Seit dem Battle Stadtverbot in ganz Deutschland.
Und das geht mir alles so am Arsch vorbei!
Spätestens seit ihrem Live-Battle gegen Nedal Nib im Jahr 2017 ist Pilz szeneintern jedem ein Begriff. Die Folgen waren ein ausuferndes Medienecho, ein großer Shitstorm und sogar Morddrohungen. Doch von alldem ließ sich die Lübeckerin nicht einschüchtern. Auch auf ihrem neuen Album "Tod/Geburt" nimmt sie wieder kein Blatt vor den Mund und scheut kontroverse Themen genauso wenig wie deftige Punchlines.
Ihre Grundhaltung bleibt dabei "I Don't Give a Fuck". Pilz erzählt von ihrem wenig glamourösen Leben in der Gosse, wo Dummschwätzer gerne mal ein paar auf die Backen bekommen. Ihre Wurzeln als Battlerapperin merkt man ihr dabei stets an. Säckeweise wirft sie dem lyrischen Du Punchlines an den Kopf, aber auch raptechnisch weiß die Künstlerin zu beeindrucken. Ihr Stimmeinsatz passt sich variabel an die instrumentalen Gegebenheiten an und ihr Flow sitzt zu jeder Zeit wie angegossen. Tracks wie "Flexen" mit ÈSMaticx und Lumaraa oder "Nachtaktiv" zeugen besonders eindrucksvoll von den ausgereiften Rapfertigkeiten der Protagonistin. Thematisch kann "Tod/Geburt" ebenfalls einiges bieten. Pilz gibt eindrückliche Einblicke in das Leben in Armut, äußert sich aber auch an vielen Stellen politisch. "Made in China" etwa rechnet ab mit Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Die direkte und ehrliche Art der Rapperin gibt ihren Texten dabei stets besonderes Gewicht und Durchschlagskraft. Lediglich die Beats, welche allesamt von Rypzylon stammen, verblassen neben Pilz' Präsenz etwas. Zwar folgen die Instrumentals nicht blind aktuellen Trends, doch können sie – zwischen repetitiven Samples und elektronischem Gedudel – nur wenig zum ästhetischen Gesamtkonzept der Platte beitragen.
Pilz' drittes Studioalbum knüpft nahtlos an ihren bisherigen Werdegang an – und das ist gut so. Denn sie besetzt mit der Verbindung von hartem Battlerap und politischer Aussage eine interessante und wichtige Nische im Deutschrap, die in der nihilistischen Grundhaltung der aktuellen Reimegeneration gerne mal zu kurz kommt.
(Florian Peking)