Die Nuttensöhne provozieren, weil sie dumm sind.
Bis es sie umbringt …
Manuellsen ist einer dieser Rapper, deren Interviews mehr Aufmerksamkeit erregen als ihre Musik – was schade ist, denn der Ruhrpotter hat neben ordentlichen Rapskills auch eine der besten Gesangsstimmen der Szene. Auf diese setzt er auf dem neuen Projekt "NJC" mit Micel O aber nur vereinzelt. Stattdessen hauen die beiden auf ihrem Kollabo-Album ordentlich auf die Kacke. Sie laden den Hörer ein nach "New Jack City" …
Wie die Titelanlehnung an den US-Gangsterfilm bereits verdeutlicht, behandeln Manuellsen & Micel O hier vorrangig Kriminalität und Gewalt. Um dem actiongeladenen Charakter dieses Ansatzes gerecht zu werden, bemühen sich beide Protagonisten um einen möglichst straighten Rap-Stil. So gehen die meisten Parts ordentlich nach vorne und klingen skilltechnisch recht beeindruckend. Vor allem Manuellsen merkt man hierbei seine langjährige Erfahrung an, rappt er doch mit einer einnehmenden Präsenz und einiger stilsicherer Varianz. Die ersten paar Songs macht das auch noch Spaß und reißt mit, doch schon bald ist die sprichwörtliche Luft raus – dann nämlich, wenn klar wird, dass die beiden Künstler nicht allzu viel zu sagen haben. Die harten Representer- und Battletracks wechseln sich zwar ab mit Club-Bangern und Songs über Sex, doch haben sie alle eines gemeinsam: Textlich werden selten mehr als Gemeinplätze abgehandelt. Analog dazu bringen auch die Beats wenig frischen Wind. Sie schmiegen sich häufig bereitwillig dem Zeitgeist an und verarbeiten allerlei Trap-Einflüsse zu einem relativ gleichförmigen Sound. Eine angenehme Ausnahme bildet der Titeltrack "New Jack City": Für dieses Instrumental wurde das Theme des Videospiels "GTA: San Andreas" kreativ geflippt und zu einem epischen Westcoast-Anthem verarbeitet.
Manuellsen & Micel O machen mit ihrem gemeinsamen Album vieles richtig. Sie rappen versiert und zugleich hungrig, was gut zu dem zugrundeliegenden Ganoven-Motiv passt. Doch fehlt es ihrem Sound an Eigenheiten. Etwas mehr Tiefgang sowie eine größere textliche und instrumentale Vielfalt – und "NJC" hätte wahrlich ein Gangster-Epos werden können.
(Florian Peking)