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Last but released

Last but released: 05 /​ 18 – mit Supreme.Frost & !llflow, Otto Normal & Jesen

"Last but released" stellt Euch kurz und knapp drei Releases aus dem letz­ten Monat vor, die auf­grund der Releas­e­flut in der hie­si­gen Rap­sze­ne nicht die nöti­ge Auf­merk­sam­keit bekom­men. Die­ses Mal mit Supreme.Frost & !llflow, Otto Nor­mal & Jesen.

Monat für Monat bringt die deut­sche Rap­sze­ne mehr Releases her­vor, als ein ein­zel­ner Mensch über­haupt hören kann. Auch uns als Redak­ti­on geht es da nicht anders. So fal­len bei der Flut an Neu­erschei­nun­gen immer wie­der Wer­ke unter den Tisch, denen man lie­bend gern noch sei­ne Auf­merk­sam­keit geschenkt hät­te. Letz­te­res möch­ten wir hier­mit machen und Euch genau die Plat­ten näher­brin­gen, die ansons­ten viel­leicht nicht so sehr im Fokus ste­hen. Kurz und knapp vor­ge­stellt am Ende jedes Monats, sind die­se Wer­ke "Last but released".

 

Supreme.Frost & !llflow – Noch Rap?

"Back zu den Zie­len, ich mach' Rap, den ich lie­be. Und ich lass' mir die Kul­tur auch von dem Rest nicht ver­mie­sen." Auch wenn !llflow sich in die­ser Zei­le – wie auf etli­chen wei­te­ren sei­ner EP "Noch Rap?" – auf den von ihm ver­ach­te­ten kon­tem­po­rä­ren Sound à la Trap und Cloud Rap bezieht, ist es haupt­säch­lich er selbst, der offen­bar ande­ren ihre Lieb­lings­mu­sik ver­mie­sen will. Fern­ab von jeg­li­cher Beach­tung neu­er und aktu­el­ler Sounds klingt er auf amt­li­chen, doch leicht ange­staub­ten Boom bap-​Beats von Supreme.Frost wie ein Ewig­gest­ri­ger. Aus tech­ni­scher Sicht ist !llflow sicher­lich nicht der Schlech­tes­te. Wer 2018 aller­dings nicht nur größ­ten­teils Rap über Rap macht, son­dern auch noch haupt­säch­lich dar­über, wie schei­ße die­ser doch gewor­den ist, der ist ent­we­der über­trie­ben kon­ser­va­tiv oder schlecht infor­miert – vor allem aber äußerst unkreativ.

 

Otto Nor­mal – Wie­der wir

Ent­ge­gen ihres Namens bie­ten Otto Nor­mal ein Sound­bild, das so gar nichts mit übli­chen Nor­men zu tun hat. Die fünf Frei­bur­ger ver­schrei­ben sich einer Syn­er­gie aus Deutschrap und Pop, die sie mit einer Art orches­tra­ler Auf­ma­chung unter­ma­len. The­ma­tisch bleibt man dabei häu­fig in pathos­rei­chen Bil­dern über Lie­be und der Kri­tik an sel­bi­ger. Ab und an ist das zwar ein wenig zu kit­schig, doch über wei­te Stre­cken zeigt der Front­mann sein Talent für cle­ve­re Meta­phern zu schwie­ri­gen The­ma­ti­ken. Dabei bin­det man auch Feature-​Gäste wie Cha­ku­za oder Nico Sua­ve mehr als pas­send ein. So ver­fügt das drit­te Studio-​Album "Wie­der wir" über ein Gesamt­kon­zept, das es in die­ser Form viel­leicht nur sel­ten in der hie­si­gen Musik­land­schaft gibt – und so kön­nen Otto Nor­mal mit ihrer Musik abseits übli­cher Rap-​Dogmen überzeugen.

 

Jesen – Zwei Punkt Null

"Jesen? Der von damals? Von 'Der neue Wes­ten'?" – Die meis­ten, die von der neu­en EP des Düs­sel­dor­fers gehört haben, dürf­ten sich das Glei­che gefragt haben wie ich. Und ja, genau der Jesen, der mit sei­ner Crew schon vor über zehn Jah­ren bei "Feu­er über Deutsch­land" aktiv war, ist wie­der da. Pas­send dazu ist auch "Zwei Punkt Null" mit jeder Men­ge Nost­al­gie bela­den, erin­nert der Sound doch auf sehr char­man­te Art an Rap von vor ein paar Jah­ren. Sowohl hin­sicht­lich der Beat­aus­wahl als auch der Tech­nik scheint Jesen dem aktu­el­len Sta­tus quo hier etwas hin­ter­her­zu­hin­ken. Stö­rend ist dies aber kei­nes­wegs. Im Gegen­teil: Genau die­ser leicht rück­stän­dig anmu­ten­de Stil macht die kurz­wei­li­ge EP so unter­halt­sam und leicht ver­dau­lich. Der Neue Wes­ten ganz nach alter Schule.

(Stef­fen Bau­er, Sven Aum­il­ler, Dani­el Fersch)