Kaum eine Szene hierzulande scheint so facettenreich zu sein wie die Deutschrapszene. Während es bereits jetzt schon fast unmöglich erscheint, jeden einzelnen, etablierten Vertreter zu kennen, steigt die Zahl neuer, noch unbekannter Künstler exponentiell weiter an. Den Überblick zu behalten, gleicht einer Herkulesaufgabe: Hat man sich ein Gesicht der HipHop-Hydra gemerkt, tauchen schon wieder mindestens zwei neue auf. Gleichzeitig ist es für unbekannte, junge Talente überaus schwer, aus der überwältigenden Masse an Musikern herauszutreten und sich einen Namen zu machen.
Beiden Seiten soll unser Soundcheck eine Hilfestellung bieten. Producern, die bisher noch in den Tiefen des Untergrunds untergegangen sind, eine Plattform geben, auf der sie sich kurz, aber prägnant präsentieren können. Und Hörern und Fans ermöglichen, sich einen schnellen Überblick über nennenswerte Künstler zu verschaffen, die sie bisher vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hatten.
MZEE.com: Du produzierst schon seit mehr als fünf Jahren Beats, hast also eine relativ große Sammlung an Musik geschaffen. Wenn du aber nur einen dieser ganzen Beats wählen dürftest, um jemandem deine Musik zu präsentieren, welcher Beat wäre das?
Ben Koenig: Ich würde auf jeden Fall einen aktuelleren Beat nehmen. Den "Gognac"-Remix-Beat. Für mich ist das insgesamt ein sehr stimmiges Instrumental, alle Elemente passen gut zusammen. Die Drums sind nicht zu hart aber dennoch präsent. Dieser melodisch-melancholische und zurückgelehnte Sound ist absolut meins. Das ist einer der Beats, welcher innerhalb kurzer Zeit entstanden ist. Das sind meiner Ansicht nach immer die besten. Andere Beats brauchen manchmal mehrere Tage.
MZEE.com: Mit Blick auf deine Künstlerkollegen, national wie international: Welches ist in deinen Augen das beste Instrumental überhaupt, dass je von einem anderen Produzenten geschaffen wurde?
Ben Koenig: Der "Worst comes to worst"-Beat von Alchemist. Der funktioniert auf vielen Ebenen. Er ist tanzbar und über den kannst du praktisch alles rappen. Egal, ob Storytelling oder leichtere Kost. An sich ist das ein sehr einfacher Beat. Drums, Samples, Bass und Cuts. Fertig. Aber das, was daraus gemacht wurde, ist halt Kunst. Solche Kleinigkeiten wie die Geschwindigkeit machen da auch sehr viel aus. Die Stimmung, die letztlich entsteht, macht das Gesamtbild komplett. Ein klassischer und zeitloser Boom bap-Beat eben. Und er ist umso besser, da er neben dem heutigen Sound immer noch bestehen kann.
MZEE.com: Zurück zu deinen eigenen Instrumentals. Die tragen – wenn sie nicht einfach nummeriert sind – Namen wie "Nicht echt", "Raus hier" oder "Nenn mich Ben". Wie kommst du auf diese Titel?
Ben Koenig: Am Anfang habe ich mir noch die Mühe gemacht, meinen Beats Namen zu geben. Damit man am Titel einigermaßen die Stimmung des Beats erkennen konnte. Irgendwann ist mir dann aber nichts mehr eingefallen und ich hab' nur noch fortlaufende Zahlen- und Buchstabenkombinationen verwendet. Das war im Nachhinein sogar sehr praktisch, da ich so erkennen konnte, welche die älteren und welche die aktuelleren Projekte sind. Die Beats, die jetzt noch Namen haben, sind eigentlich komplett fertige Tracks mit Text. Daher die Namen.
MZEE.com: Als Disarstar auf "2300" auf einem deiner Beats rappte, erreichte der Track durchaus eine gewisse Aufmerksamkeit. Welchen Rapper würdest du denn ansonsten unbedingt einmal auf einem deiner Beats hören wollen?
Ben Koenig: Da gibt es definitiv mehrere. Aber am liebsten wäre mir da Lakmann. Weil er für mich einfach eine besondere Persönlichkeit ist – er lebt und verkörpert HipHop quasi maximal. Und das komplett ungezwungen. Das spiegelt sich dann textlich und inhaltlich sehr deutlich wider. Technisch ist er sowieso ganz vorne mit dabei. In meinen Augen ist er unverwechselbar und steht für sich. Und dazu braucht er kein extra Image oder irgendwelche Auffälligkeiten. Aus so einer Zusammenarbeit könnte man sicherlich auch noch einiges lernen.
MZEE.com: Indirekt gab sich auch schon Morlockk Dilemma auf deiner Musik die Ehre, da du wie eben schon erwähnt – den Track "Cognac" von ihm und Brenk Sinatra geremixt hast. Was macht für dich einen guten Remix aus?
Ben Koenig: Der Remix-Beat sollte die Vocals genauso tragen können wie das originale Instrumental. Das Gesamtpaket muss stimmig sein. Am besten ist es, wenn der Remix kleine Gemeinsamkeiten mit dem Original hat, zum Beispiel ein Teil der Melodie oder ein Instrument, welches ähnlich klingt. Oder auch Ähnlichkeiten bei den Drums. Irgendetwas in der Richtung eben, was eine Verbindung zum ursprünglichen Beat herstellt.
(Daniel Fersch & Lukas Päckert)
(Grafiken von Puffy Punchlines, Logo von KL52)
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