Kaum eine Szene hierzulande scheint so facettenreich zu sein wie die Deutschrapszene. Während es bereits jetzt schon fast unmöglich erscheint, jeden einzelnen, etablierten Vertreter zu kennen, steigt die Zahl neuer, noch unbekannter Künstler exponentiell weiter an. Den Überblick zu behalten, gleicht einer Herkulesaufgabe: Hat man sich ein Gesicht der HipHop-Hydra gemerkt, tauchen schon wieder mindestens zwei neue auf. Gleichzeitig ist es für unbekannte, junge Talente überaus schwer, aus der überwältigenden Masse an Musikern herauszutreten und sich einen Namen zu machen.
Beiden Seiten soll unser Soundcheck eine Hilfestellung bieten. Producern, die bisher noch in den Tiefen des Untergrunds untergegangen sind, eine Plattform geben, auf der sie sich kurz, aber prägnant präsentieren können. Und Hörern und Fans ermöglichen, sich einen schnellen Überblick über nennenswerte Künstler zu verschaffen, die sie bisher vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hatten.
MZEE.com: Wo liegen deine Anfänge als Producer? Wie bist du zu HipHop und zum Produzieren gekommen?
Sixcube: Ich habe im Alter von sechs Jahren mit Klavier angefangen und auf dieser Grundlage habe ich komponiert und begonnen, Songs zu schreiben. Damals war ich ein großer Huss & Hodn-Fan und habe die Mixtapes gepumpt. Da in diesen Instrumentals viel gesampletes Klavier war, suchte ich mir HipHop-Instrumentals mit Drums und spielte meine eigenen Chords darüber. Im Alter von 15 Jahren habe ich mir dann Cubase gekauft und programmierte erste Drumloops. Da in meinem Freundeskreis viel geskatet und gesprayet wurde, konnte ich meine ersten HipHop-Beats über eine Bluetooth-Box am Skatepark laufen lassen und mir Feedback einholen. Zwischenzeitlich habe ich als Barpianist Geld verdient und mein Abitur absolviert. Nach meinem Abitur entdeckte ich Figub Brazlevič und seine "Oldschool Future"-Platte und verliebte mich sofort in den Style. Ich schrieb ihm und fragte, ob er Keys bräuchte. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten und als ich im Alter von 19 Jahren nach Berlin zog, trafen wir uns gleich noch am ersten Tag. Ab dem Zeitpunkt bestätigte sich mein Weltbild und mit Figub als Partner hatte ich eine tolle Anlaufstelle für Kontakte, von der ich heute noch schöpfen kann.
MZEE.com: Du hast nicht nur das Debüt von SERO produziert – es haben auch schon bekanntere Acts wie Manuellsen oder Fler auf deinen Beats gerappt. Was möchtest du mit deiner Musik in nächster Zeit noch erreichen?
Sixcube: Ich möchte gerne mehr Vielfalt in den HipHop bringen. In der Zeit von Autotune, Halftime und Plug-Beats klingen viele Produktionen maschinell und ähnlich. Ich möchte dem gerne entgegenwirken und wieder mehr Instrumente in die Beats reinbringen. Ich arbeite derzeit mit verschiedenen Newcomern zusammen und entwickle gemeinsam mit ihnen neue Soundkonzepte. Ich bin selber gespannt, wohin es mit meiner Musik geht – in nächster Zeit möchte ich als Sixcube freshe Projekte auf die Beine stellen. Unter anderem werde ich eine Klavier-EP auf den Markt bringen.
MZEE.com: Du bildest gemeinsam mit Lai Raw das Produzenten-Duo Dope est Dope. Wie unterscheidet sich die Arbeit allein vom gemeinsamen Produzieren eines Beats?
Sixcube: Bei Dope est Dope unterscheidet sich die Vorgehensweise insofern, dass wir uns die Arbeit mehr aufteilen. Das heißt, ich mache das Sample und Lai Raw kickt die Drums. Wir sind als Dope est Dope mehr Künstler im eigenen Sinne, welche sich internationale Acts für ihre Tracks holen und diese mit ihnen zusammen entwickeln. Es hat Vorteile, wenn man eigene Beats produziert, da es nicht wirklich einen Leistungs- oder Zeitdruck gibt. Gleichzeitig gibt es keine Reflektion und es ist leichter, sich in einem Sound zu verlieren, anstatt konstruktiv Fortschritte in der Produktion zu machen.
MZEE.com: Wie hat sich dein Equipment seit deinen Anfängen verändert?
Sixcube: Angefangen habe ich mit Cubase, bevor ich dann zu Logic gewechselt habe. Zu Beginn habe ich mir eine UR22 Steinberg-Soundkarte geholt und bin später auf Uad Apollo umgestiegen. Generell ist das Equipment immer besser geworden, auch die Plugins werden immer mehr und hochwertiger. Der Progress hört nicht auf in der digitalen Welt.
MZEE.com: Zum Abschluss noch eine Frage zu anderen Produzenten: Welches ist in deinen Augen das beste Instrumental überhaupt, das nicht von dir stammt?
Sixcube: RJD2 – Smoke and Mirrors.
(Daniel Fersch & Lukas Päckert)
(Grafiken von Puffy Punchlines, Logo von KL52)
Du bist der Meinung, Du oder jemand, den Du kennst, sollte sich unserem Soundcheck unterziehen? Wir freuen uns über Bewerbungen oder Empfehlungen mit dem Betreff "Soundcheck – *Künstlername*" an daniel@mzee.com.