viel mehr, als man hatte erahnen können. Zwar zeigt sich Prezident lyrisch und raptechnisch gewohnt stark, aber das Gesamtwerk leidet unter seiner Redundanz. Gewisse Gruppen innerhalb linkspolitischer Strukturen finden jeden blöd, der auch nur Segmente ihres Mindsets kritisiert, was Prezident wiederum blöd findet – weshalb er sich als Konsequenz absichtlich noch blöder verhält. Darum bemüht, auf jedem einzelnen Track eine Community oder Einzelpersonen aus ebenjenen Bereichen zu triggern, dreht er sich Titel um Titel im Kreis. Nicht mal für Selbstreflexion bleibt Platz, wenn man sich in der Herrlichkeit des eigenen Troll-Daseins suhlen will. So gehen auch die wenigen, wirklich guten Zeilen und Tracks im stumpfen Einheitsbrei unter.
"Du hast mich schon verstanden" – ein soundtechnisch typisches Prezident-Album, das sich inhaltlich leider nicht vom Fleck bewegt. Geboren aus dem Aufeinandertreffen zweier Geisteshaltungen, denen es beiden nicht um einen konstruktiven Diskurs geht, sondern nur darum, den anderen als den Bösen oder Dummen darzustellen. Fast so, als hätten sich beide selbst nicht ganz verstanden. Unabhängig davon, auf welcher Seite des eingangs genannten Spektrums man sich nun sieht – wirklich erfüllend dürfte das Album leider für niemanden sein.
(Daniel Fersch)