Ab durch die himmlische Schleuse.
Sobald die alte Welt mir nicht mehr gefällt, erfind' ich 'ne neue.
Der Weltenbummler Galv ist bislang wohl nur einer kleinen Menge an Raphörern ein Begriff. Das liegt sicherlich auch daran, dass er sich mit seiner Musik kein Stück weit dem aktuellen Mainstream-Sound anbiedert. Daran wird auch sein neuestes Werk "Shigeo", das gemeinsam mit dem aus St. Gallen stammenden Produzenten S. Fidelity entstanden ist, nichts ändern.
Galvs Rapstyle ist vollkommen außergewöhnlich. Während die hohe Stimme und der pointierte Stakkato-Flow sich auf Papier wie eine stressige Kombination lesen, ist der MC aus Rottweil jedoch ein sehr entspannter Typ. Dementsprechend rappt er auf "Shigeo" auch hauptsächlich über das unbedarfte Leben zwischen Weed rauchen, Sprüche klopfen und Party machen. Dass sich dazwischen auch mal die ein oder andere kryptische und tiefgründige Zeile befindet, kann bei all der Entspannung allerdings schnell mal untergehen. So fällt es schwer, dem Rapper dauerhaft aufmerksam zu folgen, da er sich scheinbar nicht zwischen stilistischen Spielereien und gehaltvollem Inhalt entscheiden kann. Der Hauptgrund, weshalb es dennoch großen Spaß macht, dieses Album zu hören, sind die großartigen Beats von S. Fidelity. Hier fühlt man sich im besten Sinne an den warmen, leicht verstrahlten Sound eines J Dillas oder Madlibs erinnert. Die offensichtlichen Einflüsse aus Detroit und Oxnard vermischen sich mit Südstaaten- und Future-Sound-Elementen und tun dem Projekt äußerst gut. Denn im deutschsprachigen Raum gibt es nach wie vor kaum Künstler, die einen derartigen Stil bedienen und dabei gleichzeitig aktuell und individuell klingen.
Insgesamt kann man bei "Shigeo" durchaus von einem gelungenen Projekt sprechen. Galvs unvergleichliche Art kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass er es sich manchmal etwas leicht macht, indem er sich hinter seinem Style zu verstecken scheint. Einen besonders guten Eindruck von dem Menschen, der sich hinter der quäkigen Stimme befindet, bekommt man jedenfalls trotz Bars im Überfluss kaum.
(Steffen Bauer)